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Teleshopping-Sender

Wer steckt hinter QVC und HSE?

Studio des Teleshopping-Senders QVC
TECHBOOK hat alle Infos zu den Teleshopping-Sendern QVC und HSE Foto: picture alliance / dpa | Marcel Kusch
Freie Redakteurin

13. Juni 2024, 17:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ob Kleidung, Schmuck oder Parfüm – das Prinzip vom Teleshopping (auch: Homeshopping) dürfte hinreichend bekannt sein: Die auf dem Bildschirm vorgeführten Produkte können Zuschauer bequem von der Couch aus kaufen. Und das tun sie! TECHBOOK geht genauer darauf ein und stellt die derzeit bedeutendsten Teleshopping-Sender QVC und HSE vor.

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In Zeiten von Onlineshopping wirken sie wie aus der Zeit gefallen? Von wegen. Teleshopping-Sender machen in Deutschland seit einigen Jahren Rekordumsätze. 2022 erwirtschafteten QVC, HSE und Co. laut Schätzungen des Verbands Privater Medien (VAUNET) insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro, somit deutlich mehr als zehn Jahre zuvor (ca. 1,56 Milliarden Euro). Das zeigt eine bei Statista veröffentlichte Erhebung zur Umsatzentwicklung durch Teleshopping in Deutschland zwischen 1997 und 2022. Ein guter Grund, die besonders bekannten Vertreter der Branche vorzustellen.

Die wichtigsten Infos zu QVC

Die Teleshopping-Sender QVC und HSE gehören nicht zusammen. Man nennt sie jedoch oft in einem Atemzug, was an zahlreichen Überschneidungen der beiden liegen dürfte. Der US-amerikanische Unternehmer Joseph Segel hat die Firma 1986 in West Chester (Pennsylvania) gegründet. Seit 2003 ist sie, wie auch u. a. die Einzelhandelsmarken HSN, Ballard Designs und Frontgate, im Besitz der Qurate Retail Group. Diese war zuvor lang unter dem früheren Namen Liberty Media bekannt. „Die Qurate Retail Group ist der größte Player im vCommerce“, kann man dazu auf der QVC-Website nachlesen.

Den deutschen QVC-Standort mit Sitz in Düsseldorf gibt es seit 1996. Er sendet 17 Stunden am Tag live, und auch darüber hinaus sind laut Angaben des Senders Mitarbeiter an der Hotline oder per E-Mail rund um die Uhr erreichbar. Die Produktpalette reicht neben Kleidung und Artikeln aus dem Bereich „Beauty & Vitalität“ über Küchenutensilien und Genussmittel bis hin zu Accessoires (Schmuck und Uhren). Beim Abkömmling QVC Zwei kann man die „beliebtesten Produkte und TV-Shows von QVC“ noch mal in der Zusammenfassung sehen. Der andere, QVC Style, versteht sich als Frauensender und stellt Mode, Pflegeprodukte, dekorative Kosmetik, Schuhe, Schmuck und „die optimale Nahrungsergänzung“ in den Fokus.

Bekannte Gesichter – manchmal im Wechsel von QVC zu HSE

Bei seinen Moderatoren legt QVC Wert auf eine „anschauliche und kompetente Produktberatung“. Dabei waren die Frauen und Männer vor der Kamera zuvor nicht unbedingt auf Verkaufsflächen von Modehäusern anzutreffen. Angie Herzog etwa, ein langjähriges Team-Mitglied und übrigens Halterin einer Privatpilotenlizenz, hat vorher als Journalistin gearbeitet.

Angie Herzog, Moderatorin bei QVC
Angie Herzog ist seit 2005 Moderatorin bei QVC. Foto: picture alliance / dpa | Marcel Kusch

Manch einer könnte QVC noch mit Unternehmerin Judith Williams in Verbindung bringen. Die in Deutschland geborene US-Amerikanerin hat zu Beginn ihrer TV-Karriere als Verkaufsmoderatorin bei QVC gearbeitet. Allerdings ist sie schon seit 2001 für HSE im Einsatz. 2007 hat sie ihr eigenes Unternehmen (Judith Williams GmbH) sowie die Kosmetikmarke Judith Williams Cosmetics gegründet.

Judith Williams, frühere -Verkaufs-Moderatorin bei QVC und HSE24
Hat das Verkaufs-Gen: Die frühere QVC- und HSE24-Moderatorin Judith Williams. Foto: Getty Images/Hannes Magerstaedt

Auch Modeschöpfer Thomas Rath ist im Verlauf seiner Teleshopping-Präsenz zweigleisig gefahren. Nach sieben Jahren bei QVC hat HSE ihn 2022 abgeworben und damit ein erklärtes Ziel verfolgt: die eigene Modekompetenz auszubauen. Zu Beginn mag man Rath für seine Identifikation mit dem Thema Teleshopping belächelt haben. Doch wie man auch im Branchenblatt „Textilwirtschaft“ nachlesen kann, taten es seinem Vorbild immer mehr Kreative nach. Unter anderem die deutschen Modedesignerinnen Eva Lutz, Jette Joop und Uta Raasch sowie der polnische Kollege Dawid Tomaszewski vertreiben Kollektionen bei HSE.

