8. November 2024, 12:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sicher online bezahlen und in Echtzeit Geld senden – mit diesen Worten bewarben die Banken den Bezahldienst Giropay. Als deutsche Alternative zu PayPal, Klarna und Co. sollte Giropay das Bezahlen beispielsweise in Online-Shops ganz einfach über das eigene Bankkonto ermöglichen. Doch das Projekt ist gescheitert.
Noch vor wenigen Jahren betrieben die Banken und Sparkassen in Deutschland eigene, mitunter voneinander abweichende Online-Bezahlverfahren namens Paydirekt, Giropay und Kwitt. Erst 2021 wurden sie zu einer Marke zusammengeführt. Fortan wurde Giropay, auf diesen Namen hatte man sich geeinigt, als eine Alternative zum großen US-Konkurrenten PayPal vermarktet. Das Ziel: Kunden sollten Online-Einkäufe bezahlen und auf Wunsch sogar Freunden Geld in Echtzeit überweisen können. Da es sich hierbei um einen an das eigene Online-Konto angeschlossenen Dienst handelte, waren keine separaten Zugangsdaten oder Konten notwendig. Auch im Hinblick auf Datenschutz hatte Giropay die Nase vorn, denn alle Informationen zum Bezahlvorgang blieben bei der eigenen Bank und gingen nicht an Dritte.
Übersicht
Erfolg von Giropay blieb aus
Die Banken und Sparkassen investierten in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag, um Giropay voranzubringen. Dennoch blieb der erhoffte Erfolg aus. In einem Ranking zur Markenbekanntheit von digitalen Bezahldiensten landete Giropay 2023 nur auf Platz 5 – hinter PayPal, Klarna, Payback und Amazon Pay. Bei den Marktanteilen von Zahlungsverfahren in Deutschland nach Umsatz war das Ergebnis noch eindeutiger. Hier erreichte Giropay laut Statista gerade einmal einen Anteil von 0,4 Prozent und somit den letzten Platz im Ranking. Stattdessen nutzten die Menschen 2023 vor allem PayPal (27,7 Prozent), Kauf auf Rechnung (26,7 Prozent) und Lastschrift (16,7 Prozent) zum Bezahlen. Es folgten Kreditkarten, die Vorkasse, Ratenkauf und andere.
Giropay war auf Millionen Bankkonten aktiv, punktete mit hohem Datenschutz und der Tatsache, sich nicht für einen weiteren Dienst anmelden zu müssen. Doch trotz all dieser Vorteile schaffte es das Online-Bezahlverfahren nicht, an der Konkurrenz vorbeizuziehen. Die Transaktionen beliefen sich laut Experten zuletzt auf nur noch wenige Prozent im Marktvergleich.
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Online-Bezahlverfahren wird eingestellt
Aus diesem Grund zeichnete sich bereit im Sommer ab, dass Giropay bald eingestellt werden könnte. Wenig später war es dann auch offiziell. Die paydirekt GmbH gab bekannt, das Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen zum 31. Dezember einzustellen. Neuanmeldungen sind bereits seit dem 23. September nicht mehr möglich. Aktuell wurde zudem damit begonnen, registrierte Kunden über das Ende von Giropay per E-Mail zu informieren. Auch eine Hilfeseite hat der Anbieter eingerichtet.
Wie das Unternehmen betont, steht das Giropay-Portal zum persönlichen Kundenbereich noch bis zum 31. Januar 2025 zur Verfügung. Zahlungen in teilnehmenden Online-Shops sind mit Giropay jedoch nur noch bis Jahresende möglich. Gleiches gilt für das Senden und Empfangen von Geld über die App. Es kann allerdings vorkommen, dass einige Händler schon jetzt keine Giropay-Zahlungen mehr annehmen.
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Was kommt nach dem Aus von Giropay?
Auch wenn Giropay gescheitert ist, bleibt der Vorsatz, einen einheitlichen Bezahldienst in Europa anbieten zu wollen. Mit Wero baut die European Payments Initiative (EPI) mit Unterstützung der EU eine neue Paypal-Alternative auf. Ursprünglich sollte dessen Start bereits 2023 erfolgen, wurde jedoch auf Sommer 2024 verschoben. Noch sind bei Wero nur ausgewählte Banken beteiligt. Immerhin sind aber die Sparkassen, Volksbanken und die Deutsche Bank an Bord.
Wero verspricht den Geldtransfer ohne IBAN und in weniger als zehn Sekunden über die App der Bank. Später soll auch das Bezahlen in Online-Shops und sogar Supermärkten mit Wero möglich sein.