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Untersuchung der EU-Kommission

Zwei Drittel der Online-Shops mit fragwürdigen Kundenbewertungen

Online-Shopping
Vielen Bewertungen in Online-Shops sollte man nicht trauen Foto: Getty Images
dpa

30. Januar 2022, 15:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fünf Sterne? Bei vielen Kundenbewertungen im Netz ist Skepsis geboten. Laut einer Untersuchung im Auftrag der EU-Kommission fehlt es den Internetseiten häufig an Transparenz.

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Wer online etwas kaufen möchte, liest sich häufig auch die Bewertungen der Kunden zu Produkten und Anbieter durch. Doch allzu viel sollten Nutzer nicht auf diese Kundenbewertungen in Online-Shops geben, wie nun deutlich wurde.

Kundenbewertungen in Online-Shops oft nicht vertrauenswürdig

Die Kundenbewertungen auf zahlreichen Internetseiten und Online-Shops in der EU sind einer Untersuchung zufolge möglicherweise nicht vertrauenswürdig. Bei fast zwei Dritteln der untersuchten Webseiten gebe es entsprechende Zweifel, teilte die EU-Kommission mit.

Für den Bericht hatten nationale Verbraucherschutzbehörden 223 Internetseiten wie Online-Shops, Suchmaschinen und Preisvergleichsdienste unter die Lupe genommen. Konkrete Namen der Seiten wurden nicht genannt.

Webseiten müssen handeln

Bei 144 Seiten konnten die Behörden den Angaben zufolge nicht bestätigen, dass die Portale ausreichend überprüft haben, ob Kunden die Produkte auch tatsächlich genutzt haben, bevor sie im Online-Shop eine Kundenbewertung veröffentlichten. „Die heutigen Ergebnisse sind ein klarer Aufruf zum Handeln“, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders.

Zudem hieß es, dass 104 der 223 Webseiten und Online-Shops nicht darüber informierten, wie sie Kundenbewertungen sammeln und verarbeiten. 118 Seiten enthielten keine Informationen darüber, wie sie gefälschte Bewertungen verhindert wollen. Mindestens 55 Prozent der überprüften Webseiten verstoße zudem möglicherweise gegen die Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken, teilte die EU-Kommission mit. Damit die Webseiten diesbezüglich korrigieren und nachbessern können, sollen sich die nationalen Behörden mit den betreffenden Händlern in Verbindung setzen.

Stiftung Warentest kommt auf ähnliches Ergebnis

Auch die Stiftung Warentest beschäftigt sich immer wieder mit den Kundenbewertungen in Online-Shops. Im Zuge einer Recherche haben die Mitarbeiter inkognito für Agenturen gearbeitet, die Internet-Händlern Bewertungen zum Kauf anbieten. Zum Beispiel zehn Stück für 100 Euro. Als „Rezensentin“ oder „Rezensent“ erhält man dafür entweder ein wenig Geld. Oder man kann die Ware behalten oder günstiger kaufen.

Ein Ergebnis: Bei bewusst kritisch geschriebenen Online-Bewertungen mischten sich die Agenturen gleich ein. Zwei Drittel der Rezensionen wurden laut Stiftung Warentest so beeinflusst – und zwar zum Positiven für die Händler. Dabei durften manche Produkte nur anhand eines Fotos „beurteilt“ werden. Wurde Ware tatsächlich gekauft, um sie als einen „verifizierten Kauf“ zu qualifizieren, seien die Ausgaben von der Agentur erst erstattet worden, nachdem die Bewertung freigegeben war. Außerdem seien die Tester zum Teil von der Agentur angewiesen worden, gute Bewertungen anderer Rezensenten als „nützlich“ zu markieren.

Die Stiftung Warentest rät daher, dass sich Käufer in Online-Shops weniger auf die Kundenbewertungen verlassen, sondern vielmehr unabhängige Tests zu Rate ziehen sollten.

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Falsche Kundenbewertungen in Online-Shops erkennen

Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hält es grundsätzlich nicht für möglich, Fake-Rezensionen zu erkennen: „Diejenigen, die ein solches Geschäft betreiben, wissen um die Tricks und bauen zum Beispiel bewusst Fehler in den Text ein.“ Man könne aber Hinweise finden, etwa indem man andere Bewertungen des Rezensenten oder der Rezensentin liest: „Wenn das Profil nur Fünf-Sterne-Bewertungen hat, sollte man skeptisch werden.“

Teilweise helfen auch spezielle Suchmaschinen dabei, verdächtige Formulieren in Rezensionen zu finden. Die Webseite „ReviewMeta“ hilft beispielsweise dabei, gefälschte Kundenbewertungen im Online-Shop von Amazon zu enttarnen. Wie das Tool genau funktioniert und arbeitet, können Sie im Artikel „Gefälschte Amazon-Bewertungen ganz leicht enttarnen“ nachlesen.

Kommt einem eine Online-Rezension verdächtig vor, kann man diese zudem melden. Um Fälschungen wirklich effektiv zu bekämpfen, sei das jedoch nicht ausreichend, meinen Experten. Das Bundeskartellamt kommt nach einer Sektoruntersuchung zu dem Schluss, dass „viele Portale deutlich mehr gegen die Veröffentlichung gefälschter Bewertungen tun könnten.“ Die meisten verwendeten bislang lediglich Wortfilter oder verließen sich auf nachträgliche Meldungen auffälliger Bewertungen.

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