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Wertpapiere kostenlos handeln

Das sind Neobroker und darin unterscheiden sie sich

Neobroker bieten kostenlose Wertpapierdepots, doch bei den Angeboten gibt es Unterschiede
Neobroker bieten kostenlose Wertpapierdepots, doch bei den Angeboten gibt es Unterschiede Foto: Getty Images
Oliver Schmaering
Freier Redakteur

11. August 2024, 16:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Neobroker haben das Investieren in Aktien für neue Bevölkerungsschichten erschlossen. Durchschnittsverdiener, junge Leute und einfach nur Neugierige nehmen wie selbstverständlich am Handel mit Finanzprodukten teil. Möglich wird das durch den einfachen Zugang via Handy-App und geringe Gebühren. TECHBOOK wirft einen Blick auf die Kosten – und auf ein neues EU-Gesetz, das alles ändern könnte.

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Das US-amerikanische Unternehmen Robinhood gilt mit Gründungsdatum 2013 als Prototyp aller Neobroker. Der Name ist Programm, denn für ihn stand der legendäre englische Rebell Robin Hood Pate, der den Reichen nahm, um den Armen zu geben. Was bis dahin nur Wohlhabenden vorbehalten war, sollte nun für alle zugänglich sein: Eine Broker-App, die man sich einfach auf das Handy laden kann, sollte das Investieren fortan kinderleicht machen. Der Erfolg gibt Robinhood bis heute recht. Deshalb ist das Geschäftsmodell Neobroker schon längst international etabliert.

Inzwischen ist allein die Investment-Landschaft der deutschen Neobroker mit Scalable Capital, Trade Republic, JustTrade, Smartbroker und weiteren kaum noch überschaubar. Hinzu kommen internationale Neobroker, die auf dem deutschen Markt aktiv sind, wie etwa eToro, LYNX und andere. Besonders hinsichtlich der Kosten lohnt ein genauerer Blick auf das Feld der Neobroker.

Neobroker im Vergleich – darauf sollte man achten

Depotgebühr

Was die Depotgebühren betrifft, sind beinahe alle gängigen Neobroker kostenlos. Manchmal hängen am Gratisangebot allerdings besondere Bedingungen. So kann etwa bei Brokern wie Flatex, Comdirect, DKB, Interactive Brokers, GLS S-Broker, Commerzbank, Pax-Bank oder eToro fallweise die Kostenlosigkeit außer Kraft gesetzt sein: Wenn beispielsweise nicht aktiv gehandelt wird, wenn ein bestimmtes Mindestdepotvolumen unterschritten wird oder wenn man spezielle Finanzprodukte wie ADRs (American Depository Receipts) oder GDRs (Global Depository Receipts) handeln will. Lediglich das Prime-Angebot von Scalable Capital hat stets reguläre Depotgebühren. Hier werden monatlich mindestens 2,99 Euro fällig.

Komplett kostenlose Depots gibt es bei Scalable Capital in der Normalvariante, bei Trade Republic, Finanzen.net ZERO, Traders Place, Smartbroker, Just Trade und weiteren Wettbewerbern.

Orderkosten

Bei den Orderkosten ist gratis die Ausnahme. Unter bestimmten Bedingungen, die in der Regel an ein Mindestordervolumen gebunden sind, bieten Finanzen.net ZERO, Traders Place, Smartbroker, Flatex und Scalable Capital Prime kostenlose Orders an. Ansonsten bewegen sich die Kosten in der Regel zwischen 90 Cent und 10 Euro pro Order. Manchmal gilt diese Festgebühr zuzüglich eines gewissen Prozentsatzes des Ordervolumens oder die Orderkosten beziehen sich sogar ausschließlich auf den Anteil des Volumens. Hier sind, je nach Broker, Prozentsätze zwischen 0.05 und 1 Prozent üblich.

XETRA-Orders sind, falls überhaupt möglich, oft mit gesonderten Gebühren ausgestattet. XETRA ist die Abkürzung für exchange electronic trading und ist mit dem europäischen Marktführer unter den Handelsplätzen, der Frankfurter Wertpapierbörse, verbunden. Hier fallen bei Neobrokern pro Order bis zu 12,50 Euro oder 1,5 Prozent des Ordervolumens an. Letzteres kann unter Umständen sehr viel mehr als nur 12,50 Euro bedeuten.

Sparpläne

ETF– und auch Aktiensparpläne werden bei einer Vielzahl von Neobrokern gebührenfrei angeboten. Allerdings werden hier oft gesonderte Kosten fällig, die manchmal nicht leicht zu entdecken sind. Dabei handelt es sich etwa um den Spread zwischen Briefkurs und Geldkurs, also dem Kauf- und Verkaufspreis bei Aktien. Innerhalb von ETF-Sparplänen, falls es Bitcoin- oder Ethereum-Anteile gibt, können auch Krypto-Gebühren anfallen, die an den Kunden weitergereicht werden. Die Breite des Angebots bei Sparplänen überzeugt besonders bei Scalable Capital und Trade Republic.

Lesen Sie auch: Wie und wo kann man Kryptowährung verkaufen bzw. tauschen?

