13. Februar 2023, 13:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei der Fidor Bank gab es schon länger Probleme. Nun verkündet die Direktbank offiziell, dass der Betrieb in Deutschland noch in diesem Jahr komplett eingestellt wird. Was bedeutet das für Kunden?
Bereits im vergangenen Jahr stand fest, dass die französische Großbank BPCE – Besitzer der in München ansässige Fidor Bank – die Direktbank schon bald liquidieren möchte. Zu hoch waren die Verluste der Bank. Nun steht fest: Noch in diesem Jahr stellt die Fidor Bank ihren Betrieb ein und wird in diesem Zuge alle vorhandenen Konten kündigen.
Fidor Bank informiert Kunden über Schließung
Über die aktuellen Geschehnisse informiert die Fidor Bank ihre Kunden auf der Webseite. Hier heißt es, dass man das Bankgeschäft dieses Jahr einstellen wolle. Die Möglichkeit des Wiederspruches gibt es daher nicht. Die Bank wolle sich zeitnah mit den Kunden in Verbindung setzen, um das Verfahren zur Schließung der Konten einzuleiten. „Seien Sie versichert, dass Sie genügend Zeit haben werden, um Ihre Bankbeziehung auf ein neues Kreditinstitut zu übertragen“, so die Fidor Bank. Wann die Kündigungen genau erfolgen, darüber nannte das Geldinstitut bislang aber keine Details.
Bis es so weit ist, können Kunden ihr Konto wie gewohnt nutzen. Ab dem Beendigungszeitpunkt werden jedoch alle Online-Banking-Funktionen deaktiviert. Dementsprechend werden dann Überweisungen, Daueraufträge und Einzugsaufträge nicht mehr ausgeführt und alle ausgehändigten Geldkarten werden ungültig. Auch Zugriff auf ihr Online-Konto haben Kunden dann nicht mehr. Sie sollten daher rechtzeitig alle wichtigen Unterlagen herunterladen und sichern. Die Steuerbescheinigung erhalten sie jedoch wie gewohnt von der Fidor Bank zugeschickt.
Um den Wechsel zu einer neuen Bank möglichst einfach und stressfrei zu machen, ist es sinnvoll, dass sich Kunden im Hinblick auf die baldige Beendigung aller Geschäftsbeziehungen schon jetzt nach einer neuen Bank umzusehen.
Was passiert mit Sparbriefen und dem Dispo?
Wie die Fidor Bank betont, sei man weiterhin zahlungsfähig und Einlagen nach der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt. Sofern Kunden einen Spar- oder Kapitalbrief bei der Bank haben, schreibt die Bank sie gesondert an, um die vorzeitigen Rückzahlungsmodalitäten zu erklären.
Gleichzeitig müssen Kunden darauf achten, dass sie einen eventuell negativen Dispo spätestens zum Zeitpunkt der Kontoeinstellung ausgleichen müssen. Eine Ratenzahlung oder ein Aufschub der Zahlung ist nicht möglich.
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Warum stellt die Fidor Bank den Betrieb ein?
Die Fidor Bank startete bereits 2009 als Alternative zu anderen Direktbanken wie N26. Im Jahr 2016 übernahm die französischen Großbank BPCE die in Deutschland ansässige Direktbank für rund 100 Millionen Euro. Für die BPCE war es eine Chance, das Privatkundengeschäft im europäischen Markt auszuweiten, für die Fidor Bank bedeutete die Übernahme eine Möglichkeit, im Ausland zu wachsen. Doch am Ende kam es anders. Schon wenige Jahre nach dem Kauf machte die Fidor Bank Verluste in Millionenhöhe, die die BPCE ausgleichen musste. Die französische Großbank erwog daher bereits 2018 den Verkauf. Es folgte eine Zeit zäher Verhandlungen, zuletzt scheiterte 2022 offenbar der Verkauf des Privat- und Firmenkundengeschäft an den US-Finanzinvestor Ripplewood. Keine der Parteien wollte sich zu den Verfahren äußern.
Die BPCE gab daher bekannt, die Fidor Bank bis spätestens Mitte 2024 zu liquidieren. Die Entscheidung betrifft mehrere Tausend Kunden. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren bereits deutlich gesunken. Wie hoch die Kundenzahl der Fidor Bank aktuell noch ist, ist aber unklar. Spekuliert wird über 150.00 bis 200.000 Kunden – ein Rückgang von fast 100 Prozent im Vergleich zu 2020.