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Sponsor der Fußball-EM

Was hinter dem chinesischen Bezahldienst Alipay steckt

Alipay-Werbung beim EM-Vorrundenspiel Slowenien gegen Serbien in der Allianz-Arena in München
Alipay-Werbung beim EM-Vorrundenspiel Slowenien gegen Serbien in der Allianz-Arena in München. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Natalie Wetzel, TECHBOOK
Werkstudentin

24. Juni 2024, 16:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Das chinesische Bezahlsystem Alipay wird auch in Deutschland immer bekannter, unter anderem weil der Bezahldienst die Fußball-Europameisterschaft 2024 sponsert. Doch wie funktioniert dieser Dienst und wird er sich in Deutschland durchsetzen? TECHBOOK gibt den Überblick.

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AliExpress, Alibaba und vielleicht auch Alipay sind Begriff, die die meisten schon einmal gehört haben und sei es nur am Rande. Doch gerade jenen, die in den vergangenen Tagen ein EM-Spiel geschaut haben, dürften die großen Werbebanner am Spielfeldrand aufgefallen sein. Hier prangten nicht nur die Logos der Deutschen Bahn, Lidl und Booking.com. Auch Alipay und Alipay+ wurden beworben. Doch was steckt hinter dem chinesischen Bezahlsystem und seiner Marketingstrategie?

Was kann der chinesische Dienst?

Alipay mit der dazugehörigen App wird von der Ant Group betrieben, die wiederum eine Tochterfirma des chinesischen Großkonzerns Alibaba ist. 2004 gründete der chinesische Unternehmer Jack Ma Alipay mit dem Ziel, ein einheitliches Online-Bezahlsystem aufzubauen. Damals gab es in China noch keine bankübergreifenden Standards für Online-Zahlungen, sodass Alipay eine relevante Marktlücke schloss.

Darüber hinaus fungierte das System als Sicherheitsgarantie im Online-Handel: Der Käufer überwies das Geld zunächst an Alipay, doch Alipay zahlte es erst an den Verkäufer aus, wenn die Ware beim Käufer angekommen war. Mittlerweile ist Alipay im chinesischen Markt aber auch weltweit einer der meistgenutzten Drittanbieter von Online-Zahlungen neben Diensten wie PayPal und Klarna.

Neben Online-Zahlungen ermöglicht Alipay auch das Bezahlen per Smartphone. Die Funktionsweise ist simpel: Man verknüpft das eigene Bankkonto oder die Kreditkarte mit Alipay. An der Kasse scannt die App einen QR-Code, über den bezahlt wird. Der Vorteil bei diesem Verfahren besteht darin, dass die Smartphones nicht NFC-tauglich sein müssen, sodass auch ältere Modelle Alipay verwenden können beziehungsweise sich das Verfahren durchsetzen konnte, bevor NFC zum Standard beim Smartphones wurde.

Synergie-Effekte mit AliExpress

Noch kommt Alipay vorwiegend innerhalb Chinas zum Einsatz, doch die Ant Group arbeitet daran, sich auch ausländische Märkte – in erster Linie in Südostasien – zu erschließen. Damit folgt der Bezahldienst dem Expansionstrend des Mutterkonzerns Alibaba, zu dem neben Alipay und Alipay+ auch AliExpress gehört. Bei letzterem handelt es sich um einen Online-Marktplatz, auf dem chinesische Händler global ihre Waren anbieten. Ähnlich wie der ebenfalls chinesische Online-Marktplatz Temu erfreut sich auch AliExpress in Deutschland großer Beliebtheit. Die Produkte werden zu ausgesprochen günstigen Preisen angeboten, Rabatte gibt es ohne Ende. Allerdings übt unter anderem die Verbraucherzentralen immer wieder Kritik an der Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit der Produkte sowie am Kundenschutz.

Während sich AliExpress an Endkunden – also private Verbraucher – richtet, zielt alibaba.com auf Business-Kunden ab. Bei alibaba.com handelt es sich ebenfalls um einen Online-Marktplatz. Anders als Amazon produzieren und verkaufen alibaba.com und AliExpress keine eigenen Produkte, sondern liefern nur die Plattform für Käufer und Verkäufer. Auf Alibaba.com werden Produkte speziell für andere Unternehmen angeboten. Das bedeutet: in großer Zahl und besonders günstig. Bezahlt werden kann auf beiden Plattformen mit Alipay.

Eine internationale Schnittstelle

Doch nicht nur Alipay wurde während der EM 2024 beworben, sondern auch Alipay+. Während es sich bei ersterem um den Bezahldienst inklusive App handelt, ist letzteres die Schnittstelle zwischen dem Bezahlsystem, den Kunden und den Händlern. Alipay+ wurde 2020 von der Ant International Group eingeführt, damit ausländische Kunden in China weiterhin mit ihren heimischen Apps bezahlen können. Andersherum funktioniert Alipay+ ebenfalls: Deutsche Händler, die sich in Vorbereitung auf die EM mit Alipay+ ausgestattet haben, konnte so die Zahlungen von chinesischen Touristen empfangen, die mit der Alipay-App bezahlten. Komplizierte Währungswechsel fallen dadurch ebenso weg wie das Anmelden bei neuen Bezahldiensten und ihren jeweiligen Apps.

