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16. Februar 2025, 8:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Patreon hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2013 schrittweise zu einer viel genutzten Mitgliedschafts-Plattform für Künstler und verschiedene Arten von Content Creators entwickelt. Für sie kann der Dienst eine wichtige Einnahmequelle darstellen – Fans wiederum erhalten Zugang zu den neuesten Produktionen ihrer Idole. Wie es genau funktioniert, erklärt TECHBOOK.
Stellen Sie sich vor, Sie sind mit Leib und Seele Künstler. Ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, wäre da wohl der konsequente Schritt – jedoch einer, der nicht automatisch den Lebensunterhalt finanziert. Denn im Normalfall müssen Musiker, Maler, Schriftsteller und Co. mit ihrer Kunst Einnahmen generieren, um davon leben zu können, und dabei sind sie Unsicherheiten am Markt sowie auch der Möglichkeit eines ausbleibenden Interesses beim Publikum ausgesetzt. Um diesem Problem zu begegnen, wurde Patreon gegründet.
Übersicht
Gründung von Patreon zur Unterstützung von Künstlern
Der amerikanische Musiker Jack Conte hat zusammen mit seinem Mitbegründer Samuel Yam im Jahr 2013 Patreon ins Leben gerufen. Er ist bis heute als CEO der Plattform tätig. Conte war selbst vorher als Sänger und Produzent aktiv, gemeinsam mit seiner späteren Frau bildet er die Indie-Band Pomplamoose. Die Idee hinter Patreon kam ihm aus eigenem Interesse, genauer gesagt auf der Suche nach einer Einnahmequelle für sein Schaffen. Dabei hatte den Anstoß ein bestimmter Moment gegeben, wie er im Gespräch mit „Planet Interview“ erklärte: als er für ein 1 Million mal aufgerufenes Video auf YouTube gerade einmal 166 US-Dollar (159,26 Euro) erhielt. „Also dachte ich über diese Bezahlung und die Art und Weise nach, wie kreative Menschen in der Welt wertgeschätzt werden“, so Conte.
Im Namen Patreon steckt das Wort „patron“, das im Englischen für jemanden steht, der eine Person, Sache oder Organisation (finanziell) unterstützt. Die Plattform soll Musiker, aber auch Schreiber oder bildende Künstler sozusagen vor Durststrecken schützen – konkret, indem ihre Fans für den Zugang zu den Werken der Künstler bezahlen.
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Wie genau funktioniert Patreon?
Die Funktionsweise ähnelt der anderer Plattformen, auf denen Content-Creator von ihren Fans unterstützt werden können. Beispiele dafür wären etwa Substack oder auch OnlyFans, wobei bei Letzterem die Inhalte bekanntermaßen vordergründig erotischer Natur sind. Patreon verbietet explizite Inhalte und richtet sich speziell an Musiker, (Video-)Künstler, Podcaster und Spieleentwickler – der Fokus liegt auf künstlerischem Content, manchmal mit Bildungsabsicht.
So gehen Künstler vor
Die Kunstschaffenden können bei Patreon ein Profil anlegen – wenn gewünscht kostenlos. Bei dieser Variante stehen ihnen eine Reihe von Kernfunktionen zu, die unter anderem dabei helfen können, die eigene Reichweite zu vergrößern und sich eine Community aufzubauen. Daneben gibt es ein kostenpflichtiges Modell mit erweiterten Funktionen und laut Patreon „vollständig anpassbaren Vorteilen“, welche die Nutzung noch effektiver, sprich profitabler machen sollen.
Gänzlich kostenlos ist auch die einfachere Variante nicht auf Dauer. Denn der Dienst muss sich finanzieren und tut dies unter anderem durch das Erheben von Nutzungsgebühren, deren Höhe vom gewählten „Plan“ abhängen – so nennen sich bei Patreon die verschiedenen Mitgliedschaftsmodelle. Ebenso können Zahlungsabwicklungsgebühren anfallen, welche dann wiederum an den genutzten Bezahldienst (z. B. PayPal) gehen. Detailliertere Informationen zum Thema Gebühren sind im Help Center auf der Patreon-Website zu finden.
Praktisch funktioniert es so, dass nach Anlegen des Profils die Künstler auf Patreon ihre Arbeit präsentieren können. Sie können ihren Fans verschiedene Abonnements unterschiedlicher Preisstufen anbieten und dabei selbst definieren, welche Inhalte jeweils verfügbar sind. Diese Abo-Stufen nennt Patreon „Tiers“ (Englisch für „Stufen“ oder „Ebenen“).
Das ist zu beachten
Künstler sollten sich darüber bewusst sein, dass ein erfolgreiches Abo-Profil, das monatlich etwas abwirft, Arbeit erfordert. Ohne die regelmäßige Bereitstellung von frischem und gutem Content fehlt für Abonnenten logischerweise der Anreiz – sie könnten also abspringen. Der Creator wird nicht über die Kündigung eines einzelnen Fans informiert, hat allerdings die Möglichkeit, in den Analytics den Stand seiner Abokunden einzusehen. Außerdem reduziert sich logischerweise dessen monatliche Einnahme.
