13. August 2024, 7:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Erst abgeschafft, dann neu eingeführt: Amazon stellt seine neue Kreditkarte vor. Auch diesmal sollen Verbraucher über ein Cashback-System zum Shoppen bei Amazon angeregt werden. TECHBOOK gibt den Überblick über die aktuellen Konditionen sowie Vor- und Nachteile der Amazon Visa.
Bereits 2023 wurde das Ende der Kooperation von Amazon und der Landesbank Berlin (LBB) ankündigt, seit März 2024 ist das gemeinsame Produkt, die Amazon-Kreditkarte, deaktiviert. Damals hatte Amazon einen Nachfolger zu der Shopping-Karte angekündigt und nun sind die konkreten Konditionen bekannt. Während einige Aspekte der Amazon Visa für bestimmte Kunden Vorteile bringen, können sich andere als nachteilig erweisen.
Konditionen der neuen Amazon Visa
Die neue Amazon Visa ist aus der Zusammenarbeit mit Zinia by Santander entstanden und erfüllt im Großen und Ganzen die gleichen Funktionen wie das Vorgängermodell: Über ein Punkte-System können Verbraucher beim Bezahlen mit der Kreditkarte ein Amazon-Guthaben aufbauen und gemäß dem Cashback-Prinzip einlösen. Die dazugehörige Amazon Visa App sowie das Web-Protal fürs Online-Banking stellt Zinia by Santander bereit. Voraussetzung für eine Amazon Visa ist ein Girokonto. Die Amazon Visa, die Erstausstellung der Karte sowie ihr Ersatz und etwaige Folgekarten sind kostenlos. Eine Amazon-Prime-Mitgliedschaft ist für Amazons Kreditkarte nicht nötig, bringt allerdings einige Cashback-Vorteile.
Amazon Visa erlaubt die Wahl zwischen einer Vollzahlung oder einer Teilzahlung. Die Vollzahlung umfasst die vollständige Abbuchung eines Betrags ohne weitere Kosten, während die Teilzahlung eine Aufsplittung des Betrags auf mehrere Monate ermöglicht. In diesem Fall entstehen Gebühren in Form eines effektiven Jahreszinses von 20,13 Prozent. SEPA-Lastschriften auf das angegebene Konto kosten 2 Euro pro Überweisung, außer es handelt sich um einen Guthabentransfer.
Weitere Kosten fallen bei Bargeldabhebungen an den Automaten anderer Kreditinstitute an. Innerhalb der EU beläuft sich die Gebühr auf 3,9 Prozent des Auszahlungsbetrags. Außerhalb der EU und bei Fremdwährungen innerhalb der EU steigt die Gebühr auf 5,4 Prozent. Für Verbraucher, die auch im Ausland flexibel Geld abheben möchten, können hier empfindliche Nachteile entstehen.
Cashback-Punkte sammeln
Amazon bewirbt seine neue Kreditkarte mit mehreren Vorteilen, die die Nutzer stärker an den Onlineversandhändler binden sollen. Beispielsweise erhalten Kunden zum Start eine Gutschrift ab 10 Euro. Wer über eine Prime-Mitgliedschaft verfügt oder früher bereits Kreditkarten von Amazon besaß, hat bis zu 25 Euro in Aussicht. Die Gutschrift wird bei der ersten Kartenabrechnung verrechnet.
Anknüpfend an das frühere Bonusprogramm können Kunden auch bei der neuen Amazon Visa bei fast jeder Kartenzahlung Punkte sammeln, egal ob die Zahlung online oder offline getätigt wurde. Ausgenommen sind allerdings Cash Calls (Barvorschüsse), Glücksspielzahlungen, Guthabentransfers oder E-Wallet-Aufladungen beispielsweise bei PayPal oder Revolut. Anders als das Zahlungssystem Google Pay unterstützt Amazon Visa Apple Pay zurzeit nicht.
