16. Februar 2024, 16:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ebay gehört heute zu den größten, im Internet tätigen Unternehmen. Nahezu jeder hat schon einmal etwas von der Plattform gehört oder auf ihr verkauft bzw. gekauft. Dabei war der Start von Ebay alles andere als spektakulär.
Amazon, Apple, Google, Facebook/Meta – und was ist mit Ebay? Betrachtet man die Umsatzstärke dieser Internetgiganten, ist das (nicht nur) nach eigenen Angaben größte Internetauktionshaus der Welt wohl eher ein kleiner Fisch angesichts eines Umsatzes von „nur“ 10,02 Milliarden im vergangenen Jahr. Schließlich brachten es Amazon (574,8 Mrd.), Apple (383,3 Mrd.) Google (305,6 Mrd.) und Facebook (134,9 Mrd.) auf das bis zu 57-fache. Geht es aber um die Bekanntheit und das Image dieser Marken, dürfte Ebay sich durchaus auf Augenhöhe bewegen mit den genannten Konkurrenten.
Das jedenfalls ergab vor einigen Jahren eine Studie der Beratungsagentur Fittkau und Maaß Consulting GmbH zum Nutzerverhalten und der beherrschenden Position der fünf Internetriesen. Die Befragten sollten damals beantworten, wie sie die dominante Stellung der Big Five bewerten würden. 45 Prozent beurteilten die Rolle von Facebook als „sehr bedenklich“, während aber nur 17,9 Prozent der Umfrage-Teilnehmer Ebay kritisch sahen – der niedrigste Wert der Umfrage. Nun mag die Aussagekraft der Studie aufgrund ihres Alters gewiss nicht repräsentativ sein. Kaum jemand aber wird bestreiten, dass wer „Internetauktion“ sagt, in den meisten Fällen wohl Ebay meinen wird. Doch wie gelangte die Plattform zu solcher Popularität? Ein Rückblick.
Ebay entstand in der Wohnung eines einzelnen Mannes
Aber auch wenn Ebay heute Weltruf genießt, so hat doch alles ganz klein angefangen. Am ersten Spätsommer-Sonntag im September 1995 nämlich, als im kalifornischen San José der damals 28-jährige Programmierer Pierre Omidyar, der u. a. auch schon für Apple gearbeitet hatte, in seiner Wohnung die Software für ein von ihm geplantes Online-Auktionshaus programmierte. Nur einen Tag später, am 4. September, ging Auctionweb, wie das spätere Ebay damals noch hieß, online. In den folgenden Jahren sollte Auctionweb bzw. Ebay so rasant wachsen, dass bereits 1998 der Börsengang erfolgte und man 1999 das damalige deutsche Auktionshaus Alando kaufte.
Und so ging es in der Folgezeit auch weiter. Internationale Konkurrenten, aber auch andere Online-Börsen sowie -Dienste, darunter PayPal (2002), mobile.de (2004) und Skype (2005), wurden aufgekauft, übernommen und teilweise auch wieder veräußert. So erlangte Ebay innerhalb kurzer Zeit international immer größere Bedeutung und wurde letztlich auch in Europa, und vor allem in Deutschland, zur Instanz. Heute ist Ebay weltweit auf 190 Märkten vertreten.
2009 wollte das Unternehmen mit Ebay-Kleinanzeigen in Deutschland „back to the basics“ gehen und Privatkunden eine weitere, zusätzliche Verkaufsplattform bieten. 2021 aber verkaufte man diese Plattform, die heute nur noch „Kleinanzeigen“ heißt, bereits wieder. Käufer war der norwegische Internetkonzern Adevinta, der der größte Betreiber von Online-Kleinanzeigenportalen weltweit ist.
