4. Dezember 2024, 11:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die sind doch beide gleich, was für einen Unterschied gibt es da schon? TECHBOOK-Redakteur Woon-Mo Sung findet dennoch Saturn besser als Media Markt. Hier sagt er, warum.
Erst vor Kurzem habe ich der TECHBOOK-Leserschaft via WhatsApp folgende Frage gestellt: „Media Markt oder Saturn?“ Das Ergebnis der garantiert nicht repräsentativen Umfrage ging mit 169 Stimmen eindeutig zugunsten der Antwortmöglichkeit „Hä? Ist doch eh dasselbe!“ aus. 39 Personen finden Media Markt besser, 32 Leute hat es „nicht die Bohne interessiert“ und nur elf gaben ihre Stimme Saturn – zwölf, wenn ich mich dazu zähle. Denn auch ich finde Saturn besser als Media Markt. Aber warum eigentlich?
Saturn ist besser als Media Markt dank Entertainment
Eine empirische Studie zu den Unterschieden beider Marken habe ich nicht durchgeführt und de facto handelt es sich bei beiden um Ladenketten zu allerlei Technischem. Am Ende zählen vor allem höchst subjektive Eindrücke und Erfahrungen für meine Argumentation. Diese hat aber Karsten Wildberger, CEO des aktuellen MediaMarktSaturn-Mutterkonzerns Ceconomy, zumindest teilweise in einem OMR-Podcast bestätigt. Darin heißt es, dass man „innovativere Themen wie Gaming“ zuerst stärker bei Saturn platziert hat.
In Bezug auf Unterhaltung scheint man also bislang einer Marke den Vorzug gegeben zu haben. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich kann aus meiner eigenen Erfahrung ruhigen Gewissens sagen, dass ich das genau so erlebt habe. Und das nicht nur in Bezug auf Gaming.
Ob in Berlin im Europa-Center oder am Alexanderplatz oder damals in Hamburg in der Mönckebergstraße: Ich finde Saturn besser als Media Markt, weil ich dort immer eher fündig werde, wenn ich etwas Bestimmtes suche, und auch dann noch etwas kaufe, weil mir auch ohne ein konkretes Ziel das reine Stöbern mehr Spaß macht als beim Pendant.
Nach WOM kam Saturn
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, welche die erste Saturn-Filiale war, die ich jemals betreten habe. Ganz sicher weiß ich aber, dass es jahrelang einen großen Standort in Berlin-Steglitz gab, direkt neben dem ikonischen Bierpinsel und über einem Hugendubel gelegen.
Nachdem das äußerst geniale WOM-Geschäft im Forum-Steglitz schloss (neben der besten CD-Auswahl war es einer der ganz wenigen bekannten Läden, der auch Animes auf VHS führte – lange vor Pokémon und Co.), mauserte sich der Steglitzer Saturn schnell zum glücklichen Ersatz in der Gegend.
CD-Mekka Saturn in der Berliner Schloßstraße
Das fiel dankenswerterweise genau in die Zeit, in der mein Taschengeldverdienst endlich ein brauchbares Niveau erreichte. Fortan führte mich mein samstägliches Ritual erst ins Modern Graphics in der Bundesallee und anschließend zu Saturn. Ganz oben offenbarte sich mir ein Mekka aus CDs, DVDs und Videospielen, das zu meinem zweiten Zuhause wurde.
Insbesondere das HipHop-Regal tat es mir an: Stapelweise nahm ich die Hüllen heraus und spazierte damit zur Station zum Probehören. Stundenlang skippte ich mich durch neue wie alte, bekannte und unbekannte Alben, um am Ende bei dem einen zu landen, das ich mir leisten wollen würde. Weil ich so verflucht oft da war, knüpfe ich mit der Zeit eine „professionelle Partnerschaft“ mit einem engagierten Mitarbeiter. Der fachsimpelte nicht nur gerne, sondern empfahl Perlen und bestellte Obskures oder Rares, wenn ich danach fragte – mein musikalischer Dealer sozusagen.
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Ich weiß noch heute von vielen meiner CDs, das ich sie einst genau dort gekauft habe: Zum Beispiel die frühen Klassiker der ersten Def-Jux-Garde („Labor Days“ von Aesop Rock, „The Cold Vein“ von Cannibal Ox, „Fantastic Damage“ von El-P), „Moment of Truth“ von Gang Starr, Mobb Deeps „The Infamous“, alle damals veröffentlichten Alben von a Tribe Called Quest. So gut sortierte CD-Regale würde ich bei Saturn danach nie wieder finden und bei Media Markt schon gar nicht.
