29. April 2024, 9:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
In Zeiten von lockerer Geldpolitik und steigender Inflation hat sich Bitcoin durch seine deflationären Eigenschaften global weitere Fans verschafft. Dies wird durch immer neue Rekord-Kurse deutlich. Hinter dem Mechanismus der Deflation beim Bitcoin steckt die Idee des sogenannten Halving. Dieses Ereignis fand im Jahr 2024 zum vierten Mal in der Geschichte des Bitcoin statt. TECHBOOK erklärt alles Wesentliche dazu.
Das erste Bitcoin-Halving fand im Jahr 2012, das zweite 2016 und das dritte 2020 statt. Und so kam es im April 2024 zum insgesamt vierten Bitcoin-Halving. Dabei handelte es sich um das bedeutendste Ereignis in der gesamten Kryptowelt. Aber wie genau funktioniert es? Und warum ist es so wichtig?
Übersicht
Nakamotos Idee des Bitcoin-Halving
Das Halving ist in den Bitcoin-Code unveränderlich einprogrammiert. Ein Halving – also eine Halbierung – ist es, weil die Belohnung für die Verifizierung eines Transaktionsblocks halbiert wird. Und zwar von 6,25 auf dann 3,125 Bitcoins im April 2024. Diese Belohnung erhalten die sogenannten Miner im Bitcoin-Netzwerk. Bei jedem weiteren Halving in der Zukunft erfolgt eine weitere Halbierung. 2028 also entsprechend von 3,125 auf 1,5625 Bitcoins Belohnung pro Block und so weiter. Die erhaltenen Bitcoins verkaufen die Miner in den Markt und so gelangen sie zu den Käufern.
Das Halving hängt allerdings nicht an einem bestimmten Datum, sondern an der Anzahl der verifizierten Blöcke. Die jeweils nächste Halbierung von Rewards erfolgt stets nach 210.000 Blöcken. Und für diese Blockanzahl benötigt das Bitcoin-Netzwerk etwa vier Jahre. Im Jahr 2140 wird das finale Halving erwartet. Zu dieser Zeit werden die letzten der insgesamt 21 Millionen Bitcoins gemined.
Der anonyme Erfinder des Bitcoin, Satoshi Nakamoto, hat sich im Konzeptpapier der Kryptowährung, dem sogenannten White Paper, auch selbst zum Sinn des Halving geäußert. Er schreibt: „Die Block-Prämie wird alle 210.000 Blöcke halbiert. Das ist ungefähr alle vier Jahre. Dadurch wird sichergestellt, dass die Inflationsrate asymptotisch gegen null geht. Dies ist vergleichbar mit dem Goldschürfen, bei dem die Rate der neuen Goldfunde mit der Zeit abnimmt. Die Block-Belohnung ist durch eine Konstante im Quellcode definiert. Diese Konstante wird alle 210.000 Blöcke um die Hälfte reduziert.“
Die Bitcoin-Blockchain
Die Bitcoin-Blöcke bilden also eine sogenannte Chain. So eine Blockchain ist eine chronologische Kette von Transaktionen, eine Art öffentlich einsehbares Kassenbuch. Und Bitcoin ist die wichtigste unter den vielen Blockchains. Solche Blöcke bestehen aus registrierten digitalen Transaktionen, die mit einem Zeitstempel versehen sind.
Jeder dieser Blöcke hat einen Hash-Wert, der auf den zuvor verifizierten Block verweist. Somit kann keiner der Blöcke aus der Kette gelöst werden. Deshalb sind alle Transaktionen, die je auf der Blockchain getätigt wurden, für immer gespeichert. Auf diese Weise gelten Transaktionen als verifiziert.
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Gegenseitiger Nutzen des Bitcoin-Halving
Das Netzwerk wird durch die Verifizierung der Blöcke sicher betrieben. Hier liegt der technologische Nutzen. Die Rewards wiederum sind der Anreiz für die Miner, um diese aufwendige Arbeit zu verrichten. 6,25 Bitcoins sind derzeit etwa eine halbe Million US-Dollar wert. Wäre die Belohnung zu niedrig, würde es sich insbesondere für Mining-Firmen nicht mehr lohnen, das Netzwerk zu betreiben. Das führt zwangsläufig zu der Frage, wie sich eine Halbierung der Belohnung nach dem Halving auf das Netzwerk auswirkt.
Es ist genau so, wie man es erwarten würde. Der Mining-Sektor wird bei jedem Halving ordentlich durchgeschüttelt; würde der Bitcoin-Preis sich nicht in absehbarer Zeit etwa verdoppeln, müssten viele Miner aufgeben. Und so könnte das Halving im April 2024 das Aus für viele Miner bedeuten, sollte sich der Bitcoin-Preis nicht rasch deutlich nach oben bewegen. Diese Notwendigkeit wiederum regt die Fantasie vieler Investoren an, die wegen der Verknappung des Angebots mit genau jenem deutlichen Preisanstieg rechnen.