Generell ist bei Patreon nicht das schnelle große Geld zu erwarten. Mit ausreichend Zeit und Mühe bei der Community-Pflege kann es jedoch kommen (dazu später mehr).
Was Abonnenten wissen sollten
Fans abonnieren ihre Künstler für einen festgelegten monatlichen Betrag. Dafür stehen ihnen verschiedene Inhalte (z. B. Songs, Bilder oder Podcasts) zur Verfügung. Abhängig vom gewählten Tier – und somit von der Höhe des Abo-Preises – ist auch der Wert des Contents. Bei höherklassigen Tiers erhalten Fans exklusive Inhalte und/oder verschiedene Arten von Goodies. Manche Künstler gehen mit ihren Unterstützern sogar in den persönlichen Austausch.
Abonnenten sollten beachten, dass sich die anfallenden Kosten für ihre Mitgliedschaft ändern können, da der Künstler frei über die Preisgestaltung entscheidet. Ein Abo ist jederzeit kündbar, wobei dieser Schritt sinnvollerweise vor dem nächsten Abrechnungszeitraum erfolgen sollte. Denn mit der Kündigung verliert ein Unterstützer den Zugang zum zuvor abonnierten Profil.
Für wen lohnt sich die Nutzung von Patreon?
Auf Künstlerseite ist Patreon vor allem für mittelgroße Creators interessant, die mit ihrem Schaffen allein bisher nicht genug verdienen, um ihm hauptberuflich nachgehen zu können. Es sind ebenso Kreative dabei, die es schlichtweg ablehnen, sich an große Werbekunden zu binden oder an Auflagen anderer Plattformen zu halten. Bei Patreon gelten auch gewisse Richtlinien, Künstler sind hier jedoch freier als bei beispielsweise bei YouTube. Hier können Kreative sich eine Community aufbauen beziehungsweise diese pflegen, was sich in einem monatlichen Einkommen auszahlt.
Für Fans lohnt sich ein Abo, wenn sie Zugang zu den (neuesten) Inhalten ihrer Lieblings-Creators erhalten wollen, noch bevor sie etwa auf anderen Kanälen veröffentlicht werden. Wie erwähnt sind abhängig vom Abo-Modell auch darüber hinaus gehende Belohnungen denkbar, etwa eine Interaktion mit dem Idol.
Größe der Plattform
Patreon hat sich nach seiner Gründung kontinuierlich zu einer bedeutenden Plattform entwickelt. Einer aktuellen Statista-Erhebung zufolge zählte Patreon Ende des Jahres 2024 rund 284.000 Content-Creators. Daneben kam eine Analyse des Marketing-Unternehmens Backlinko auf mehr als 8 Millionen aktive Unterstützer.
Speziell während der Coronapandemie erlebte der Dienst einen Schub. Bekanntlich machten die Beschränkungen der kreativen Branche sehr zu schaffen, da Zusammenkünfte vieler Menschen zeitweise verboten waren. Monatelang konnten keine Veranstaltungen (z. B. Konzerte, Ausstellungen) abgehalten werden, auf deren Erlöse Kunstschaffende jedoch angewiesen waren. Unter anderem die Sängerin Judith Holofernes war eine der vielen Musiker, die in dieser Zeit der Plattform beitraten. Darüber sprach sie im Jahr 2020 mit der „Berliner Zeitung“.
Der Erfolg liegt auch in der „Kleinheit“
Als Frontfrau der Band „Wir sind Helden“ ist Holofernes in den 2000er-Jahren auf großen Bühnen aufgetreten. Sie erlebte es so, dass es in der Popmusik darauf ankommt, einer breiten Masse bekannt zu sein, „damit ein Bruchteil dieser Leute mal irgendwann was von dir konsumiert“, erklärte sie. Patreon stelle eine deutliche Abkehr von diesem Konzept dar. Dort sei man viel enger mit Menschen einer wesentlich kleineren Community verbunden und das zwar gewöhnungsbedürftig, aber vor allem etwas Schönes.
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Kann man mit Patreon viel Geld verdienen?
Die Höhe der Einnahmen über Patreon hängt von der Anzahl der Unterstützer ab. Creator können, wie bereits erklärt, für beliebig viele Stufen individuelle Preise festlegen. Ein Abo kann 1 Euro oder mehr kosten. Hat nun jemand etwa 100 Abonnenten, die jeweils jeden Monat 5 Euro zahlen, dann sind das für entsprechenden Künstler (abzüglich der Zahlungsabwicklungs- und allgemeinen Plattformgebühren) rund 500 Euro im Monat.
Da geht natürlich viel mehr. Das derzeit erfolgreichste Patreon-Profil ist das von den Comedians Matt McCusker und Shane Gillis betriebene „Matt and Shane’s Secret Podcast“ mit 148.040 Mitgliedern. Das teuerste Abo-Modell kostet hier „nur“ rund 10 US-Dollar (9,59 Euro), das günstigste kommt auf 1 US-Dollar (96 Euro-Cent). Dass da monatlich einiges zusammenkommt, kann man sich selbst ausrechnen.