28. November 2023, 13:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es gibt einige Unternehmen, die versuchen, mit außergewöhnlichen Konzepten erfolgreich zu werden. Ein solches ist die Bank Insha, die islamkonformes Banking anbietet. Allerdings ist das Konzept gescheitert.
Insha ist ein Fintech-Unternehmen aus Berlin. Gegründet wurde die Online-Bank bereits 2018. Banking-Geschäfte lassen sich hier ausschließlich per App tätigen, wobei Insha weder Gebühren für die Kontoführung noch für die Debitkarte erhebt, die Kunden bei Kontoeröffnung erhalten. Das Besondere an der Neo-Bank ist ihr Fokus auf traditionelle, islamische Werte, mit dem sich das Unternehmen vor allem an Muslime wendet. Im aktuell schwierigen Marktumfeld hat es Insha allerdings nicht geschafft, sich weiterzuentwickeln und kostendeckend zu arbeiten. Die Bank stellt daher zum Jahresende ihren Betrieb ein, wie Finanz-Szene berichtet.
Insha-Kunden müssen handeln
Das Aus der Bank bedeutet für Kunden, dass sie zeitnah aktiv werden müssen. Da alle bestehenden Konten bis Jahresende aufgelöst werden, müssen Bankkunden bis spätestens 31. Dezember ihr Geld abheben und auf ein neues Konto transferieren. Ein automatischer Wechsel zu einer anderen Bank erfolgt dabei allerdings nicht. Betroffene müssen sich somit selbst eine neue Bank suchen.
Diejenigen, die bewusst eine Bank mit islamkonformen Regeln gewählt haben, werden es allerdings nicht ganz einfach haben, Ersatz zu finden. Eine Alternative ist beispielsweise die KT Bank, die in Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Mannheim und München sogar Filialen betreibt.
Wie viele Kunden von dem Aus von Insha betroffen sind, ist nicht ganz klar. Die Bank veröffentlichte in all den Jahren seit ihrer Gründung nie einen Geschäftsbericht. Ende 2020 ging man allerdings von etwa 40.000 Bankkunden aus.
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Was ist Islamic Banking?
Doch was macht Banking nach traditionellen islamischen Regeln so besonders und worin unterscheidet es sich zum klassischen Banking? Geht es nach dem Koran, darf man mit Geldgeschäften nichts verdienen. Es besteht also ein Zins- und Spekulationsverbot. Banken, die nach diesen Regeln arbeiten, dürfen somit weder Zinsen auf Erspartes zahlen, noch Zinsen für das Verleihen von Geld verlangen. Stattdessen finanzieren diese Banken ihren Kunden die gewünschte Investitionen, indem sie beispielsweise ein Haus oder Auto direkt vom Händler kaufen und mit Aufschlag an den Kunden weiterverkaufen, der den Betrag dann in Raten abzahlen kann.
Laut Statista lebten 2022 rund 5,5 Millionen Menschen aller muslimischen Glaubensrichtungen in Deutschland, womit der Islam hierzulande die drittgrößte Glaubensgemeinschaft nach der römisch-katholischen Kirche und den evangelischen Landeskirchen darstellt. Gökay Sofuoğlu, Vorsitzender der türkischen Gemeinde in Deutschland, sagte bereits 2015 gegenüber Deutschlandfunk, dass viele Muslime mit den bestehenden, deutschen Banken eigentlich sehr gut gefahren sind. Islamic Banking sieht er eher als „ein Angebot für die Muslime, die streng gläubig sind. Die auch genau wissen wollen, was die Bank mit dem Geld macht. Für diese wird es nun eine Alternative geben, dass einige diese Bank aussuchen.“
Kurzum: Banken, die islamkonform arbeiten, sind eine Alternative für diejenigen, die entweder streng nach dem Koran leben oder sicher gehen möchten, was die Banken mit ihrem Geld machen. Denn laut Koran ist es ebenfalls verboten, sich an unethischer Wirtschaftstätigkeit zu beteiligen. Die Banken dürfen somit weder an der Produktion noch am Verkauf beispielsweise von Alkohol, Tabak, Schweinefleisch, Glücksspiel, Pornografie und Prostitution beteiligt sein.