28. März 2024, 16:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die ING warnt vor einer Betrugsmasche, die Betroffene ohne deren Wissen zu Mittätern macht. Wie der Betrug genau funktioniert und wie man sich schützen kann, verrät TECHBOOK.
Es kommt nicht oft vor, dass eine Bank direkt an uns herantritt, um auf eine Betrugsmasche hinzuweisen. Im aktuellen Fall ist das aber geschehen. Die ING hat TECHBOOK auf eine Masche aufmerksam gemacht, die zum Teil schwerwiegende Folge für Kunden haben kann. Es geht um Betrug bei der Kontoeröffnung zu Testzwecken.
Im Fokus der Betrüger stehen dabei Menschen, die sich ohne großen Aufwand und mit flexibler Zeiteinteilung etwas dazuverdienen möchten. Doch was nach leicht verdientem Gewinn klingt, entpuppt sich oft als perfider Betrug. Der ING ist die Masche bereits seit Längerem bekannt, im vergangenem Jahr haben die Fälle aber merklich zugenommen, wie uns ein ING-Sprecher verriet. Auch Anzeigen beim Bundeskriminalamt hätten sich seither gehäuft. Das Perfide an der Masche ist, dass die Betroffenen selbst strafrechtlich belangt werden können.
Angebliches Testkonto bei der ING
Doch was genau steckt hinter der Betrugsmasche, vor die die ING aktuell warnt? Kriminelle geben sich als Mitarbeitende der ING aus und wenden sich gezielt an junge und technikaffine Menschen auf der Suche nach leichten Verdienstmöglichkeiten. Die vermeintlichen Jobangebote erscheinen vor allem auf Kleinanzeigen-Portalen und der Bewerbungsprozess läuft meist über WhatsApp. Die erfolgreich angeworbenen Betrugsopfer sollen im Rahmen ihrer Aufgabe die Eröffnung eines ING-Kontos bewerten. Pro „Testdurchlauf“ versprechen die Betrüger 50 Euro Belohnung. Die Tester erhalten sogar einen Arbeitsvertrag, der sehr professionell aufgesetzt, aber gefälscht ist. Der Betrug ist für sie daher nicht einfach zu erkennen.
Einmal angeworben, sollen die Betroffenen auf ihren Namen ein ING-Konto einrichten und sich dafür per Video-Ident-Verfahren verifizieren. Eine Auflage der Betrüger dabei ist, dass die Tester während des Einrichtungsprozesses nirgends angeben, dass es sich um ein Demo-Konto handle. Angeblich solle der Test so realitätsnah wie möglich sein. Um den Prozess zu bewerten, erhalten die Tester auch einen Bewertungsbogen, den sie ausgefüllt wieder an den „Arbeitgeber“ schicken müssen.
Die Kriminellen lassen die Betroffenen während des gesamten Prozesses in dem Glauben, dass sie trotz Video-Ident-Verfahren kein echtes Konto eröffnen. Ist das ING-Konto fertig eingerichtet, verlangen die Betrüger die Zusendung aller Eröffnungsunterlagen. Die Begründung: Nur so könne die Rückabwicklung erfolgen.
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Betrugsopfer werden unwissentlich zu Mittätern
Tatsächlich aber missbrauchen die Betrüger das Konto und den Namen ihrer Opfer für kriminelle Zwecke. Dazu gehört vor allem das Waschen von Geldern, die – passenderweise – über Phishing oder vorgetäuschte Online-Auktionen gewonnen wurden. Den Betroffenen entsteht durch diesen Betrug also kein finanzieller Schaden, allerdings landet nun Schwarzgeld auf dem ING-Konto, das offiziell unter ihrem Namen läuft.
Dadurch drohen den Betrugsopfern Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Obendrein können sie im schlimmsten Fall wegen Geldwäsche und Beihilfe zu Betrug sowie zu Schadensersatz gegenüber anderen Phishing-Betrugsopfern verurteilt werden.
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So schützen Sie sich
Im Gespräch mit TECHBOOK mahnte ein Sprecher der ING Bankkunden ausdrücklich, skeptisch zu sein. Dabei ist es egal, ob es sich um die Preisgabe privater Daten innerhalb einer E-Mail handelt oder Jobs mit ausgesprochen guten Konditionen für wenig Aufwand versprochen werden. Auf Instagram beginnt beispielsweise ein raffinierter Ringbetrug mit einem angeblichen „Foto-Honorar“ von 500 Euro. Lernt man einen Arbeitgeber nur online kennen, sollte man sich stets umfassend über ihn informieren und keine Kopien von Ausweisdokumenten und ähnlichen sensiblen Daten weitergeben, so die ING.
Auch das Eröffnen eines Bankkontos für einen Dritten unter eigenem Namen sollte man tunlichst unterlassen. Im Zweifel haftet immer die Person, auf deren Namen das Konto läuft. Mit Blick auf den aktuellen ING-Betrug sollte sich man sich außerdem darüber bewusst sein, dass ein erfolgreiches Video-Ident-Verfahren zu einer tatsächlichen Kontoeröffnung führt. Wer – womöglich oder tatsächlich – Opfer eines Betrugs geworden ist, sollte sofort die jeweilige Bank informieren und bei der Polizei Anzeige erstatten.