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Von der Auktion zum Festpreisverkauf
Mit dem ständigen Wachstum musste sich auch die ursprüngliche Ausrichtung von Ebay ändern. Die ursprüngliche Idee war es, ausschließlich privaten Verbrauchern eine Online-Plattform zur Verfügung zu stellen, wo diese gebrauchte Waren verkaufen bzw. kaufen konnten. Es handelte sich um ein klassisches Consumer-to-Consumer-Geschäft (engl. für „von Verbraucher zu Verbraucher“), wie man es auch von einem traditionellen Flohmarkt kennt. Mit dem stetigen Wachstum wurde der digitale Marktplatz aber auch für kommerzielle Anbieter von Neuware interessant. So entschloss sich Ebay schließlich, die Plattform auch dem Business-to-Consumer-Prinzip (kommerzieller Anbieter zu Verbraucher) zu öffnen.
Dafür allerdings bedurfte es einer weiteren Änderung. Ursprünglich sah das Verkaufsprinzip von Ebay einen Verkauf gegen Höchstgebot vor. Kurz erklärt: Ein Anbieter einer Ware macht ein Angebot, für das er eine Gebühr bezahlt, gibt einen Startpreis für die entsprechende Ware (in Deutschland mindestens 1,00 Euro) und eine Laufzeit (bis zu zehn Tage) dieser Auktion vor. Potenzielle Kunden können nun auf dieses Angebot bieten. Wer schließlich bei Ablauf der Frist das höchste Gebot abgegeben hat, der hat die Ware verbindlich vom Verkäufer erworben, der die Ware nach Bezahlung versendet. Der Verkäufer zahlt an Ebay eine Provision in Höhe von aktuell elf Prozent des Verkaufspreises. Für den Käufer fallen außer dem Kaufpreis und ggf. den Versandkosten keine Gebühren an.
Logisch, dass für kommerzielle Anbieter von Neuware(n) ein Verkauf gegen Höchstgebot alles andere als eine besonders erstrebenswerte Praxis gewesen wäre. In der Theorie hätte es dann passieren können, dass der Verkäufer gezwungen gewesen wäre, seine neuen Artikel buchstäblich unter Wert verkaufen zu müssen. Die naheliegende Lösung: ein Verkauf zum Festpreis, oder, wie Ebay es nennt, „Sofort kaufen“. Diese Funktion gibt es seit 2011 bei Ebay, und an dem Geschäftsmodell – Festpreiskauf hier, Auktion dort –, hat sich bis heute nur wenig geändert. Eine Änderung aber sollte man noch erwähnen: Seit Anfang 2023 fallen für Privatverkäufer keinerlei Verkaufsgebühren mehr an.
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Ebays Image ist nicht kratzerfrei
Geradezu absurd und skurril mutete 2020 der Fall zweier Autoren eines Newsletters an, die kritisch über Ebay berichtet hatten. Weil diese Berichterstattung einigen Verantwortlichen beim Unternehmen nicht gefallen haben sollen, tyrannisierten Sicherheitsmitarbeiter des Internetauktionshauses die Autoren. So verschickte man nicht nur eine mit Kunstblut verschmierte Schweinemaske, sondern unter anderem auch noch lebendige Kakerlaken. Zudem versuchte man anonym, das Blogger-Ehepaar per Textnachrichten einzuschüchtern. 2021 war es zum Prozess gekommen, 2022 der Hauptangeklagte zu fünf Jahren Haft, 2024 Ebay zu einer Zahlung von drei Millionen Dollar verurteilt worden. 2025 wird es zu einem weiteren Prozess kommen, da das Blogger-Ehepaar eBay auch privat verklagt hat.
Dass das Unternehmen Ende Januar 2024 bekannt gab, weltweit beinahe jede zehnte Stelle abzubauen, um so 1000 Jobs einzusparen, dürfte weniger mit dieser Groteske zu tun haben. Ebay begründete den Schritt damit, dass Personalbestand und Ausgaben das Wachstum des Geschäfts mittlerweile überstiegen hätten.
Apropos skurril und grotesk: Vom Haufen Schrott über einen Weltkriegsbunker bis hin zum mumifizierten Fuß aus dem antiken Ägypten wurde bei Ebay bzw. beim ehemaligen Ebay Kleinanzeigen schon alles angeboten. Nicht immer aber war das alles ernst zu nehmen oder gar legal.