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Soziales Netzwerk

Was ist eigentlich aus Myspace geworden?

Myspace
Myspace – früher DIE Plattform, heute nahezu in der Versenkung verschwunden Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

24. Januar 2023, 15:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Myspace lebt. Allerdings hat die Bedeutung eines der ersten sozialen Netzwerke in den vergangenen 20 Jahren erheblich gelitten. Vom Ruhm, zeitweise die am meisten aufgerufene Webseite der Welt gewesen zu sein, existiert nur noch eine blasse Erinnerung.

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Kein Witz: Im Jahr 2006 besuchen Menschen häufiger die Myspace-Website als die Google-Suche. Sie fragen sich, Myspace? Nie gehört! Dann sind Sie vermutlich erst nach dem Jahr 1995 geboren worden. Denn die Boomjahre von Myspace liegen schon eine Weile zurück und sind eng mit den wilden Anfängen des Internets verbunden. Die Geschichte der Plattform zeigt, was damals im World Wide Web alles möglich gewesen ist. Sie zeigt auch, wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, verschwindet ganz schnell wieder von der Bildfläche.

Myspace – vom Datenspeicher zur Community-Plattform

Als Tom Anderson und Chris DeWolfe in den frühen 2000er Jahren die Idee verfolgen, eine Online-Community im Internet anzubieten, auf der User kostenlos Daten hochladen und speichern können, kennt noch niemand den Begriff Social Media. Ursprünglich dient die Myspace-Webseite eben auch nur als kostenloser Datenspeicher, daher auch der Name „Mein Platz“.

Insbesondere Tom Anderson pflegt damals enge Kontakte in die Musikbranche. Zu seinem Freundeskreis zählen viele Künstler, Musiker und Bands. Deswegen entsteht schon bald die Idee, Myspace zu einem Ort für eben diese Zielgruppe umzugestalten. Im Juli 2003 geht die neue Community online.

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Plattform für Musikfreunde

Zunächst in den USA entwickelt sich die Website zum heißesten Ort im World Wide Web. Denn mit dem Fokus auf Musik trifft die Community den Nerv der Zeit. Spotify, Amazon Prime und Co. gibt es noch nicht. Wer damals Musik in digitaler Form hören möchte, muss sich die Alben seiner Lieblingsband über illegale Downloadbörsen wie Napster besorgen.

Genau diese Lücke füllt Myspace. Innerhalb kürzester Zeit hat jeder Musiker oder jede Band, die irgendetwas auf sich hält, einen Myspace-Account. Plattenlabel unterstützen den Hype und laden exklusive Songs auf die Plattform hoch. Das wiederum zieht die Fans an und macht Myspace zu dem sozialen Netzwerk für alle Musikfreunde.

Selbstverständlich erkennen auch weniger bekannte Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeiten von Myspace. Daher bildet Myspace für viele Bands die Plattform, um eine größere Bekanntheit zu erlangen. Das auf Musik fokussierte soziale Netzwerk nimmt eine Entwicklung vorweg, die heute YouTube oder Soundcloud bedienen.

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Rupert Murdoch übernimmt Myspace

Die Community wächst und wächst. In den Anfangszeiten melden sich bis zu 230.000 neue Mitglieder an. Diese rasante Entwicklung bekommt auch Medienmogul Rupert Murdoch mit. Seine News Corporation kauft Myspace für sagenhafte 580 Millionen US-Dollar.

Myspace ist damals eines der wertvollsten Portale im Netz. Angeblich soll Mark Zuckerberg dem Myspace-Gründer Chris DeWolfe sein im Jahr 2004 gestartetes Portal Facebook zum Verkauf angeboten haben. DeWolfe lehnt ab. Wenn die Geschichte tatsächlich so stimmt, eine Entscheidung, die er vermutlich bis heute bereut.

Mit der Übernahme durch Rupert Murdoch bleibt die Erfolgsmaschine Myspace zunächst auf Kurs. Der neue Eigentümer versucht allerdings, die Ausrichtung auf breitere Füße zu stellen und somit die Zielgruppe zu erweitern. Myspace öffnet sich für weitere Medieninhalte wie Filme und entwickelt sich mehr und mehr in Richtung Multimediaplattform.

Myspace ruht sich auf dem eigenen Ruhm aus

Diese Strategie scheint tatsächlich zu funktionieren. Die Zahlen steigen weiter an. Inzwischen hat sich Myspace auch in Deutschland etabliert. Kurz nach dem Start im Januar 2007 vermeldet die Plattform bereits 2,5 Millionen Mitglieder. Allerdings zeichnet sich am Horizont bereits Ungemach ab. Denn Facebook hat sich inzwischen zu einer nicht mehr zu unterschätzenden Größe gemausert. Im Jahr 2008 zieht Facebook bei der Mitgliederzahl an Myspace vorbei.

Dieser Wendepunkt zeigt schonungslos, was Myspace beim ganzen Hype um die Plattform vergessen hat: Das Netzwerk weiterzuentwickeln und somit für die Mitglieder attraktiv zu halten. Das kann Facebook inzwischen deutlich besser. Schon damals beweist Mark Zuckerberg ein Gespür für Trends, die es sich lohnt zu kopieren. Allerdings kopiert Facebook nicht einfach nur bestimmte Funktionen von anderen Plattformen, sondern entwickelt gleich eine noch bessere Lösung.

Inzwischen wenden sich Myspace-Mitglieder in Scharen von der Plattform ab und schließen sich Facebook an. Als Reaktion darauf versucht Myspace sich vom Social-Media-Konkurrenten abzugrenzen. Facebook ist inzwischen allerdings schon uneinholbar enteilt.

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Im Sommer 2011 hat auch Rupert Murdoch und seine News Corporation genug. Er verscherbelt Myspace für 35 Millionen US-Dollar, ein Riesenverlust.

Im Jahr 2013 versuchen die neuen Besitzer, zu denen auch Sänger und Schauspieler Justin Timberlake gehört, Myspace eine Rundumerneuerung zu verpassen. Das gelingt auch kurzzeitig, vermutlich wegen des Zugpferdes Justin Timberlake. Doch bald versinkt Myspace wieder in den Untiefen der Bedeutungslosigkeit.

Positiv fällt Myspace in der Folgezeit nicht mehr auf. Negativ schon. Im März 2019 kommt heraus: Bei einem Serverumzug sind die meisten Fotos, Videos und Audios, die vor dem Jahr 2016 von Usern hochgeladen worden sind, einfach verschwunden. Myspace ist inzwischen eines von unzähligen sozialen Netzwerken im World Wide Web. Ob die Glanzzeiten jemals wieder zurückkommen?

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