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Studie belegt

Kartenzahlung ist deutlich umweltfreundlicher als Bargeld

Mann nutzt im Laden Kartenzahlung.
Die Kartenzahlung hat gegenüber Bargeld einen Vorteil, an den viele vielleicht noch nicht gedacht haben. Foto: Getty Images/Witthaya Prasongsin
Woon-Mo Sung
Redakteur

29. Juli 2024, 18:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Unterschiede zwischen Kartenzahlung und Bargeld liegen für gewöhnlich wortwörtlich auf der Hand. Eine neue Studie zeigt aber einen Aspekt auf, an den viele bislang noch gar nicht gedacht haben dürften.

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Wer kennt sie nicht die Frage im Restaurant: „Bar oder mit Karte?“ In der Regel können Verbraucher im Alltag, sei es in der Gastronomie oder zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf, offene Beträge mit Kartenzahlung oder Bargeld begleichen. Beide Optionen bieten jeweils eigene Vor- und Nachteile. An Umweltschutz dürften dabei aber nur sehr wenige denken. Für eine neue Untersuchung hat sich eine Forschergruppe diesen Faktor genauer angeschaut.

Kartenzahlung und Bargeld belasten die Umwelt ganz unterschiedlich

Bargeld ist laut einer Auswertung der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland zwar nach wie vor sehr verbreitet. Allerdings sind dessen Nutzungszahlen rückläufig. Mittlerweile geben 44 Prozent der Befragten an, elektronische Zahlungsmittel zu bevorzugen und nur 24 Prozent ziehen Münzen und Banknoten vor – die übrigen Personen sind neutral eingestellt.

Dass die Mehrheit demnach eher auf Kartenzahlung als auf Bargeld setzt, ist keine schlechte Idee. Nicht nur ist der Vorgang schneller und bequemer – er ist auch umweltfreundlicher. Das geht jedenfalls aus der Studie von Oxford Economics hervor, die im Auftrag der European Digital Payment Industry Alliance (EDPIA) durchgeführt wurde. In deren Fokus standen Deutschland, Finnland und Italien.

Bei ihren Nachforschungen fanden die Experten heraus, dass eine durchschnittliche digitale Zahlung direkt am Verkaufspunkt („point of sale“ – also zum Beispiel an der Kasse) in Deutschland schätzungsweise 3,06 Gramm CO2 ausstößt. Dagegen soll aber eine einzelne Bargeldzahlung bereits einem Ausstoß in Höhe von 18,07 Gramm entsprechen. Zum Vergleich: In Italien liegen die Werte bei jeweils 5,39 Gramm (Kartenzahlung) und 11,50 Gramm (Bargeld), in Finnland bei 2,20 und 51,80 Gramm.

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Bargeldzahlung so schädlich wie eine Minute leben

Allgemein heißt es in der Studie, dass der Umwelteinfluss beider Bezahlmöglichkeiten pro Transaktion verhältnismäßig gering sei. Zum Beispiel soll eine Bargeldzahlung hierzulande in etwa so viel Kohlenstoffdioxid in die Luft ausstoßen, wie ein Mensch innerhalb einer Minute des Gases produziert.

In Finnland hingegen ist eine Bezahlung mit Bargeld vergleichbar mit dem 60-minütigen Streamen von Netflix in Europa – diesen Wert schätzt man auf etwa 55 Gramm. Durch die starke Verbreitung von Kartenzahlung und Bargeld summiert sich jedoch der gesamte CO2-Ausstoß erheblich.

Trotzdem: In ihrem Fazit erklären die Wissenschaftler, dass gemessen am gesamten CO2-Ausstoß eines Landes das komplette digitale Bezahlsystem nur einen Anteil von lediglich 0,0023 bis 0,0082 Prozent haben soll. Bei Bargeld liegt der Wert bei etwa 0,024 bis 0,041 Prozent. Nimmt man den CO2-Ausstoß einer digitalen Transaktion aus allen untersuchten Ländern zusammen, so würde das einer gängigen Google-Anfrage (bestehend aus zwei Suchen und drei Seitenaufrufen) entsprechen.

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Das können Verantwortliche verbessern

Auch wenn der Anteil an der allgemeinen Umweltbelastung recht gering ausfallen soll, gibt es dennoch Ideen für Verbesserungen, sowohl für Kartenzahlung als auch Bargeld. Im digitalen Bereich sollte das Augenmerk besonders auf die Herstellung von Bezahlterminals und Karten liegen, da hier die größte Umweltbelastung entsteht. Diese entsteht unter anderem durch die Nutzung von Land und dem Verbrauch von Wasser und fossilen Ressourcen.

Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, Bezahlterminals möglichst lange im Einsatz zu behalten. Das würde sich positiver auswirken als weniger materialintensive Terminals oder das Recycling von Bezahlkarten. Auch der Betrieb von Datenverarbeitungszentren könnte umweltfreundlicher werden, indem man auf energieeffizientere Cloud-Lösungen setzt. Natürlich sollte man möglichst auf Papierquittungen bei Kartenzahlung verzichten. Und auch der vollständige Verzicht auf Karten würde helfen.

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Geldautomaten, die aus besseren Materialien gebaut und länger genutzt werden, können die Klimabilanz von Bargeld verbessern. Auch bei der Münzproduktion sollten Verantwortliche in Zukunft auf besseres Material achten. Beim Bargeld ist außerdem dessen zurückgelegter Weg sehr wichtig, da es physisch zu den Banken und Geldautomaten transportiert werden muss und dabei weitere Emissionen entstehen. Durch die geringere Bevölkerungsdichte sticht Finnland in dieser Hinsicht besonders hervor. Eine Lösung könnte das Abheben von Bargeld in Läden sein, um zusätzliche physische Infrastruktur zu vermeiden.

Die Forscher räumen ein, dass ihre Studie nicht perfekt ist. Die Zahlen sind von 2022 und gelten nur für Deutschland, Italien und Finnland. Veränderungen seitdem könnten bereits für signifikante Abweichungen der Resultate sorgen. Neben weiteren Faktoren soll es außerdem Probleme bei der Verfügbarkeit verschiedener Daten gegeben haben, weshalb auch Annahmen eine Rolle spielten. Es seien von daher weitere Forschungen nötig, um die Ergebnisse zu validieren.

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