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Immer weniger Bankautomaten

Was gilt künftig bei der Bargeldausgabe im Supermarkt?

Ausgabe von Bargeld im Supermarkt
Im Supermarkt kann man auch gleich Bargeld mitnehmen – mitunter gar ohne einzukaufen Foto: Getty Images
Laura Pomer
Freie Redakteurin

20. März 2025, 13:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Zahl der Bankfilialen mit zugänglichen Geldautomaten in Deutschland ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. Um an Bargeld zu kommen, nutzen Verbraucher daher zunehmend die Möglichkeit, sich beim Einkaufen im Supermarkt, in der Drogerie oder auch im Baumarkt gewünschte Beträge auszahlen zu lassen. Das Ganze soll für Kunden künftig sogar noch bequemer werden. Für den Einzelhandel ist das eigentlich nicht fair.

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Es bedeutet zunehmend Herausforderungen, an Bargeld zu kommen. Das Filialnetz der Banken in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren immer weiter reduziert. Laut der Bundesbank gibt es aktuell rund 51.000 Geldautomaten im ganzen Land – 2018 waren es noch über 59.000. Aber: Der Zugang zu Bargeld sei weiterhin gesichert. Das betont die Zentralbank. Der Großteil der Bevölkerung könne demnach einen Geldautomaten in einem Umkreis von fünf Kilometern erreichen. 5 Kilometer! Das ist nicht gerade um die Ecke. Anders sieht es meistens beim Supermarkt aus.

In diesen Supermärkten können Sie Bargeld abheben

2007 fingen erste Supermärkte damit an, ihren Kunden das Abheben von Bargeld zu ermöglichen. Heutzutage sind es von den 37 in Deutschland dominierenden Händlern – Drogerien und Baumärkte inbegriffen – 23, die den Service anbieten. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung von „Stiftung Warentest Finanzen“.

Händler mit Bargeldausgabe in der Übersicht:

  • Budni
  • Denns Biomarkt
  • Dm
  • Edeka
  • Famila Nordost
  • Globus Baumarkt
  • Globus Markthallen
  • Kaufland
  • Lidl
  • Markant
  • Marktkauf
  • Müller
  • Netto (mit Hund)
  • Netto Marken-Discount (ohne Hund)
  • Norma
  • NP-Discount
  • Obi
  • Penny
  • Rewe
  • Rossmann
  • Toom Baumarkt

Über die Liste der Stiftung Warentest hinaus kann man inzwischen etwa auch in vielen Aldi-Nord-Filialen Bargeld abheben.

Wie es bislang funktionierte – und was künftig gilt

Es funktionierte bislang so, dass man beim Bezahlen des Einkaufs den Betrag, den man bar mitnehmen möchte, mitbezahlt. Haben die Waren also zusammen 21,50 Euro gekostet und man möchte 50 Euro mitnehmen, dann wurden von der genutzten Girokarte – nur wenige Händler akzeptieren Debitkarten, darunter seit einigen Monaten übrigens auch Aldi – 71,50 Euro abgezogen. Die Bedingungen dieses sogenannten Cashback-Systems können je nach Händler variieren. Manche verlangen einen Mindesteinkaufswert, andere wiederum nicht.

Für Kunden von Rewe, Dm, Penny, Rossmann, Budni und einigen weiteren teilnehmenden Händlern gelten hingegen andere Regeln. Dank einer Kooperation mit dem Bezahldienst Viacash kann man dort nämlich künftig auch ohne Einkauf Geld abheben. Hierfür muss per Banking-App ein Barcode generiert und dieser an der Kasse eingelesen werden.

Für Kunden hat das Ganze viele Vorteile. In den Supermarkt muss man gemeinhin sowieso irgendwann – da kann man sich den Weg zum „schlimmstenfalls“ fünf Kilometer entfernten Bankautomaten sparen. Und während etwa abhängig vom Kreditinstitut für das Geldziehen an den frei stehenden ATM Gebühren anfallen können, ist es an der Supermarktkasse ohne entsprechenden Aufschlag möglich. Für den Händler selbst gilt das übrigens nicht; dazu später mehr.

