25. April 2024, 12:57 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Bequem von der Couch aus Lebensmittel bestellen, anstatt sich durch den Supermarkt zu quälen: Das machen moderne Lieferdienste möglich. Doch so komfortabel das Prinzip für Verbraucher sein mag – wirklich dauerhaft funktionieren will es anscheinend nicht. Zwei Anbieter müssen Sparmaßnahmen ergreifen und ziehen sich daher aus zahlreichen Märkten zurück, auch aus Deutschland.
Als der Lieferdienst Gorillas in Deutschland an den Start ging, schien das fast revolutionär. Per App bestellt, kamen – von frischem Obst und Gemüse über Gebäck bis hin zu Kühlwaren – die gewünschten Lebensmittel direkt an die Tür. In weniger als 10 Minuten! Doch bald machte Gorillas vor allem Negativschlagzeilen (Mitarbeiterproteste, rote Zahlen). 2022 hat ihn der türkische Dienst Getir übernommen. Die Apps beider Anbieter sahen komplett identisch aus und auch die Lager wurden von beiden gleichermaßen genutzt. Das hat nun aber ein Ende, denn sowohl Getir als auch das dazugehörige Gorillas stellen ihren Dienst in Deutschland ein.
Lieferdienst Getir zieht sich offenbar aus Deutschland zurück
Überraschend kommt die Entscheidung nicht. Seit Wochen wird über die Zukunft der Anbieter und die der Angestellten spekuliert. Bereits zum 15. Mai wollen Getir und Gorillas das Geschäft in Deutschland aufgeben. Auch in anderen Märkten wie Großbritannien und den Niederlanden stellen sie den Betrieb ein. Man wolle sich künftig komplett auf den türkischen Heimatmarkt konzentrieren, so der Plan und der Wunsch der Investoren.
Einige der rund 1800 Angestellten in Deutschland haben die Tage ihre Kündigung bekommen, die Lager sollen in den kommenden Wochen nach und nach geschlossen werden. Für die Mitarbeiter und Kunden ist das das traurige Ende einer bereits länger andauernden Krise bei Gorillas und Getir. Denn wie seine Konkurrenten Flink und Co. auch, produziert der türkische Schnelllieferdienst im Ausland offenbar massive Verluste. Das „Manager Magazin“ will aus internen Dokumenten von beinah 800 Millionen verbrannten US-Dollar (umgerechnet 753 Millionen Euro) im Jahr 2023 wissen.
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Abwärtstrend seit Monaten
Bis kürzlich war eine Übernahme des Lieferdienstes Flink durch Getir im Gespräch. Noch im März sah es danach aus, als könnte ein entsprechender Deal innerhalb weniger Wochen über die Bühne gehen. Auch hiervon berichtete das „Manager Magazin“. Doch nun ist Ende April und das Thema vom Tisch. Tatsächlich hat Getir bereits im August vergangenen Jahres erstmals mit einer Entlassungswelle von sich reden gemacht. Der Lieferdienst hatte selbst bekannt geben, sich von 2500 Mitarbeitern zu trennen. Kurz vorher hatte er sich aus den Märkten in Italien, Spanien und Portugal zurückgezogen.