28. Mai 2023, 14:10 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ein Eintrag bei der Schufa ist für viele gleichbedeutend mit Schulden, Insolvenz oder einer geringen Kreditwürdigkeit. Das stimmt so allerdings nicht. Im Gegenteil. Die Daten der Schufa können sogar hilfreich sein. Wir räumen mit den Mythen auf und erklären, wie Sie an die Daten herankommen, die die Schufa über sie gespeichert hat.
Ein Eintrag bei der Schufa ist für viele gleichbedeutend mit Schulden, Insolvenz oder einer geringen Kreditwürdigkeit. Das stimmt so allerdings nicht. Im Gegenteil, die Daten der Schufa können sogar hilfreich sein. Neben den oft genannten Negativeinträgen gibt es nämlich auch Einträge, die sich positiv auf den Score auswirken. Beispielsweise dann, wenn Personen Kreditraten oder Vertragsgebühren regelmäßig und verlässlich bezahlen. Solche positiven Einträge machen sogar den Hauptteil der bei der Schufa gespeicherten Daten aus. Ob nun positiv oder negativ, die Tatsache, dass die Schufa überhaupt umfangreiche Daten über Personen sammelt, wurde zuletzt immer wieder vor Gericht diskutiert. Eine Folge dieser Verfahren ist, dass die Schufa im Frühjahr 2023 die Speicherdauer bestimmter Daten deutlich reduziert hat.
Übersicht
Der Schufa eilt ein Ruf voraus – und der ist bei dem Großteil der Deutschen meist negativ. Denn wer von knapp 68 Millionen Bürgern und sechs Millionen Unternehmen über eine Milliarde Informationen besitzt, ruft unwillkürlich Misstrauen hervor. Hinzu kommt, dass es sich bei der Schufa Holding AG nicht um eine regulierte Behörde, sondern um eine sogenannte privatwirtschaftliche deutsche Auskunftei handelt. Aber bei der Schufa handelt es sich gar nicht um eine Datenkrake, die gierig alle Informationen über uns verschlingt. Sie ist ein Unternehmen, dessen Anteilseigner aus der Finanzbranche und dem Handel stammen, und wurde 1927 gegründet. Die Abkürzung steht für „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“.
Was ist die Schufa und welche Daten sammelt sie?
Die Schufa verfügt über sogenannte Bonitätsinformationen zu Personen und Unternehmen. Das können durchaus negative Informationen, zum Beispiel zu Vertragsbrüchen oder Pfändungen sein. Mit dabei sind aber auch Positive wie bei Privatpersonen beispielsweise die Kontoeröffnung bei einer Bank, Kundenkonten bei Telekommunikationsanbietern oder Kreditverträge.
Allerdings speichert die Schufa auch fällige Forderungen oder den Missbrauch von Konten und Kreditkarten. Darüber hinaus ergänzt sie ihre Informationen aus öffentlichen Datenbanken, wenn man beispielsweise eine eidesstattliche Versicherung abgegeben oder Privatinsolvenz beantragt hat. Zu guter Letzt kennt die Schufa auch typische Kontaktdaten wie Name, Geburtsdatum oder aktuelle und frühere Anschriften.
Aus all den Daten ermittelt die Schufa einen Score, der Auskunft darüber geben soll, wie kreditwürdig eine Person ist. Lange schwieg das Unternehmen darüber, wie genau sich der Score zusammensetzt. Mittlerweile hat die Schufa aber Einblick in das Verfahren gewährt. Schwierig wurde es in Fällen, in denen das Unternehmen auf offenbar veraltete Daten zugegriffen hat. Schuldner hatten sich unter anderem beschwert, dass die Schufa weiterhin negative Einträge zu einer abgeschlossenen Privatinsolvenz gespeichert hatte, obwohl der entsprechende Eintrag im öffentlichen bundesweiten Insolvenzportal bereits abgelaufen war. Anders als insolvenzbekanntmachungen.de speicherte die Schufa die Daten nämlich nicht noch für sechs Monate nach Abschluss der Insolvenz, sondern für bis zu drei Jahre. Aus diesem Grund kam es zu diversen Klagen. Vor diesem Hintergrund hat die Schufa die Speicherdauer bei einer abgeschlossenen Privatinsolvenz nun ebenfalls von drei Jahre auf nun nur noch sechs Monate verkürzt.
Lesen Sie mehr dazu: Schufa verkürzt Speicherdauer von Privatinsolvenzen
Die Einordnung der Kreditwürdigkeit einer Person klingt zunächst hart, kann aber auch eine hilfreiche Unterstützung für schnelle und unbürokratische Vertragsabschlüsse sein. Laut Auskunft der Schufa liegen zu über 90 Prozent aller gespeicherten Personen ausschließlich positive Informationen vor. Das erleichtert zum Beispiel den Kauf auf Rechnung oder die Finanzierung eines neuen Autos, wenn der Händler über den Kunden eine positive Schufa-Auskunft erhält.
