19. August 2021, 15:50 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf Amazon gibt es eine neue Betrugsmasche mit gefälschten Bewertungen. Das Kuriose daran: Arglose Kunden, auch Sie, können unwissentlich zu Gehilfen werden, indem sie Pakete annehmen.
Schon mal ein Amazon-Paket bekommen, das Sie gar nicht bestellt haben? Das kann vorkommen, dahinter steckt wahrscheinlich ein Versehen. Zumindest denkt das wohl fast jeder. Doch die wenigsten hätten vermutet, dass so ein Paket auch in Verbindung mit einer Betrugsmasche stehen kann. Amazon selbst warnt vor dem sogenannten „Brushing“. TECHBOOK verrät, was es damit auf sich hat und was Betroffene tun sollten.
So funktioniert Brushing bei Amazon
Die Betrugsmasche Brushing hat die Manipulation von Bewertungen zum Ziel. Es geht darum, für ein Produkt möglichst viele 5-Sterne-Bewertungen von verifizierten Käufern zu generieren. „Verifizierter Kauf“ sind hierbei die entscheidenden Schlagwörter. Während sich herkömmliche Bewertungen leicht faken lassen, ist das in diesem Fall anders. Nur wer das Produkt wirklich gekauft hat, bekommt den Zusatz zu seiner Bewertung. Er erzeugt so weitaus mehr Glaubwürdigkeit als normale Bewertungen. Die Täter, die nichtbestellte Produkte an Kunden schicken, sind dementsprechend meistens die Verkäufer selbst oder von ihnen Beauftragte.
Doch was haben die Empfänger der Pakete mit der Betrugsmasche zu tun? Bei der Brushing-Methode legen die Betrüger Profile auf fremde Namen an. Auf deren Datensätze können sie entweder zufällig gestoßen sein oder sie gekauft haben. Mit diesen Profilen bestellen sie dann die Waren, die positive Bewertungen brauchen. Die Bewertung schreiben sie als zertifizierter Besteller selbst, die Waren aber landen bei den unwissenden Kunden. Eine Entwarnung gibt es an dieser Stelle aber. Die Opfer müssen die Waren nicht bezahlen. Im Gegenteil, sie bekommen sie mehr oder weniger geschenkt. Dubiosen Verkäufern, die ihre Produkte auf diese Weise pushen wollen, ist die Bewertung weitaus mehr wert als die Ware. Je günstiger das Verkaufsobjekt, desto lukrativer die Masche.
Hat man überhaupt Nachteile durch Brushing?
Diese Frage könnte man sich stellen. Zwei Dinge sollten Betroffene aber trotz der kostenlosen Waren bedenken. Zum einen schaden gefälschte Bewertungen am Ende jedem Nutzer von Amazon. Diese Produkte landen durch die Mehrverkäufe und guten Bewertungen automatisch höher im Ranking und werden mehr Menschen angezeigt. Man bekommt also möglicherweise nicht mehr das beste beziehungsweise wirklich beliebteste Produkt vorgeschlagen, auch wenn es den Anschein macht.
Neben diesem eher allgemeinen Problem, gibt es aber noch ein persönliches. Denn irgendwie sind die Betrüger ja an Ihre Daten gekommen, um Identitätsdiebstahl zu betreiben. Prüfen Sie also, ob diese online frei einzusehen sind. Dafür reicht meist schon eine Google-Suche aus. Ist dies nicht der Fall könnten die Daten aus einem Hack stammen. Ändern Sie dann lieber alle wichtigen Passwörter.
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Wie verhält man sich als Betroffener?
Zunächst einmal sollte man sicher gehen, dass es sich bei dem empfangenen Paket nicht um ein Geschenk aus dem Bekannten- oder Familienkreis handelt. Kann man das ausschließen, sollte man sich umgehend an Amazon wenden. Dort gibt es sogar eigens eine Hilfeseite zum Thema Brushing. Demnach kann man den Fall beim Amazon-Kundenservice melden, wo man ggf. aufgefordert wird, das Versandetikett zu fotografieren. Danach ist der Fall abgeschlossen. Die Ware kann man trotzdem behalten.
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Quellen:
- Sueddeutsche.de
- BusinessInsider.de
- Amazon.de