12. Juni 2024, 14:02 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Dass der Reichtum weltweit ungleich verteilt ist, dürfte allen bekannt sein. Überraschend ist dagegen, dass viele Deutsche zu den reichsten vier Prozent zählen. Mit dem Reichtumsrechner der NGO „Giving What We Can“ kann man das eigene Nettoeinkommen ins Verhältnis zur Weltbevölkerung setzen.
Die NGO „Giving What We Can“ hat ein Online-Tool veröffentlicht, mit dem man berechnen kann, wie arm oder reich man ist – und zwar im Vergleich zur gesamten Weltbevölkerung. Gerade in Zeiten von multiplen Krisen und Inflation entsteht der Eindruck, dass der eigene Geldbeutel immer schmaler wird. Mit dem Tool „How Rich Am I?“ kann man jedoch eine neue Perspektive auf die eigene Finanzlage gewinnen. Denn wie der Name des Rechners bereits nahelegt, bewegt sich ein europäisches Durchschnittsgehalt weit über dem globalen Standard. Doch so überraschend die Ergebnisse im Einzelnen sind, so sehr sind sie auch mit Vorsicht zu genießen.
Gehören Sie zu den reichsten vier Prozent?
Zunächst wählt man sein Land sowie das jährliche Netto-Einkommen und die Haushaltsgröße aus. Laut Statista betrug das bundesdeutsche Durchschnittsgehalt im Jahr 2023 etwa 29.000 Euro netto. Ein Klick auf „Calculate“ zeigt, wie reich man im Vergleich zum Rest der Weltbevölkerung und im Vergleich zum globalen Durchschnitt ist. Nach eigenen Angaben berücksichtigt der „How Rich Am I“-Rechner auch die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten der Länder.
Bei dem Musterbeispiel von 29.000 Euro Durchschnittsnettogehalt bedeutet das, dass man zu den reichsten 3,2 Prozent der Weltbevölkerung gehört und dass dementsprechend 96,8 Prozent der Welt ärmer sind. Außerdem liegt das exemplarische Einkommen 11,6 mal über dem durchschnittlichen globalen Einkommen. Ein anderes Beispiel: Laut Statista verdiente ein vollbeschäftigter Arbeitnehmer bei Mindestlohn im Jahr 2023 etwa 1900 Euro und gehörte damit immer noch zu den reichsten 7 Prozent der Welt.
Die Rechnung von „Giving What We Can“ soll aber nicht dazu führen, den Menschen, die in reichen Gesellschaften in relativer Armut leben, die sozioökonomischen Probleme abzusprechen. Zum Verständnis: Relative Armut beschreibt die Armut eines Menschen im Verhältnis zu seinem gesellschaftlichen Umfeld, während absolute Armut die finanzielle Unfähigkeit beschreibt, wirtschaftliche und soziale Grundbedürfnisse zu erfüllen.
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„Giving What We can“ will zum Spenden anregen
Ziel des Reichtumsrechners von „Giving What We Can“ ist es, auf die großen Einkommensunterschiede aufmerksam zu machen und zum Spenden anzuregen. Die NGO informiert auf ihrer Website über globale Problemfelder und spricht Empfehlungen aus, wie man möglichst effektiv spenden kann. Darauf zielt auch der Reichtumsrechner ab.
Anhand eines Schiebereglers kann man sich vorrechnen lassen, wie reich man immer noch wäre, wenn man einen bestimmten Prozentsatz seines Einkommens spenden würde. Das ausschlaggebende Argument sollte zwar letztlich der Blick ins eigene Haushaltsbuch sein. Doch wer mit einem Jahresnettoeinkommen von 29.000 Euro 10 Prozent spendet, gehört immer noch zu den reichsten 4 Prozent.
Obwohl die Rechnung durchaus eindrucksvoll ist, sollte man die Zahlen eher als Richtwerte betrachten. Einerseits stammen die Vergleichsdaten der World Poverty and Inequality Platform aus dem Jahr 2019. Andererseits werden die Währungen basierend auf dem internationalen Dollarkurs von 2017 umgerechnet. Durch die geringe Aktualität verliert die Berechnung an Genauigkeit.