Die Cashback-Rate liegt bei 1 und 0,5 Prozent. Für jeden mit der Kreditkarte auf Amazon.de umgesetzten Euro erhält der Verbraucher einen Punkt, der wiederum 0,01 Cent entspricht. Wer also für 100 Euro auf Amazon.de einkauft, sammelt 100 Punkte und erhält damit 1 Euro zurück, den man bei Amazon.de einlösen kann. Bei Bezahlvorgängen außerhalb von Amazon.de erhalten Kunden 0,5 Prozent auf Amazon.de zurück. Ausgaben in Höhe von 100 Euro entsprechen 50 Punkte und 0,50 Euro auf Amazon-de. Prime-Kunden erhalten an bestimmten Aktionstagen 2 Prozent zurück.
Punkte auf Amazon einlösen
Wer genügend Punkte gesammelt hat, kann diese auf Amazon.de einlösen. Allerdings gibt es auch hier einige Einschränkungen. Beispielsweise ist das Angebot auf die deutsche Amazon-Seite begrenzt. Wer gehofft hat, technische Geräte auf ausländischen Amazone-Seiten mithilfe der gesammelten Punkte noch günstiger zu erwerben, muss enttäuscht werden. Darüber hinaus dürfen auch folgende Abos, Produkte und Leistungen nicht mit dem Cashback-Guthaben bezahlt werden:
- Amazon-Prime-Mitgliedschaft, Subscribe and Save
- Kindle Unlimited, Music Unlimited, Audible, Prime Video Einkäufe
- Amazon Pay, AppStore
- Amazon Fresh
- Amazon Business
- AWS
- Alexa
- Amazon Games, Software Downloads
- Vorbestellungen
- Käufe über „1-click“
- Zappos
Insgesamt fällt das Punkte-Angebot der Amazon Visa etwas schlechter aus als beim Vorgängermodell. Für potenzielle Kunden dürfte vor allem die Frage relevant sein, ob sich das Cashback-Format auf Amazon für sie lohnt. Wer ohnehin wenig auf Amazon einkauft oder wenn, dann in den ausgeschlossenen Kategorien, erhält keinen großen Vorteil. Ähnlich verhält es sich bei jenen, die die Kreditkarte – vielleicht zu Gunsten einer Debitkarte – selten nutzen und daher nur wenige Punkte sammeln würden. Dementsprechend dürften vor allem Kunden profitieren, die viel mit Kreditkarte zahlen und das Amazon-Guthaben gut umsetzen können. Die Punkte verfallen mit dem Wirksamwerden der Kündigung.
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Zusatzleistungen für Reisende
Neben dem inkludierten Cashback-Programm bietet die neue Kreditkarte außerdem die Möglichkeit, ein Vorteilspaket für Reisende hinzuzubuchen. Für 7,99 Euro pro Monat erhält man einen Versicherungsschutz für internationale Reisen inklusive Auslandskranken-, Personenunfall-, Haftpflicht- und Gepäckversicherung sowie einen Transportmittelverspätungsschutz. Die verbesserten Bargeldkonditionen erlauben außerdem weltweit fünf kostenlose Bargeldabhebungen pro Monat, sofern diese nicht in Euro sind. Bei weiteren Abhebungen fallen die oben genannten Gebühren an.
Kein Auslandseinsatzentgelt entsteht dagegen bei Zahlungen bis zu 50 Euro in Fremdwährungen. Doch abhängig vom bisherigen Versicherungsschutz dürfte die Amazon Visa für Vielreisende trotz – oder wegen – der kostenpflichtigen hinzubuchbaren „Reisevorteile“ weniger vorteilhaft als andere Kreditkarten sein.
Insgesamt ist die neue Amazon Visa für jene Kunden attraktiv, die von dem Amazon-Cashback profitieren. Auch wenn die Raten von 1 und 0,5 Prozent schmaler als beim Vorgänger ausfallen, liegen sie insgesamt im für Cashback-Programme typischen Rahmen. Bei der Teilzahl-Option sollte man dagegen aufmerksam sein, da sie mit einem vergleichsweise hohen Zinssatz bestückt ist, wodurch zusätzliche Kosten entstehen. Wer sich bei Bargeldabhebungen im In- und Ausland eine möglichst große Flexibilität bewahren will, sollte von der Amazon Visa Abstand nehmen.