9. Dezember 2024, 12:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Laut Verbraucherschützern soll der Zahlungsdienstleister Klarna in Kontoauszügen seiner Kundschaft sehr genau nachschauen. Das sei jedoch unverhältnismäßig.
Wer im Internet einkauft, hat heutzutage viele Möglichkeiten zur Bezahlung. Neben Bankeinzügen oder der Option mit Kreditkarte gibt es auch Dienstleister wie PayPal, die mit besonders komfortablen Kaufabwicklungen locken. Auch Klarna fällt in diese Kategorie. Allerdings schlagen Verbraucherschützer jetzt Alarm, da sich Klarna in Kontoauszügen der eigenen Kundschaft sehr genau umschauen soll.
Kontoauszüge vor Klarna angeblich nicht sicher
Aus einem Gespräch des „Spiegel“ mit Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg geht hervor, dass Klarna durch die Kontoauszüge der Kunden umfassende Einblicke in deren Finanzen und Kaufverhalten erhalten würde. Der Dienstleister würde „alle Kontodaten der vergangenen 30 Tage ab Zahlungszeitpunkt“ analysieren. Zusätzlich wird der Vorwurf laut, dass Klarna Informationen an Dritte weitergeben würde.
Völlig illegal scheint zumindest der reine Einblick in die Kontobewegungen nicht zu sein. Die ab 2018 in zwei Phasen eingeführte Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Payment Services Directive2) der EU regelt unter anderem, dass „Zahlungsauslöse- sowie Kontoinformationsdienstleister“ für die Bereitstellung ihrer Dienste Zugang zu den Konten benötigen. Dafür brauchen sie die ausdrückliche Erlaubnis der Verbraucher. Ohne diese Zustimmung „wird keine Zahlung ausgeführt und es darf kein Drittdienstleister auf Ihre Kontodaten zugreifen“.
Allerdings, so der Bericht, gehe es nicht nur um Transaktionen, die Kunden via Klarna tätigen. Darüber hinaus soll das Unternehmen auch sehen können, ob man ein Netflix-Konto hat oder wie hoch die monatliche Mietzahlung beträgt.
Verbraucherschutz kritisiert Unverhältnismäßigkeit
Dass Klarna diverse Bankinformationen der Kunden erhebt, steht zumindest in der Datenschutzerklärung. Dort erklärt man, dass man sich „Daten von Ihren anderen Bankkonten und anderen Arten von Konten (z. B. Kartenkonten), die Sie mit dem Dienst verbinden, sowie Daten wie Kontonummer, Bank, historische Transaktionen von Ihren verbundenen Konten sowie Salden und Vermögenswerte“ anschaut. Das diene „finanziellen Analysen“.
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Welche Daten, insbesondere zu den historischen Transaktionen, man genau erhebt, ist aber nicht klar. Buttler hält dies aber für unverhältnismäßig und eine solche Praxis würde sonst nur bei hohen Krediten zum Zwecke der Bonitätsprüfung vorkommen. Für „0815-Bezahlungen in Onlineshops“ fehle ihm das Verständnis.
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Das sagt Klarna dazu
Aber spioniert Klarna wirklich in Kontoauszügen der Verbraucher herum? TECHBOOK hat beim Dienstleister angefragt und folgende Antwort erhalten:
„Klarna verkauft keine Daten an Dritte. Klarna analysiert oder greift auch nicht auf Transaktionsdaten von Bankkonten zu, wenn Zahlungen vorgenommen werden. Der einzige Fall, in dem Klarna auf Transaktionsdaten von Bankkonten zugreift, ist, wenn ein Kunde sich entscheidet, unsere Funktion ‚Persönliche Finanzen‘ zu nutzen, bei der Verbraucher alle ihre Bankkonten an einem Ort innerhalb der Klarna-App einsehen können. Diese Funktion wird nur aktiviert, wenn der Verbraucher aktiv entscheidet, sein Bankkonto zu integrieren. Selbst in diesen Fällen werden die Daten nur verwendet, um dem Verbraucher Informationen auf transparente und benutzerfreundliche Weise anzuzeigen. Sie werden nicht für andere Zwecke analysiert oder an Dritte weitergegeben.“
Klarna-Sprecher
Es ist nicht das erste Mal, dass Kritik an Klarna laut wird. Erst 2022 verlieh man dem Bezahldienst einen BigBrotherAward, weil er intransparent Daten und Macht bündeln würde.