Das kann Saturn auch besser als Media Markt
Neben meinen Streifzügen auf der Jagd nach neuen CDs habe ich auch das Sortiment in den anderen Unterhaltungssparten zu schätzen gelernt:
Vinyl
Zwar gab es zuletzt einen kleinen Hoffnungsschimmer für die CD, doch die Glanzzeiten sind definitiv vorbei. Macht aber nichts, es gibt ja noch andere schöne Dinge und auch hier stelle ich wiederholt fest, dass Saturn einfach besser aufgestellt ist als Media Markt. Meinem noch recht neuen Hobby des Vinylhörens und -sammelns kann ich bei Saturn wunderbar frönen. Ich weiß, Puristen rümpfen darüber die Nase, wie ich nicht in schmuddeligen echten Plattenläden herumstöbern kann, die ohnehin allesamt viel besser sind. Aber die führen leider keine Gaming-Soundtracks – die sind da bislang noch nicht standardmäßig angekommen und zirkulieren auch nicht gebraucht.
Die entsprechenden Abteilungen sind jedenfalls besser aufgestellt, als ich es zunächst erwartet hatte. Vor allem der Saturn Mönckebergstraße in Hamburg ist mir in der Hinsicht sehr gut im Gedächtnis geblieben. Der reine Umfang des Angebotes kann definitiv auch mit dem bekannten Kulturkaufhaus Dussmann mithalten und ohnehin gestehe ich, ein Faible für neue farbige Vinyl-Editionen zu haben.
Filme
Ebenfalls ein Saturn-Erlebnis: Als ich vor einigen Jahren in die Filiale Alexanderplatz spazierte, war ich sehr angetan von der liebevoll kuratierten Filmabteilung. Ich kannte das bis dato nur aus speziellen Geschäften oder nerdigen Videotheken, dass die DVDs und Blu-rays nicht einfach nur alphabetisch, sondern auch nach Genres, Regisseuren, Labels, Editionen etc. sortiert waren.
Im kleineren Maße gibt es das in anderen Saturn-Läden auch und ich finde das großartig. Auch das ist etwas, das ich bei meinen Media-Markt-Ausflügen bislang eher seltener gesehen habe. Das wird sich vermutlich ändern, aber dazu später mehr.
K-Pop
Ich habe zwar vor einigen Jahren ein Konzert von Blackpink besucht, aber ein ausgewiesener K-Pop-Fan bin ich dennoch nicht. Trotzdem: Als Sohn südkoreanischer Einwanderer hat meine patriotische Ader über die Jahre zwar merklich nachgelassen. Aber ich freue mich doch, dass der einstige Tigerstaat im kulturellen Mainstream angekommen ist und Leute mittlerweile wissen, dass Asien aus mehr als nur China und vielleicht noch Japan besteht – glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.
In diesem Zusammenhang kann ich mich noch gut an einen kurzen Plausch im Hamburger Saturn mit einem Mitarbeiter erinnern. Ich war nämlich überrascht von dem großen Regal an K-Pop-CDs und Merchandise. Der Mitarbeiter erklärte mir, dass das damals einzigartig für einen Saturn in Deutschland war. 2024 haben andere Märkte nachgezogen, aber noch heute komme ich aus dem Staunen nicht heraus.
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Saturn stirbt langsam aus
Wie lange ich Saturn noch besser als Media Markt finden werde, ist aber nicht absehbar. Tatsächlich werden derzeit immer mehr Saturn-Filialen in Media Märkte verwandelt, wie „Gameswirtschaft“ berichtete. Davon betroffen sind dann auch Standorte wie der in Hamburgs Mönckebergstraße – und dementsprechend könnte sich mein Text demnächst auch einfach komplett umkehren.
Oder ich werde langfristig noch mal einen Abgesang auf die Marke Saturn schreiben. Mir ist klar, dass diese nostalgisch gefärbte und sentimentale Lobhudelei auf Erfahrungen mit nur wenigen Läden basiert. Sicher gibt es auch Media-Markt-Fans, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich. Trotzdem spielt Saturn eine klar einprägsamere Rolle im meinem Leben als leidenschaftlicher Nerd für Musik, Filme und Videospiele – und das seit mehr als 20 Jahren.
Und das schreibe ich übrigens als ehemaliger Mitarbeiter eines Media Marktes in Berlin-Neukölln.