16. März 2024, 8:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Gehören Sie zu den Menschen, die sich im Supermarkt gern vom ausgestellten Angebot inspirieren lassen? Oder kaufen Sie ganz gezielt – womöglich nach einer Liste – ein? In beiden Fällen will Rewe mit einem neuen digitalen Einkaufswagen das Shopping-Erlebnis optimieren. Der von einem israelischen Tech-Unternehmen entwickelte „Einkaufsbegleiter“ befindet sich aktuell in der Testphase, er prangt dabei als Tablet am physischen Einkaufswagen. TECHBOOK erklärt die Hintergründe.
Selbst im Stamm-Supermarkt kommt es natürlich mal vor, dass man ein gesuchtes Produkt nicht auf Anhieb findet. Nun durch die Reihen irren und womöglich etwas Zeit verlieren? Das mag der Lebensmitteleinzelhändler Rewe seinen Kunden offenbar nicht mehr zumuten. Ein digitaler Einkaufswagen in Form eines Tablets soll ihnen den Weg zur Ware weisen – und noch einiges mehr können als das.
Was kann der digitale Einkaufswagen von Rewe?
„Effiziente Produktsuche, Navigation durch den Markt und personalisierte Produktvorschläge“ – so die Kernkompetenzen der bereits in der Testphase befindlichen digitalen Einkaufswagen von Rewe. Mehr dazu ist in einer aktuellen Pressemitteilung nachzulesen.
Hinter der auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Technik des Tablets, das in der Veröffentlichung kurz Catch genannt wird, steckt das Unternehmen Catch Retail aus Israel. Anhand der gesuchten Produkte „versteht“ der digitale Einkaufswagen, was dem Kunden gefällt, und hilft ihm deshalb nicht bloß, diese zu finden, sondern schlägt auch darüber hinaus solche von möglichem Interesse vor. Dabei müssen Marktbesucher nicht erst umständlich eintippen, was sie auf ihrer Einkaufsliste haben – sie können diese laut Rewe auch einfach einscannen. Denn eine Kamera an der Rückseite des Tablets erkenne neben u. a. Barcodes auch handgeschriebene Zettel.
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Echtzeitdaten für verbessertes Service-Angebot
Das Ganze soll Kunden Zeit sparen und vor allem soll ein „intuitives Einkaufserlebnis entstehen“. Während also Offline-Shopper bislang wohl noch von den immer gleichen Angeboten angesprochen waren, gehe Catch über diese typischen hinaus – „es denkt das Einkaufs-Erlebnis neu“, so Catch-Retail-CEO Shlomi Dayan dazu. „Unsere KI-basierte Plattform personalisiert den Einzelhandel, indem durch die Berücksichtigung individueller Präferenzen eine beispiellose Bequemlichkeit und Effizienz im Einkaufsprozess entsteht.“
Kunden müssen sich um ihre zur Verfügung gestellten Daten, die ohnehin nicht dauerhaft gespeichert würden, keine Sorgen zu machen. Denn persönliche (z. B. Namen und Alter) müssen nicht eingegeben werden, um etwa das Tablet freizuschalten. Dennoch bedeuten die Informationen für den Markt kurzfristig „bessere Insights“, welche sich perspektivisch für ein ausgeweitetes Service-Angebot nutzen lassen sollen. Das erklärt einer der Filialleiter des Rewe-Standorts in Köln-Bickendorf, an dem Catch aktuell als Pilotprojekt getestet wird.
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Kein Kontakt mehr zum Mitarbeiter gewünscht?
Bleibt dennoch die Frage nach dem Warum. Denn wohl die wenigsten Menschen, die offline einkaufen gehen, tun das, um dann doch mit einem technischen Gerät herumzuhantieren. Und ständige Produktvorschläge können bereits im online geprägten Alltag genug auf die Nerven gehen. Wobei man auf der anderen Seite sagen muss: Es könnte ein Menü sicherlich veredeln, wenn der digitale Einkaufswagen etwa anhand der gesuchten Hauptkomponenten eines Gerichts Zusätzliches empfiehlt, das dann womöglich sogar im Angebot ist.
Ähnlich ambivalent sieht TECHBOOK das mit der Produktsuche. Wie eingangs erwähnt, könnten Kunden sich auch einfach an einen „echten“ Mitarbeiter wenden. In der Kölner Filiale jedenfalls seien Mitarbeiter „auf der Fläche immer ansprechbar – und das wird auch so bleiben“, heißt es von Rewe. Anders wird es auch nicht gehen: Bereits die Nutzung der Selbstbedienungskassen, die es immerhin seit geraumer Zeit gibt, benötigt doch noch regelmäßig die Unterstützung durch das geschulte Ladenpersonal. Auch gilt es wahrscheinlich, ein Auge auf einen sachgemäßen Umgang mit den Devices zu haben.
Bleibt also abzuwarten, wie das Projekt ankommt. Davon dürfte abhängen, ob es auch im Rest von Deutschland Einzug halten wird.