24. April 2023, 15:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Shopping-Plattformen wie Amazon sind umso erfolgreicher, je mehr sie über ihre Kunden wissen. Maßgeschneiderte Angebote und Anzeigen machen die Seite relevanter und führen im Bestfall zu weniger Retouren. Deshalb versucht das Unternehmen, an so viele Daten wie möglich zu gelangen.
Um mehr über die eigenen Kunden zu erfahren, betreibt Online-Versandhändler Amazon schon seit geraumer Zeit das „Shopper Panel“-Programm. Ein Panel ist eine Personengruppe, die für Befragungen und Beobachtung herangezogen wird – und genau das macht das Unternehmen. Wer einen Amazon-Account hat, kann sich zu dem Programm anmelden und kurze Fragebögen beantworten und das Tracking von Werbeanzeigen aktivieren. Dadurch lassen sich kleine Geldbeträge in Form von Amazon-Guthaben verdienen. TECHBOOK hat die „Shopper Panel“-App ausprobiert.
Wie bekommt man Geld über Amazons Shopper Panel?
In Deutschland unterstützt das Shopper-Panel-Programm derzeit zwei Funktionen. Zum einen können Kunden an Umfragen teilnehmen und dafür kleinere Geldbeträge als Amazon-Guthaben verdienen. In dieser Hinsicht ist die App ähnlich wie Googles Opinion Rewards, die ebenfalls für Umfragen mit PayPal- oder Play-Store-Guthaben belohnt. Wie viel Guthaben es gibt, hängt von der jeweiligen Umfrage gibt. Auch bekommen nicht alle Kunden die gleichen Umfragen, da diese abhängig von der Zielgruppe sind.
Eine weitere Möglichkeit, über das Shopper Panel an Amazon-Guthaben zu gelangen, ist die sogenannte Anzeigenüberprüfung. Wer diese aktiviert, bekommt damit einen Festbetrag von 3 Euro monatlich gutgeschrieben. Hinter dem relativ harmlos wirkenden Begriff versteckt sich jedoch eine ziemlich invasive Tracking-Funktion, die genau verfolgt, wann und wo Nutzer Werbung von Amazon selbst oder von Drittanbietern, die Amazon Ads nutzen, sehen.
Laut Amazon ist die Teilnahme am Shopper Panel nur auf Einladung möglich. TECHBOOK konnte die App jedoch einfach aus dem Apple App Store laden und sofort nach Anmeldung mit dem Amazon-Konto nutzen. Die App steht auch im Google Play Store zur Verfügung.
Anzeigeüberprüfung leitet Internetanfragen auf Amazon-Server um
Um diese Funktion zu nutzen, müssen Nutzer auf iPhones die Weitergabe des sogenannten Identifier For Advertisers (IDFA) erlauben. Jedem iPhone wird standardmäßig ein solcher Identifikator zugewiesen, der es erlaubt, personalisierte Werbung auszuspielen. Doch in iOS lässt sich der Zugriff auf den IDFA für einzelne Apps über „App-Tracking ablehnen“ verweigern. Damit dürfen die Anbieter nur noch das Nutzerverhalten innerhalb der App – und nicht über mehrere Apps hinweg – verfolgen. Außerdem dürfen sie die Daten nicht an Dritte weitergeben.
Sowohl in iOS als auch Android will die Panel-App zudem Zugriff auf die VPN-Einstellungen. Das dient dazu, um ein Amazon-DNS einzurichten. Dieses geänderte Domain-Namen-System stellt sicher, dass alle Internet-Anfragen zuerst an die Amazon-Server gehen. Angeblich soll das Shopper Panel dabei „keine personenbezogenen Daten“ erhalten oder mit Dritten teilen. Außerdem müssen Nutzer Benachrichtigungen für die Shopper-Panel-App aktivieren.
Laut Amazon benötigt das Unternehmen Zugriff auf die Werbe-ID und muss den Internetverkehr über seine Server umleiten, um „Informationen über die Anzeigen, die Sie von Amazon sehen, zu erheben und zu verwenden“. Die so gesammelten Daten dienen dazu, die Relevanz und korrekte Darstellung von Werbung zu überprüfen. Das erlaubt es dem Unternehmen, Anzeigen in Zukunft noch präziser zu personalisieren.
Immerhin können Nutzer die Anzeigeüberprüfung jederzeit deaktivieren und die bereits gesammelten Daten löschen. Bleibt die Funktion länger als 48 Stunden abgeschaltet, gibt es für den entsprechenden Monat keine 3 Euro. Wichtig: Selbst nach dem Abstellen der Funktion bleiben App-Tracking und Benachrichtigungen für Shopper Panel weiterhin aktiviert. Nutzer müssen beide Optionen also manuell ausschalten, selbst wenn sie die Anzeigeüberprüfung schon deaktiviert haben.
Amazon zahlt nicht genug
„3 Euro sind viel zu wenig für die Menge an Daten, die man über die „Anzeigenüberprüfung“ an Amazon preisgibt. Es ist außerdem ein Schritt in die falsche Richtung, denn nicht umsonst machen Apple und Google es Apps immer schwieriger, das Nutzerverhalten zu tracken. Selbst wer kein Problem damit hat, seine Daten weiterzugeben, sollte das nicht für läppische 3 Euro machen. Denn für ein Milliardenunternehmen wie Amazon sind diese Daten weitaus wertvoller.“– Adrian Mühlroth, Redakteur
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Zentrale Funktion fehlt in Deutschland
Eine der Hauptfunktionen des Shopper Panels ist das Einreichen von Kassenbons an Amazon. Wer 10 zulässige Bons abfotografiert und in der App hochlädt oder Online-Rechnungen an receipts@panel.amazon.com weiterleitet, kann damit monatlich 10 US-Dollar (ca. 9 Euro) verdienen. Ausgenommen davon sind sensible Einkäufe wie beispielsweise Medikamente.
In der deutschen Version der Shopper-Panel-App ist diese Funktion nicht zu finden. Amazon-Kunden können lediglich an Umfragen teilnehmen und ihre Werbe-ID tracken lassen.