Was man über HSE wissen sollte

Sie kannten den Sender vielleicht noch als HSE24. Im Jahr 2021 trennte er sich von den Zahlen im Namen und damit einherging eine komplette Markenüberarbeitung. HSE soll seither für die Abkürzung des neuen Claims „Here Shopping Entertains“ (auf Deutsch etwa: „Hier sorgt Shopping für Unterhaltung“) stehen. Was er bedeutet – mehr Fokus auf Social Commerce und die bei HSE wirkenden Persönlichkeiten – sei es gewesen, was Designer Thomas Rath ursächlich zum Wechsel bewogen haben soll. „Mich hat der Lifestyle-Gedanke bei HSE überzeugt“, erklärte er damals der „Textilwirtschaft“, „sowie der Entertainment-Ansatz, der in den Shows herrscht.“ Neben ihm gehört unter anderem der deutsche Designer Marcel Ostertag zu den sogenannten „HSE-Creators“.

1995 ging HSE live – als erster Teleshopping-Kanal in ganz Deutschland – und sendete damals unter dem Namen H.O.T. (Home Order Television). Heute gehört der im bayerischen Ismaning sitzende Sender zu jeweils 77 und 15 Prozent den Investmentgesellschaften Providence Equity Partners und Ardian; das Sender-Management hält 8 Prozent der Anteile. Zu HSE gehören HSE Extra, wo Teile des originalen Programms wiederholt werden, und HSE Trend, das sich auf Mode und Accessoires konzentriert. Mit seinen drei Sendern erreicht HSE nach eigenen Angaben pro Jahr rund 45 Millionen Haushalte in der DACH-Region. Wie „Textilwirtschaft“ berichtet, steigerte HSE seinen Umsatz zwischen 2021 und 2022 um fünf Prozent auf rund 848 Millionen Euro.

HSE24 ist seit einigen Jahren HSE
HSE (ehemals HSE24) hat zusammen mit seiner Umbenennung einen kompletten Marken-Relaunch vorgenommen. Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Was Teleshopping so erfolgreich macht

Teleshopping-Sender haben sich vom Onlineshopping also alles andere als verdrängen lassen. Da musste offenbar selbst Online-Riese Amazon Prime reagieren und hat sein Portfolio um einen eigenen Live-Shopping-Kanal ergänzt. Der Erfolg des Teleshopping dürfte sich unter anderem damit erklären, dass QVC, HSE und rund 15 weitere in Deutschland relevante Sender eine leicht abweichende Zielgruppe ansprechen. Doch sie gehen mit der Zeit und bieten ihre Produkte längst auch online an.

Laut dpa-Informationen hat der Großteil der demnach meist weiblichen, alleinlebenden Kundschaft das 50. Lebensjahr überschritten und ist vor allen Dingen eins: treu. Kundenbindung wird beim Teleshopping ganz großgeschrieben. Wie man in einem Fact-Sheet von QVC nachlesen kann, generiert der Verkaufskanal 96 Prozent seines Umsatzes durch Stammkunden – diese bestellen demnach durchschnittlich 26 Artikel pro Jahr.

Vertraute Ansprache, „tolle Rabatte“, Superlative und Verknappung

Besonders wichtig für ihren Erfolg sind die Moderatoren der Teleshopping-Sender. Sie präsentieren sich als gute Bekannte – sie sind schließlich ständig im Programm zu sehen – und untermauern Kaufempfehlungen mit persönlichen Bemerkungen. Und sie schaffen es, bei ihren vertrauensvollen Zuschauern Begehrlichkeiten zu wecken. Es würden zumeist Produkte gekauft, „die eine Lösung für ein Problem bieten, von dem man vorher gar nicht wusste, dass man es hatte“. So erklärt es ein Experte der dpa.

Wer stichprobenartig in das Programm von QVC oder HSE schaltet, wird wahrscheinlich direkt auf den erstaunlich günstigen Preis eines hochgelobten Produkts hingewiesen, das es jedoch nur noch in sehr geringer Anzahl gebe. Es ist auch diese (womöglich künstliche) Verknappung, die Zuschauer die Telefonnummer des Teleshopping-Senders wählen oder das Angepriesene online bestellen lässt.

Mehr zum Thema

Lohnt es sich?

Stiftung Warentest hat das Thema Teleshopping vor einigen Jahren beleuchtet. Damals schnitt der Service-Aspekt in der Beurteilung auffällig gut ab. QVC, HSE und der ebenfalls getestete Channel 21 (damals noch mit dem Namen RTL-Shop) wickelten Bestellungen demnach ordnungsgemäß und in einem vernünftigen Zeitrahmen ab. „Lobenswert ist, dass alle Anbieter den Kauf per Rechnung anbieten, was die meisten Kunden auch in Anspruch nehmen“, schreiben die Verbraucherorganisation weiter. Dafür lieferten die untersuchten Produkte mitunter „eine geradezu jämmerliche Vorstellung“. Alle Details zur Untersuchung erfahren Sie hier.

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