Supermarkt wird immer mehr zur Bargeldausgabe-Station

Die Banken scheinen es inzwischen als selbstverständlich anzusehen, dass der Einzelhandel als Bargeldausgabe-Station fungiert. Wie TECHBOOK in einem Bericht zum Thema schreibt, empfiehlt – angesprochen auf den Rückgang von Geldautomaten und Bankfilialen – gar ein Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Hochtaunus, die Bargeldausgabe im Supermarkt zu besuchen.

Bei den Händlern selbst sorgt dies schon seit einer Weile für Unmut. Wie ein Zahlungsverkehr-Experte des Handelsverbands Deutschland (HDE) der dpa erklärte, sollte die Übernahme von wesentlichen Aufgaben der Banken durch die Händler – solche, „auf die Kunden angewiesen sind“ – etwas wert sein. „Es ist untragbar, dass die Banken an einem Service verdienen, den sie nicht anbieten“, heißt es in der Meldung.

Der Grund dafür, dass die Händler mitmachen, liegt auf der Hand: um wettbewerbsfähig zu bleiben. Viele Verbraucher verlassen sich fest darauf, beim Einkaufen Bargeld ziehen zu können. Und wenn es also bei Kaufland funktioniert, muss Lidl natürlich mithalten. Das Ganze hat aber seinen Preis.

Herausforderungen, gesteigerte Kosten und mehr

Die fälligen Gebühren, die Kunden an der Bargeldausgabe im Supermarkt umgehen, lösen sich nicht in Luft auf: Der Händler muss sie übernehmen. Und nicht nur das, sie fallen auch immer höher aus, je häufiger der Service genutzt wird. Laut einer Untersuchung des Handelsforschungsinstituts EHI belaufen sich die Kosten, die von Rossmann, Netto und Co. an die Banken entrichtet werden müssen, pro Transaktion auf 0,1 bis 0,2 Prozent des ausgezahlten Betrags. Mit den ganz großen Ketten wie Rewe gelten demnach individuelle Bedingungen.

Allerdings sind diese Gebühren nicht der wesentliche Kostenfaktor. Diesen stellt die Logistik dar, derer es bedarf, um Bargeld bereitstellen zu können. Logischerweise müssen nämlich hohe Geldbestände vorhanden sein. Man bedenke, dass seit November 2024 Postbank-Kunden an den Kassen verschiedener Partner täglich bis zu 999,99 Euro abheben können. Das Geld muss etwa per Geldtransporter geliefert werden, hierfür ist allemal eine zuverlässige Sicherheitsinfrastruktur notwendig.

Künftig könnte dabei zumindest ein gewisser Teil des Kleingeldes wegfallen. Das Nationale Bargeldforum hat vorgeschlagen, zumindest 1- und 2-Cent-Münzen aus dem Verkehr zu ziehen. Krumme Beträge könnten entsprechend auf- oder abgerundet werden, wie es etwa in Finnland bereits der Fall ist. Das würde in erster Linie Kosten in der Herstellung sparen, gegebenenfalls auch ein wenig im Transport. Allerdings hätte die Maßnahme für den Einzelhandel vor allem im Wettbewerb auch Nachteile. Zudem würde in der Übergangphase der Aufwand eher steigen – vor allem an den Supermarktkassen, die dann noch Cent-Münzen annehmen müssten, aber nicht ausgeben könnten.

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Es sollte eine faire Lösung geben

Die Rolle des Einzelhandels in der Bargeldversorgung steht schon zur Diskussion. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert, dass die Gebühren, die Händler für diesen Service an Banken entrichten müssen, wegfallen. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Bargeldausgabe im Supermarkt zu Beginn eine kundenfreundliche Zusatzleistung darstellen sollte – nicht jedoch die Aufgaben der Banken ersetzen.

Doch genau das scheint zunehmend der Fall zu sein. Die erwähnte Zusammenarbeit mit Viacash mag eine Möglichkeit bieten, die Transaktionsgebühren der Banken ein Stück weit zu umgehen. Doch letztlich wäre es Aufgabe der Politik, eine Lösung zu finden, die sowohl den Einzelhandel entlastet als auch die flächendeckende Bargeldversorgung sichert.

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