13. Juni 2022, 13:17 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ob Miete bezahlen oder Gehalt bekommen, ob Steuern entrichten oder einfach nur telefonieren – ohne Bank geht nichts, läuft doch nahezu jeglicher Zahlungsverkehr über das Girokonto. Das funktioniert in der Regel ohne Probleme. Trotzdem kann es gute Gründe für einen Wechsel der Bank und damit des Kontos geben. Wir sagen Ihnen, was zu beachten ist, damit der Kontowechsel reibungslos abläuft.
Gute Gründe, ein Bankkonto zu kündigen oder zu wechseln, gibt es eine ganze Reihe. Vielleicht ärgert man sich über eine unerwartete Gebührenerhöhung, über zu niedrige Spar- oder zu hohe Dispo-Zinsen, oder man ist mit dem grundsätzlichen Service der Bank nicht zufrieden. Ein Umzug kann ebenfalls Anlass für einen Wechsel des Bankkontos sein, und natürlich können auch die günstigeren Konditionen einer anderen Bank locken. So bieten viele Direktbanken potenziellen Neukunden bei einer Kontoeröffnung nicht nur ein kostenloses Girokonto ohne Mindesteingang. Auch eine kostenlose Kreditkarte und eine Wechselprämie, die bis zu 100 Euro betragen kann, stellen manche Banken in Aussicht.
Übersicht
Aber egal aus welchem Grund man kündigen bzw. wechseln möchte, man sollte nichts überstürzen und methodisch vorgehen. Nur so lässt sich ein reibungsloser Wechsel vom alten zum neuen Bankkonto garantieren. Wer unsicher ist, kann sich vorab auf den Webseiten von Finanztip, Stiftung Warentest, Kontofinder oder der Verbraucherzentrale Informationen über das Prozedere eines Kontowechsels einholen. So lassen sich auch die zwei grundsätzlichen Fragen beantworten, die sich viele Wechselwillige stellen. Kann ich mein Bankkonto jederzeit wechseln und wie hoch ist der Aufwand?
Kann man ein Girokonto jederzeit kündigen?
„Im Prinzip schon“, lautet die Antwort. Denn eine Kündigungsfrist, wie man sie zum Beispiel vom Internet- oder Mobilfunk-Anbieter her kennt, muss man laut Gesetz bei der Kündigung eines Bankkontos nicht einhalten. So ist die Bank verpflichtet, das Konto innerhalb von 30 Tagen nach Eingang der Kündigung aufzulösen.
Ist es schwierig, das Bankkonto zu wechseln?
Diese Frage lässt sich mit einem klaren „Nein“ beantworten. Heutzutage ist der Wechsel eines Bankkontos dank gesetzlicher Änderungen viel einfacher als noch vor ein paar Jahren. So kann man beispielsweise die sogenannte „gesetzliche Kontenwechselhilfe“ in Anspruch nehmen, zu der die Banken verpflichtet sind. Die Bank muss nun alle Zahlungspartner über die neue Kontoverbindung des Kunden informieren. Aber Achtung: Die „gesetzliche Kontenwechselhilfe“ greift nicht bei einem grenzüberschreitenden Kontowechsel. Also dann, wenn die alte Bank oder die neue Bank nicht in Deutschland ansässig ist. Ebenfalls kein Anspruch auf die „gesetzliche Kontowechselhilfe“ besteht, wenn die beiden betreffenden Konten nicht in derselben Währung geführt werden.
Selbstverständlich ist die „gesetzliche Kontenwechselhilfe“ aber kein Muss. Wer seine persönlichen Belange grundsätzlich auch persönlich regeln möchte, dem steht das frei. Zwei Möglichkeiten gibt es.
Zum einen ist das die digitale Wechselhilfe, die viele Banken anbieten, wobei sich diese Funktion auf manchen Homepages erst nach einer Suche finden lässt. Möchte man zum anderen aber weder die „gesetzliche Kontenwechselhilfe“ noch die digitale Wechselhilfe in Anspruch nehmen, muss man den Wechsel von der einen zur anderen Bank alleine durchführen. Hier sollte man sich allerdings bewusst sein, dass der Wechsel des Kontos dann ein wenig Fleißarbeit erfordert. Ist die endgültige Entscheidung für eine Kündigung bzw. einen Wechsel des Bankkontos gefallen, sollten Sie nun Schritt für Schritt vorgehen.