Spezielle Merkmale und Service

Neben den Kosten gibt es auch bestimmte Services und Merkmale, die bei den einzelnen Brokern Teil des Pakets sind – oder eben nicht. Dazu gehören etwa Eintragungen ins Aktienregister oder Hilfestellung bei der Quellensteuer, wenn im Ausland gehandelt wird. Außerdem gehören dazu die Anzahl der Handelsplätze, automatische Ausschüttungen, kostenfreie Teilnahme an Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften, die Möglichkeit von Marginhandel, um das getradete Vermögen zu hebeln, Zinsen, kostenlose Girokonten, 24/7-Kundenservice und so weiter. Je nach Schwerpunkt der Interessen können diese Faktoren unter Umständen ebenso interessant sein wie die reine Kostenfrage.

Derivate, Krypto, Anleihen und Fonds

Kryptowährungen werden inzwischen von fast alle Neobrokern angeboten. In den seltensten Fällen gelangt man dabei allerdings in den physischen Besitz von Bitcoin & Co. Vielmehr erwirbt man Anteile von ETNs (Exchange Traded Notes). Anleihen und Fonds sind ebenfalls bei fast allen Brokern im Angebot.

Bleiben die Derivate, die nochmals gesondert betrachtet werden sollen. Dazu gehören Optionen, Futures und sogenannte CFDs (contract for difference). Derivate sind eine wenig bekannte, aber sehr attraktive Anlageklasse. Sie können als sogenannte Hedges eingesetzt werden, um beispielsweise Aktien gegen fallende Kurse abzusichern. Sie sind aber auch populär bei Tradern, weil man auch mit kleinen Depots viele interessante Strategien des Handels anwenden kann. Besondere Vorsicht ist hier geboten – denn die größte Gefahr geht nicht vom Produkt selbst, sondern vom Gesetzgeber aus.

Verlustverrechnungsbeschränkung – eine Farce

Die Neufassung des § 20 Abs. 6 Satz 5 des Jahressteuergesetzes im Jahr 2020 hat die Verlustverrechnung für Privatanleger im Bereich Derivate seither zu einem Abenteuer in Sachen Logik gemacht. Erst der Fall eines Investors, der auf einen Gewinn von 23.000 Euro nach Abzug von Verlusten jetzt 60.000 Euro Steuern zahlen soll, könnte nun zu einer Änderung führen. Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz formulierte bereits im Dezember 2023 deutliche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Verlustverrechnungsbeschränkung bei Termingeschäften.

Der Bundesfinanzhof hat im Juni 2024 nachgezogen. Das oberste deutsche Finanzgericht formuliert in gleicher Sache, nach gebotener Prüfung sei die Begrenzung der Verlustverrechnung bei Termingeschäften nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Bis jedoch das Bundesverfassungsgericht in einem Hauptsacheverfahren über die Verfassungsmäßigkeit entscheidet, werden wahrscheinlich viele Jahre vergehen. In der Zwischenzeit dient die Entscheidung des BFH als Wegweiser. Bis zu einer endgültigen Entscheidung des BVG müssen betroffene Privatanleger Widerspruch gegen ihre Steuerbescheide einlegen. Kann es vor diesem komplizierten Hintergrund wirklich zu einer Renaissance des Handels mit CFDs und anderen Derivaten in Deutschland kommen?

CFD-Broker

Bis zu einer höchstrichterlichen Entscheidung des BVG werden es Derivate für Privatanleger schwer haben. Anleger in Deutschland müssen sich der Risiken bewusst sein, die das Gesetz geschaffen hat. Die jetzt noch gesetzlich erlaubten 20.000 Euro Jahresverlust kommen im Bereich Derivate bei einigen Strategien, die hohe Verluste höheren Gewinnen gegenüberstellen, durch die entsprechende Hebelung schon bei kleinen Summen innerhalb eines Handelstages zusammen. Im DACH-Raum können Anleger aus Österreich und der Schweiz ungetrübte Blicke auf die CFD-Broker unter den Neobrokern werfen. Hier sind besonders eToro und Flatex zu nennen.

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Payment for order flow und die EU

Der vermeintliche Schutz des Anlegers motiviert auch ein weiteres Gesetz, das die neue Liebesbeziehung zwischen Neobrokern und Privatanlegern zukünftig nicht leichter machen wird. Zumindest wird das Dating teurer.

Um zu verstehen, worum es geht, muss man zunächst wissen, wie Neobroker die niedrigen Preise für Investoren überhaupt möglich machen. Das Geheimnis heißt PFOF – Payment for order flow. Es ist der Kern des Geschäftsmodells der Neobroker. Und das funktioniert so: Der Investor ordert per Handy-App bei seinem Neobroker eine Aktie. Der Neobroker hat Verträge mit verschiedenen Börsenhandelsplätzen oder sogenannten Market Makern. Kauft er dort die georderte Aktie, bekommt er eine Vergütung. Diese Vergütung ersetzt die Gebühr des Anlegers. So weit, so simpel. Aber das wäre natürlich zu einfach.

Wegen möglicher Intransparenz hinsichtlich der Spreads zwischen Geldkurs und Briefkurs, will man das Verfahren nun EU-weit verbieten. Im Ergebnis werden die Privatanleger die Vergütung für den Neobroker durch eigene Gebühren ersetzen müssen. Das Gesetz ist beschlossen und soll ab 2026 in Kraft treten. Offen bleibt, auf welche Weise das Geschäftsmodell der Neobroker überleben wird.

Alle im Text erwähnten Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar (§ 85 WpHG).

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