Verknappung schafft Wert
Dieser Logik folgend, sollte das Halving eigentlich zu einem kräftigen Kursanstieg führen. Das war kurzfristig auch der Fall. Doch aktuell ist der Kurs wieder etwas rückläufig, was unter anderem dadurch erklärt werden kann, dass Geld aus einzelnen Bitcoin-Fonds in den USA abfließt. Dort lassen sich seit Januar sogenannte Bitcoin-ETFs erwerben. Anleger müssen Kryptos somit nicht direkt kaufen und verwalten, was für viele einfacher ist. Kursschwankungen sind bei Kryptos allerdings normal.
Der Anstieg des Kurses nach dem Halving ist der gewünschte Effekt der von Satoshi Nakamoto geplanten deflationären Struktur. Und diese Idee leuchtet neuerdings nicht nur „Bitcoin-Maxis“, sondern zunehmend auch ehemaligen Bitcoin-Kritikern wie etwa BlackRocks CEO Larry Fink, der sich zu einem glühenden Verfechter von Bitcoin gewandelt hat, ein.
Die Bedeutung des Halvings geht jedoch weit über den Bitcoin hinaus. Denn wie ein schwerer Planet bewegt Bitcoin das gesamte Kryptosystem „seiner Monde“ mit nach unten, wenn sein Wert sinkt – oder nach oben, wenn sein Wert steigt. Ein steigender Kryptomarkt bei sinkenden Bitcoin-Kursen ist bislang zumindest undenkbar. Allein deshalb ist das „Kryptoversum“ nicht mit Aktien oder anderen Asset-Klassen zu vergleichen. Geht es dem Bitcoin gut, geht es den meisten Krypto-Projekten gut. Und so drücken alle Teilnehmer am Krypto-Markt stets Bitcoin die Daumen. Auch wenn sie nicht investiert sind oder ihn technologisch überholt und sogar langweilig finden. Ohne einen gesunden Bitcoin geht am Krypto-Markt gar nichts.
Gold für jeden
Das digitale Gold, wie man Bitcoin inzwischen auch nennt, macht dem physischen Gold zunehmend Konkurrenz. Denn es hat mehrere entscheidende Vorteile. Es ist dezentral, global und grenzübergreifend verfügbar sowie transportabel. Und das Entscheidende: die vorhandenen Reserven haben keinen Besitzer und somit hat jeder Zugang. Was heißt das?
Bitcoin kann man einerseits kaufen, so wie Gold auch. Der Unterschied liegt in der Gewinnung durch das Schürfen. Goldminen gehören in aller Regel jemandem, wie etwa privaten Unternehmen oder sogar Staaten. Nicht jeder kann einfach Gold darin schürfen. Bitcoin hingegen kann jeder Mensch auf der Welt quasi digital schürfen, ohne nach einer Genehmigung zu fragen. Im Prinzip sogar auf dem eigenen Laptop oder sogar auf dem Handy.
Allerdings braucht es dazu einen hohen Rechen- und damit Energieaufwand. Der entsteht durch einen komplizierten mathematischen Prozess. Durch diesen ist eine Zahl zu ermitteln, die verwendet wird, um den Hash-Wert des Blocks zu berechnen. Miner müssen diese Zahl so lange variieren, bis der Hash bestimmte Anforderungen erfüllt. Dies ist der Prozess des „Mining“, der zur Verifizierung neuer Blöcke in der Blockchain führt.
Ist der aufzuwendende Strom teurer als die geschürfte Menge an Bitcoins, dann lohnt es sich nicht. Insofern bildet sich der Preis im Kern durch den Aufwand bzw. die Arbeit, die im Prozess des Schürfens steckt – Proof of Work eben. Diesen Namen trägt das Konsensverfahren der Bitcoin-Blockchain.
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Hype um Bitcoin nimmt weiter zu
Während Bitcoin-Skeptiker argumentieren, die Kryptowährung sei durch gar nichts gedeckt und reine Spekulation, behaupten die Anhänger von Bitcoin das Gegenteil: Euro und Dollar hätten seit Jahrzehnten keine Golddeckung mehr. Und durch exzessives Gelddrucken hätten staatliche Währungen die Anbindung an die Wirtschaftsleistung inzwischen verloren. Bitcoin hingegen sei durch die Arbeit gedeckt, die erforderlich sei, um ihn zu erschaffen.
Seit sich nun sogar die größten traditionellen Finanzinstitutionen der Welt, wie etwa BlackRock, dieser Argumentation nicht mehr verschließen und selbst Bitcoin-ETFs auflegen, nimmt der Hype um das Krypto-Urgestein erneut Fahrt auf. Es bleibt zu beobachten, auf welche Weise das Halving die weitere Reise des Bitcoin gestalten wird.
Alle im Text erwähnten Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar (§ 85 WpHG).