Die Verbreitung von Alipay+ bei den Händlern ist die Grundvoraussetzung für die globale Expansion von Alipay. Daher sagte der leitende Vizepräsident der Ant Group Douglas Feagin gegenüber „CNBC“: „Wir sehen enorme Expansionsmöglichkeiten und die relativ breite Abdeckung, die wir in Asien haben, würden wir gerne in Ländern wie dem Nahen Osten, Lateinamerika und Europa wiederholen.“ Nach eigenen Angaben der Ant Group verknüpft Alipay+ bereits jetzt 88 Millionen Händler mit 1,5 Milliarden Kunden. Alipay+ ist mittlerweile in 57 Ländern und Regionen vertreten und steht für über 25 E-Wallets und Banking-Apps zur Verfügung. Könnte sich der chinesische Dienst daher auch bald in Deutschland und Europa etablieren?

Alipay bei der Fußball-Europameisterschaft

Im Falle der EM 2024 tritt Alipay als Sponsor auf und investiert 200 Millionen Euro. Dass das chinesische Unternehmen seine Produkte unter anderem bei der EM und anderen internationalen Sportevents bewirbt, wirft die Frage nach dem Warum auf. Die Antworten sind vielseitig. Einerseits erfreut sich der Fußball immer größerer Beliebtheit bei der gebildeten chinesischen Mittelschicht, einer wichtigen Zielgruppe von Alipay. Damit zielt die Werbung, die in deutschen Stadien gespielt wird, unmittelbar auf chinesische Fernsehzuschauer ab.

Gleichzeitig ist chinesische Werbung im Allgemeinen eine geopolitische Strategie mit Innen- und Außenwirkung. Am Beispiel der EM kann sich China für chinesische Zuschauer als international sichtbar und relevant präsentieren – auch ohne am eigentlichen Sportevent teilzunehmen. Gegenüber dem Rest der internationalen Zuschauerschaft kann sich China dagegen als legitimer Staat und Wirtschaftspartner inszenieren.

Die Werbung für Alipay im Besonderen hat außerdem das Potenzial, das Image des Bezahldienstes aufzubessern. Datenschützer, darunter der stellvertretende Hamburger Datenschutzbeauftragte Ulrich Kühn, üben nämlich scharfe Kritik an den Datenschutzstandards von Alipay. Grundsätzlich erhalten die Sicherheitsbehörden in China „weitreichende Zugriffsrechte auf alle Kommunikationsschnittstellen, die dortige Unternehmen betreiben“, wie Kühn gegenüber „ZDFheute“ sagte. Inwiefern auch die Daten von europäischen Kunden gesammelt und ausgewertet werden, ist unklar, muss bei der Nutzung von Alipay aber in Kauf genommen werden.

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Kommt Alipay nach Deutschland?

Letztlich hat Alipay im Rahmen der EM viel Geld in Werbung investiert und auch mit den Sparkassen und dem Kartenlesegeräte-Hersteller Nexi kooperiert, um Alipay+ bei den hiesigen Händlern zu verbreiten. Etwa 4000 Händler in Deutschland akzeptieren mittlerweile Alipay als Zahlungsmethode. Zu ihnen gehören unter anderem DM, Rossmann und Aldi Süd.

Sven Korschinowski, Geschäftsführer der DSV-Gruppe (Sparkassen) sagte mit Blick auf die Kooperation im Vorfeld der EM gegenüber „Payment & Banking“: „Wir wollten vor allen Dingen möglichst vielen Händlern ermöglichen, die Zahlungen der asiatischen Fußballfans in den Stadien und Fanzonen anzunehmen und ich glaube, da haben wir eine gute Anzahl erreicht.“

Ist das nun der Startschuss für mehr Alipay in Deutschland? Womöglich wird die Akzeptanz von Alipay bei den Händlern durch Alipay+ steigen, um asiatischen Kunden eine komfortable Zahlungsmöglichkeit anzubieten. Dass aber auch deutsche Verbraucher in Zukunft auf Alipay umsteigen werden, ist unwahrscheinlich. Einerseits arbeiten einige deutsche Banken, darunter auch die Sparkassen, an einem europäischen, einheitlichen und sicheren Zahlungsdienst namens Wero. Chinesische Konkurrenz wäre daher nicht willkommen. Andererseits gibt es mit PayPal, Klarna, Apple Pay, Amazon Pay und Co. bereits genug Bezahldienste – neben den immer noch sehr beliebten und sehr deutschen Lösungen EC-Karte und Bargeld.

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