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Neues Konto eröffnen
Das mag auf den ersten Blick ein wenig seltsam erscheinen, ganz so als würde man das Pferd von hinten aufzäumen. Schließlich haben Sie das alte Konto ja noch gar nicht gekündigt, sodass nun zwei Konten unter Ihrem Namen geführt werden. Mit diesem ersten Schritt aber vermeiden Sie nicht nur eine Übergangsphase ohne aktives Konto und damit möglicherweise sogar einen finanziellen Engpass. Auch die Gefahr, dass im Verlauf des Wechselvorgangs möglicherweise ein Dauerauftrag, eine Lastschrift oder eine andere Zahlung verloren geht und anfallende Mahnkosten dann von Ihnen getragen werden müssten, lässt sich so ausschließen.
Liste der Zahlungspartner anfordern/erstellen
Per digitalem Kontowechselservice der neuen Bank loggen Sie sich nun in das noch bestehende Konto bei der alten Bank ein. Hier erhalten Sie eine Übersicht aller Buchungen der vergangenen drei Monate, exakt sortiert nach Lastschriften, Daueraufträgen, weiteren Zahlungen sowie Geldeingängen. Wie bei jedem schriftlich abgeschlossenen Vertrag, benötigen Sie nun auch hier eine Unterschrift. Die lässt sich digital erstellen, sodass die neue Bank die Anschreiben an Ihre Zahlungspartner mit dieser Unterschrift versehen und versenden kann. Ein Musterschreiben bzw. einen Vordruck für die Änderung der Bankverbindung bieten einige der oben genannten Webseiten an. Bitte berücksichtigen Sie aber, dass Daueraufträge in Eigenregie bei der alten Bank gelöscht und bei der neuen Bank in Auftrag gegeben werden müssen.
Ebenfalls eine Eigenleistung verlangen regelmäßige Zahlungen, die halb- oder gar nur ganzjährlich anfallen. Diese müssen Sie aus Ihren Kontoauszügen heraussuchen. Und auch online operierende Anbieter und Dienstleister, wie etwa Amazon, PayPal oder Klarna, müssen Sie vom Wechsel des Kontos informieren. Ein Musterschreiben, mit dem Sie die entsprechenden Zahlungspartner über die Änderung Ihrer Bankverbindung informieren können, bieten die meisten der eingangs genannten Webseiten zum Download an.
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Altes Bankkonto kündigen und zum neuen wechseln
Checken Sie nun anhand der erstellen Liste noch einmal genau, ob Sie alle Zahlungspartner erfasst und ob diese Ihnen die neue Kontoverbindung auch bestätigt haben. Bleibt eine Bestätigung einmal aus, sollten Sie sich bei dem jeweiligen Unternehmen persönlich versichern, dass Ihre neue Kontoverbindung dort eingegangen ist. Haben schließlich alle Zahlungspartner bestätigt, können Sie nun die Kündigung Ihres alten Konto in Angriff nehmen.
Wenn Sie Ihr Bankkonto wechseln, lassen Sie das alte Konto noch zwei, drei Monate parallel zum neuen laufen. So vermeiden Sie, dass Sie vielleicht doch einen Dauerauftrag oder einen Lastschriftempfänger übersehen haben und etwaige Mahngebühren tragen müssen. Für alle Fälle sollten Sie zudem für etwaige Gebühren der alten Bank noch ein Restguthaben auf dem Konto belassen.
Nach Ablauf der genannten Frist können Sie das alte Konto endgültig kündigen. Am besten nutzen Sie auch hierfür eines der online verfügbaren Musterschreiben. Vergessen Sie in diesem Schreiben nicht, um die Überweisung Ihres Restguthabens sowie um eine Bestätigung Ihrer Kündigung zu bitten.
Die Kündigung senden Sie schließlich online oder per Fax an Ihre alte Bank. Wollen Sie ganz auf Nummer sicher gehen, kündigen Sie per postalischem Einschreiben.