29. Mai 2024, 14:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Internetnutzer sollen schon bald besser zugeschnittene Werbung dank PayPal sehen. Der Bezahldienstleister treibt hierzu ein neues Geschäftsfeld voran.
Werbung und PayPal sind zwei Begriffe, die User im ersten Moment wohl eher nicht zusammenbringen. Der bekannte Bezahlservice ist an zahlreichen Web-Shops angebunden und hilft bei der schnellen und unkomplizierten Kaufabwicklung. Einloggen, bezahlen, fertig – diese Bequemlichkeit hat ihren Preis. Die so gesammelten Daten möchte das Unternehmen künftig dazu nutzen, ins Werbegeschäft einzusteigen.
Werbung mit PayPal durch Kundendaten
Das geht aus einer Pressemitteilung von PayPal hervor. Demnach möchten die Verantwortlichen beim Bezahldienstleister eine neue Werbeplattform auf den Weg bringen, die Verkäufern dabei helfen soll, mehr potenzielle Kunden zu erreichen. Durch sie sollen sie in der Lage sein, mehr Produkte und Dienste effektiver zu verkaufen. Kunden wiederum sollen mehr auf ihr Kaufverhalten zugeschnittene Empfehlungen bekommen und dadurch mehr von dem entdecken, was sie mögen.
Im Fokus des neuen Geschäftsfeldes stehen Einblicke in die Daten der eigenen Kundschaft, über die PayPal zur Genüge verfügt. Laut dem jüngsten Quartalsbericht gibt es derzeit weltweit 427 Millionen aktive Nutzerkonten, die allein im berücksichtigten Zeitraum 6,5 Milliarden Zahlungen tätigten. Aber auch die User-Informationen der bislang nur in den USA erhältlichen App Venmo fließen mit ein. Mithilfe ihrer Daten soll eine „dynamische, wirklich personalisierte Plattform“ entstehen.
Statement von PayPal
Ob das bedeutet, dass zukünftig Werbung bei PayPal zu sehen sein wird, ist von offizieller Seite aus bislang nicht ganz klar. Auch ist unbekannt, welche Kundendaten in welcher Form erhoben und weitergegeben werden und wie sicher dies ablaufen soll. Denkbar sind Informationen zum Kaufverhalten, Alter und Geschlecht oder dem Wohnort.
TECHBOOK hat PayPal diesbezüglich um eine Stellungnahme gebeten und folgende Antwort erhalten:
„In der Tat plant PayPal, ein solches Ad Network aufzubauen, es gibt allerdings aktuell keine Pläne oder gar ein fertiges Produkt für Deutschland.
PayPal gibt extern keine Daten an Werbetreibende weiter, die Daten der Bestandskunden in Deutschland werden nur für interne Marketingzwecke verwendet. Die Erhebung von Daten dienen zur Bereitstellung der PayPal-Dienste. Personenbezogene Daten werden nur dann weitergegeben, wenn es dafür eine gesetzliche Grundlage gibt.“
PayPal Deutschland
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Mit Advanced Offers und mehr
Wie es in der Mitteilung ferner heißt, soll die erst im Januar vorgestellte Plattform Advanced Offers Teil der neuen Strategie sein. Bei dieser kommen Künstliche Intelligenz und Nutzerdaten gleichermaßen zum Einsatz, um gezielt PayPal-Kunden mit Rabatten und anderen personalisierten Anzeigen zu erreichen. Dabei wird eine Werbe-Provision erst fällig, wenn jemand einen Kaufvorgang abschließt.
Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, soll das neue Vorhaben den Geschäftsrahmen vergrößern. Dann sollen auch Werbetreibende davon profitieren können, die keine direkten PayPal-Partner sind oder über den Konzern ihre eigenen Produkte und Dienste anbieten.
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Mehr personalisierte Anzeigen im Netz möglich
Ein Anbieter könnte demnach für die vielen Nutzerdaten bezahlen, um damit potenzielle Kunden gezielt woanders zu erreichen – also auf anderen Webseiten oder sogar internetfähigen Fernsehern.
„Wenn Sie jemand sind, der Waren im Internet kauft, dann wissen wir, wer diese Waren wo kauft, und wir können diese Daten zu unserem Vorteil nutzen“, erklärt der neu zu diesem Zwecke eingestellte Mark Grether, der vormals für Uber das Werbegeschäft leitete.
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Werbung für PayPal mit großem Potenzial
Zu Beginn sollen Kundendaten standardmäßig in die neue Werbeplattform einfließen. Wer das nicht möchte, soll aber die Möglichkeit erhalten, der Verwendung zu widersprechen.
Wann das neue Projekt startklar sein wird, ist nach derzeitigem Stand bisher nicht abzusehen. Händler, die Werbung bei PayPal buchen möchten, sollten sich aber laut der Einschätzung des Experten Andrew Lipsman darauf gefasst machen, viel Geld dafür zahlen zu müssen: Aufgrund der vielen Transaktionsdaten könne der Dienstleister ein besonders detailliertes Bild der möglichen Kunden zur Verfügung stellen. Verbraucher könnte man zum Beispiel nach ihrem Reichtum oder Status als Geschäftsreisende gruppieren.