25. Januar 2024, 10:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ebay schließt sich einem aktuellen Trend in der Tech-Branche an und startet das neue Jahr mit Massenentlassungen. In einem internen Memo wendet sich CEO Jamie Iannone an die Belegschaft und begründet die Sparmaßnahmen.
Ebay gehört neben Kleinanzeigen, Vinted und Momox zu den bekanntesten Secondhand-Verkaufsplattformen in Deutschland. Doch obwohl das US-amerikanische Unternehmen im dritten Quartal von 2023 einen Gewinn von 1,3 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete, plant Ebay nun massive Entlassungen. Noch im Januar soll fast jeder zehnte Mitarbeitende in den USA seinen Arbeitsplatz räumen. In einem internen Memo kündigte Ebay-CEO Jamie Iannone die „wichtigste und schwierigste“ Entscheidung an, knapp 1000 Vollzeitangestellte zu entlassen. Und das ist noch nicht alles.
Fast 10 Prozent weniger Angestellte
Die Kündigungen sollen sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Auch externe Mitarbeitende sollen wohl künftig betroffen sein. Zu der genauen Anzahl der externen Entlassungen hält sich Ebay aber noch bedeckt. Das Ziel ist „ein fokussierteres, agileres und reaktionsschnelleres Ebay“, „ein Ebay, das besser in der Lage ist, unser Ziel, wirtschaftliche Chancen für alle zu schaffen, voranzutreiben“, schrieb Iannone in der Mitteilung an die Belegschaft am 23. Januar 2024.
Die von der Kündigung betroffenen Mitarbeitenden, immerhin 9 Prozent der gesamten Belegschaft, sollen demnächst informiert werden. Da der Kündigungsschutz in den USA kaum gesetzlich geregelt ist, gibt es in vielen Bundesstaaten keine verpflichtende Kündigungsfrist. Eine Begründung für die Kündigung muss der Arbeitgeber oft ebenfalls nicht vorlegen. Informationen über mögliche Abfindungen und deren Höhen sind nicht bekannt. Zu der Frage, ob die Jobs flächendeckend oder verstärkt in bestimmten Bereichen wegfallen, äußerte sich das Unternehmen ebenfalls nicht.
Entlassungen trotz Milliarden-Gewinn
Mit dieser Verschlankung im Personalbereich möchte Ebay auf „ein langfristiges, nachhaltiges Wachstum“ setzen. Offenbar kämpft Ebay mit den gleichen Problemen wie viele andere Tech-Unternehmen seit der Pandemie. Einerseits entstanden seit 2020 in der Branche viele Stellen, sodass auch bei Ebay der Personalbereich schnell wuchs. Andererseits entpuppen sich die Umsatz- bzw. Gewinn-Erwartungen nun als zu optimistisch, sodass sich der Personalstand zum schwer tragbaren Kostenpunkt entwickelt.
Dementsprechend heißt es in dem Memo: „Wir machen zwar Fortschritte bei der Umsetzung unserer Strategie, aber unser Personalbestand und unsere Ausgaben sind insgesamt schneller gewachsen als unser Geschäft. Um dem entgegenzuwirken, führen wir organisatorische Veränderungen durch, die bestimmte Teams zusammenführen und konsolidieren, um das End-to-End-Erlebnis zu verbessern und die Bedürfnisse unserer Kunden auf der ganzen Welt besser zu erfüllen.“
Ebay bewegt sich aber nicht nur wegen der allgemeinen Wirtschaftslage in einem „schwierigen makroökonomischen Umfeld“. Amazon und chinesische Billig-Shops wie Temu und Shein sind international wie auch in Deutschland eine starke Konkurrenz. Aber auch Amazon hatte erst kürzlich hunderte Entlassungen bei Twitch und Prime Video angekündigt, wie TECHBOOK berichtete.
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Negative Folgen für Ebay-Kunden?
Das selbsterklärte Ziel von Ebays Entlassungen ist, mit schlankeren Teams effizienter zu arbeiten und Entscheidungen schneller zu treffen. Ob sich diese Maßnahmen aber tatsächlich positiv auf die Kunden auswirken werden, muss sich zeigen. Eine Anfrage von TECHBOOK zu möglichen Entlassungen in Deutschland und den Konsequenzen für deutsche Kunden blieb bisher unbeantwortet.
Ebay-CEO Iannone schreibt in dem Memo: „In den Bereichen, in die wir investieren, verzeichnen wir eine beständige Steigerung der Kundenzufriedenheit und eine deutliche Verbesserung unseres Wachstums im Vergleich zum Markt.“ Da Ebays Massenentlassungen nach aktuellem Stand vor allem US-amerikanische Mitarbeitende betreffen, ist zu hoffen, dass der deutsche Kundensupport und Käuferschutz nicht unter den Einsparungen leidet.