Welche Daten werden nicht gespeichert
Dagegen sammelt die Schufa keine Daten zum Vermögen oder Einkommen. Sie besitzt auch keine Informationen über den Beruf, Vereinsmitgliedschaften, den Familienstand, Religion oder die Nationalität. Ebenso wenig werden Marketingdaten wie etwa zum Kaufverhalten oder Informationen aus sozialen Netzwerken gespeichert.
So beantragen Sie die Eigenauskunft
Wenn Sie bei einer Bank einen Kredit beantragen, holt diese eine Auskunft bei der Schufa ein, um Ihre Kreditwürdigkeit zu überprüfen. Im Mittelpunkt steht dabei der sogenannte Score, der die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls angibt. Je kleiner der Score-Wert, desto höher ist das Risiko eines Kreditausfalls. Beim Score handelt es sich laut der Schufa um eine statistische Prognose, die Aufschluss darüber gibt, wie wahrscheinlich es ist, ob eine Person in Zukunft ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen wird. Es ist daher unmöglich, einen Schufa-Score von 100 Prozent zu erreichen, da dieser gleichbedeutend mit einer absoluten Zahlungsgarantie wäre. Besonders kreditwürdige Personen kommen daher zumeist auf einen Score von 95 Prozent oder höher.
Um zu erfahren, welche Daten die Schufa über Sie gespeichert hat und wie hoch der eigene Score ist, können Nutzer nach Art. 15 DSGVO eine Eigenauskunft beantragen. Einmal pro Jahr ist diese Auskunft kostenlos. Der Antrag kann online über www.meineschufa.de gestellt werden. Achten sollte man darauf, dass man nur die Pflichtfelder, die mit einem * versehen sind, ausfüllen muss. Alle weiteren Daten in der Eingabemaske sind freiwillig. Nutzer brauchen nur:
- Vorname, Nachname
- Geburtsdatum
- Straße und Hausnummer
- Postleitzahl und Wohnort
- Land
Angaben zu Geburtsname, Geburtsort, früheren Adressen und/oder einem zweiten Wohnsitz sind nicht erforderlich und freiwillig. Mit den zugeschickten Daten sollte man sorgfältig umgehen, denn sie enthalten sensible persönliche Informationen wie Bank- und Kreditkartendaten.
Vorsicht vor Betrügern im Internet, die für die kostenlose Eigenauskunft eine Gebühr berechnen wollen. Um solche Fallen zu umgehen, sollte man die Eigenauskunft direkt auf der Webseite der Schufa beantragen. Das geht allerdings nur online, wobei die Daten per Post zum Antragsteller kommen.
Auch interessant: Wussten Sie, was das Finanzamt alles über Sie weiß?
Mehr Transparenz Schufa verrät, wie der Score ermittelt wird
Finanzen Neue Debitkarten können sich negativ auf Schufa-Score auswirken
Online-Test Den eigenen Schufa-Score simulieren – mit dieser Website geht es
Kostenpflichtige Schufa-Angebote
Neben der kostenfreien Eigenauskunft bietet die Schufa weitere Services und Informationen, für die man aber zahlen muss. Dazu gehört etwa das Angebot www.meineschufa.de, das eine einmalige Aktivierungsgebühr von 9,95 Euro kostet sowie monatlich ab 3,95 Euro erhältlich ist. Hierbei handelt es sich um das Kompakt-Abo des Dienstes. Für 4,95 Euro (Plus) oder 6,95 Euro (Premium) im Monat erhält man ein Schutzpaket, die Schufa durchleuchtet also das Internet bzw. auch das Darknet und warnt Nutzer, sollten von ihnen sensible persönliche Daten auftauchen.
Mit dem Account erhalten Sie aber vor allem einen tagesaktuellen Zugriff auf Ihre Daten, quasi die digitale Eigenauskunft, die dann auch unbegrenzt beantragt werden kann. Für Fragen steht zudem eine persönliche Telefonberatung zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es auch eine Bonitätsauskunft für 29,95 Euro. Sie enthält nur die für einen konkreten Vertragsabschluss relevanten Daten, etwa wenn ein Vermieter Ihre Bonität überprüfen möchte. So erhalten Vermieter dank der Schufa die Sicherheit, solvente Mieter zu bekommen, während für Sie die Chancen steigen, die gewünschte Wohnung zu erhalten – insofern der Eintrag positiv ist. Da auch die Schufa nicht frei von Fehlern ist, sollte man die jährliche kostenlose Eigenauskunft regelmäßig beantragen.