4. Juli 2024, 18:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die MiCA-Regulierung oder kurz MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation) ist am 1. Juli 2024 in Kraft getreten. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine lang erwartete EU-weit geltende Richtlinie für den gesamten Krypto-Bereich.
Der europäische Gesetzgeber ist mit MiCAR einen entschlossenen Schritt gegangen, um die EU zukünftig in Sachen Blockchain global wettbewerbsfähig zu machen. Viel Anerkennung, aber auch einige Sorgen begleiteten den Prozess bis zum Inkrafttreten der Verordnung.
Regulierung für Krypto in der EU
An der komplizierten und langwierigen Ausgestaltung der Richtlinie hatten sich auch deutsche Politiker federführend beteiligt. Bemerkenswert ist dabei, dass Europa eher als beispielsweise die USA eine auf digitale Assets zugeschnittene Regulierung zur Anwendung bringen kann.
MiCAR regelt dabei nur die grundsätzliche Erlaubnis, die einzelnen Staaten können diese dann selbst ausgestalten. Durch das sogenannte Passporting-Prinzip erlangen Finanzinstrumente eines Staates allerdings auch Wirkung in anderen EAA-Staaten. Dadurch können sich kleinere Länder das aufwändige Verfahren sparen. EAA, das heißt: EU plus Norwegen, Liechtenstein und Island.
Inhaltlich geht es bei MiCAR um Lizenzen und Normen für Krypto-Dienstleister und die Pflicht zur Kooperation mit Finanzaufsichtsbehörden. Zudem sollen Investoren und Nutzer mehr Schutz und mehr Rechte als bisher genießen.
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Stablecoins und MiCAR
Fragen rund um sogenannte Stablecoins, also Kryptowährungen, die sich stabil am Wert von US-Dollar, Euro oder anderen staatlichen Währungen orientieren, stehen von Beginn an im Fokus.
Noch am Tag des Inkrafttretens der MiCA-Regulierung verkündete das globale FinTech-Unternehmen Circle die Lizenzierung seiner Stablecoins USDC und EURC. Letzterer spielt noch keine wichtige Rolle. Der USDC hingegen ist, gemessen an seiner Marktkapitalisierung, die sechstgrößte Kryptowährung und gleichzeitig der zweitgrößte Stablecoin.
Der größte und wichtigste Stablecoin USDT hingegen segelt in Europa in unruhigem Fahrwasser. Es heißt, es gebe bei den Regulierungsbehörden Bedenken hinsichtlich einer europäischen Lizenzierung als EMT (E-Money Token). Mehrere zentralisierte Kryptobörsen (CEX), haben bereits reagiert und angekündigt, den USDT nicht länger für europäische Nutzer anzubieten.
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Gefahren der Regulierung
Am aufgeführten Beispiel der Situation rund um den Stablecoin USDT kann man eines der wichtigsten Risiken von MiCAR klar erkennen: Sollte es für Investoren und Trader zu kompliziert werden, Kryptowährungen über EU-lizenzierte Dienstleister zu erwerben und zu handeln, wird zumindest ein Teil der Nutzer in den unregulierten Raum ausweichen. Beispielsweise sind einige Krypto-Derivate wie etwa Futures auf vielen CEXs nur via USDT handelbar.
Krypto ist eine globale Industrie. Wenn das Sicherheitsbedürfnis der Investoren mit der Nutzbarkeit von Blockchain-Infrastrukturen kollidiert, werden viele wohl oder übel dem regulierten Raum den Rücken kehren. Man darf hoffen, dass die MiCAR-Hüter in Brüssel und Straßburg diesen Faktor im Blick behalten. Benutzerfreundlichkeit und Praktikabilität sind hohe Güter in einer Industrie, in der es globalen Wettbewerb gibt.
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