20. August 2019, 17:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Start-up aus dem Silicon Valley bricht gerade alle Rekorde. Während die meisten Computerchips auf die Spitze eines Fingers passen, hat der Größte Chip der Welt einen Durchmesser von 30 Zentimetern.
Es ist eine kleine Sensation: Die größten Computerchips füllten bislang vielleicht eine Handfläche aus. Alles darüber hinaus, so die Meinung von Experten, sei nahezu unmöglich. Der Chip könne schlichtweg nicht funktionieren. Nun wurden die Experten allerdings eines Besseren belehrt. Das Start-up Cerebras aus dem Silicon Valley in Kalifornien hat den größten jemals gebauten Computerchip der Welt präsentiert. Benannt wurde er nach dem Unternehmen selbst.
Das kann der Chip
Und der Chip hat es in sich. Der Cerebras-Chip ist 100-mal größer als ein herkömmlicher Chip, das ist ungefähr so groß wie eine Tortenplatte. Auf dem Chip mit einer Größe von 46.225 mm² befinden sich mehr als 1,2 Billionen Transistoren. Mehr als 18 GB SRAM-Speicher gibt es auf dem Riesen-Chip.
Das Besondere
In den vergangenen Jahren sind Computerchips immer kleiner und schneller geworden. Typischerweise werden sie auf einem einzelnen Wafer hergestellt, der anschließend auseinander geschnitten wird, um diese voneinander zu trennen. Ein Wafer ist kreisrund oder quadratisch und eine etwa ein Millimeter dicke Scheibe. Die leistungsstärksten Desktop-CPUs (Zentraleinheiten) verfügen über etwa 30 Prozessorkerne, von denen jeder zeitgleich eigene Berechnungen ausführen kann. Grafikprozessoren, also GPUs, haben tendenziell mehr Kerne, obwohl sie weniger Leistungsfähigkeit aufweisen. Das hat dazu geführt, dass sie die bevorzugte Variante für Prozesse der künstlichen Intelligenz geworden sind. Die leistungsstärksten GPUs haben bis zu 5.000 Kerne.
Der neue Cerebras-Chip verfügt sogar über 400.000 Kerne, die alle durch Verbindungen mit hoher Bandbreite miteinander verbunden sind. Das Unternehmen meint, dass dies einen Vorteil zur Bewältigung komplexer Herausforderungen beim maschinellen Lernen – mit weniger Verzögerung und geringerem Stromverbrauch als bei anderen Optionen – darstellt.
Mit dem Chip, so das Start-up, könne die Verarbeitung von komplexen Daten von Monaten auf einige Minuten reduziert werden. Der Gründer und Geschäftsführer Andrew Feldman sagte, das Unternehmen habe „jahrzehntelange technische Herausforderungen gemeistert“, die eine begrenzte Chipgröße hatten. Mit der Wafer Scale Engine, so der offizielle Name des Computerchips, könne man einen großen Engpass beseitigen und für einen branchenweiten Fortschritt sorgen.
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Entwickelt für KI
Die Ingenieure, die den Chip entwickelt haben, glauben daran, dass er in riesigen Rechenzentren eingesetzt und den Fortschritt der künstlichen Intelligenz beschleunigen wird – von selbstfahrenden Autos bis hin zu sprechenden digitalen Assistenten wie Amazons Alexa. Viele Unternehmen bauen derzeit neue Computerchips für KI, darunter traditionelle Chiphersteller wie Intel und Qualcomm sowie andere Start-ups in den USA, Großbritannien und China.
Einige Experten glauben, dass die Computerchips der ausschlaggebende Faktor beim Wettlauf um künstliche Intelligenz sein werden. Womöglich kommt ihnen eine Schlüsselrolle zu, wodurch sie das Kräfteverhältnis zwischen Technologieunternehmen und sogar Ländern verändern könnten. Denn die Chips könnten unter anderem die Schaffung kommerzieller Produkte und staatlicher Technologien fördern, wie zum Beispiel autonome Waffen oder Überwachungssysteme.
Der Konzern Google hat bereits einen solchen Chip gebaut. Verwendet wird dieser in vielen KI-Projekten des Unternehmens, etwa Google Assistant, der Sprachbefehle auf Android-Handys erkennt, und Google Translate, der eine Sprache in eine andere übersetzen kann.
Auch wenn Cerebras schon begonnen hat, den Chip an eine kleine Zahl von Kunden zu liefern, ist noch nicht bekannt, was der Super-Chip kosten soll. Schätzungen gehen allerdings davon aus, dass die Herstellung des großen Chips rund 13.500 Euro kostet, wie „heise“ berichtet.