22. April 2024, 17:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Kundinnen und Kunden zahlen im Jahr viel mehr für ihr Girokonto, als sie denken. Das liegt an den versteckten Gebühren vieler Kontomodelle. TECHBOOK weiß, wo die realen Kosten liegen.
Fast jede erwachsene Person in Deutschland besitzt mindestens ein Girokonto. Manche Kontomodelle kommen mit einem saftigen Grundbetrag einher, andere werben mit einer Gratisgebühr. Doch nicht immer sind Girokonten in der Praxis so kostengünstig, wie es auf den ersten Blick scheint. Zu diesem Ergebnis kam die Stiftung Warentest, als sie 470 Kontomodelle von 180 Banken untersucht hat. TECHBOOK weiß, wo die versteckten Kosten liegen und worauf Kundinnen und Kunden achten sollten.
Versteckte Kosten lauern in kleinen „Zusatzleistungen“
Im Schnitt kostet ein Girokonto in Deutschland 117 Euro pro Jahr. Bei einigen Banken schießen die Gebühren jedoch bis zu 300 Euro in die Höhe – oft ohne, dass es den Kundinnen und Kunden bewusst ist. Denn viele achten bei der Auswahl ihres Girokontos vor allem auf die Grundgebühr und vernachlässigen all die kleinen Beträge, die links und rechts für bestimmte Leistungen hinzukommen. Diese können sich aber zu überraschenden Kosten summieren.
Wer also einen Überblick über seine tatsächlichen Kontogebühren erhalten will, muss sich zu einer Recherche im Detail bequemen. Neben der monatlichen Gebühr berechnen manche Banken zusätzliche Kosten für Karten, wie etwa die Girocard oder Kreditkarte. Gerade für Kundinnen und Kunden, die nicht nur eine Debitkarte haben wollen, etwa weil diese ihren Bedürfnissen nicht entspricht, können hier versteckte Kosten lauern. Wer Geld im Ausland abheben möchte, sollte außerdem prüfen, ob die jeweilige Bank dafür Extragebühren verlangt. Auch das Bezahlen mit fremden Währungen kann Kosten verursachen.
Wann sich der Kontowechsel lohnt
Obwohl Überweisungen für viele Kundinnen und Kunden ein essenzielles Mittel des privaten Geldtransfers sind, können auch hier unerwartete Kosten entstehen. Manch Banken bieten Kontomodelle an, bei denen für die einzelne Überweisung bezahlt werden muss. Gerade Echtzeitüberweisungen sind bisher oft als „Premium-Leistung“ davon betroffen. Die Mehrkosten bewegen sich meist im Bereich von 25 bis 50 Cent. Das soll sich allerdings bis Mitte 2025 ändern, wie das EU-Parlament im Februar 2024 beschloss.
Versteckte Kosten können aber nicht nur beim Geldausgeben entstehen, sondern auch, wenn man Bargeld auf das Girokonto einzahlen möchte. Auch hier sollten Kundinnen und Kunden prüfen, ob sie bei der Inanspruchnahme dieser Leistung versehentlich Miese machen. Manchmal kostet sogar das Abfragen von TANs extra, wenn diese mit einem zweiten Gerät generiert werden. Bei vielen der aufgeführten Kosten handelt es sich um Kleinstbeträge, die im Verlauf des Jahres nicht besonders auffallen. Doch unterm Strich kann der Wechsel zu einer günstigeren Bank im Extremfall bis zu 100 Euro einsparen.
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Kontomodell wechseln – oder gleich die ganze Bank?
Wer sich also einen Überblick über die realen Kosten seines Girokontos verschaffen konnte und unzufrieden mit dem Ergebnis ist, sollte über einen Wechsel nachdenken. In der Regel bieten Banken mehrere Kontomodelle an, aber manchmal lohnt sich nur noch der Wechsel zu einer anderen Bank. Von dem drohenden Aufwand sollten sich Kundinnen und Kunden nicht abschrecken lassen, da es verschiedene Services gibt, die beim Umzug unterstützen.
Um aber nicht wieder in die gleiche Kostenfalle zu tappen, sollte man sich vorab genau über die eigenen Anforderungen bewusst werden. Ist einem der persönliche Ansprechpartner in der Filiale wichtig oder wäre auch Online-Banking eine Option? Letzteres ist oft kostengünstiger, zumal viele Banken zunehmend mehr Filialen schließen. Benötigen Sie eine Kreditkarte oder einen Kreditrahmen, mit möglichst geringen Zinsen? Sind Echtzeitüberweisungen für Sie relevant? Manche Banken bieten diese Leistung (noch) nicht an.
Auch bei als kostenlos beworbenen Girokonten sollte man genau hinschauen, ob sie wirklich den eigenen Bedürfnissen entsprechen. Bei einigen Girokonten ist die Grundgebühr nur dann gratis, wenn es einen monatlichen Mindestgeldeingang gibt. Manchmal muss dieser Geldeingang auch explizit in Form eines Gehalts sein. Es lohnt sich also, das Kleingedruckte zu lesen. Stiftung Warentest hat unter 470 Kontomodellen lediglich 74 gefunden, die weniger als 60 Euro pro Jahr kosten. Tendenz sinkend.