14. Januar 2022, 19:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein bisschen Geld nebenbei beim Surfen im Internet verdienen? Das versprechen Krypto-Browser, die mit Belohnungen in Form von digitaler Währung locken.
Ob privat oder beruflich – viel Zeit im Internet zu verbringen gehört quasi zum Alltag. Warum sollte man also nicht diese ungenutzte Zeit zu Geld machen? Genau das versprechen die Browser „Brave“ sowie „Fulldive“ und bezahlen Internetsurfen mit Kryptowährungen. Sollten Nutzer also auf einen der beiden Krypto-Browser umsteigen und was lässt sich wirklich damit verdienen? Wir haben es ausprobiert.
Werbung im Browser gegen Kryptowährung
Um es gleich vorwegzunehmen: Ganz ohne Gegenleistung gibt es auch bei Brave und Fulldive kein Geld. Nutzer müssen sich stattdessen regelmäßig Werbung anschauen. In Brave sind das bis zu zehn Anzeigen pro Stunde, welche auf dem Android-Smartphone in Form von Benachrichtigungen erscheinen. Als Belohnung sammeln Nutzer eine eigene Kryptowährung, den sogenannten „Basic Attention Token“ oder kurz BAT. Die Token werden angespart und einmal pro Monat in die Krypto-Wallet des Browsers ausgezahlt. Das funktioniert gleichermaßen in der Desktop-Version des Browsers. Zwar trudelten in unserem Test sowohl Anzeigen als auch Token gleichermaßen regelmäßig ein, die Verdienste hielten sich aber in Grenzen. Über mehrere Monate kamen rund 20 US-Dollar in BAT zusammen.
Auszahlung in Deutschland nicht möglich
Um die gesammelte Kryptowährung allerdings im „echten Leben“ nutzen zu können, muss man sie zum Beispiel in Euro umtauschen. Das geht aus Gründen der Geldwäscheprävention allerdings nicht anonym im Browser. Sondern nur über externe Wallets oder Kryptobörsen, für welche man sich identifizieren muss. Brave bietet hierzu zwei integrierte Dienstleister an: Uphold und Gemini. Das Problem ist: beide Anbieter sind aktuell in Deutschland überhaupt nicht verfügbar. Man sitzt also auf den gesammelten Basic Attention Tokens und kann sie nicht auf eine Börse transferieren. Somit sind sie zumindest aktuell für Nutzer in Deutschland wertlos. Wenn man den Browser deinstalliert, löscht man übrigens gleichzeitig auch die Token, sofern sie nicht in eine externe Wallet übertragen sind.
Auch interessant: Was ist Ethereum? Die Kryptowährung im Überblick
Fulldive-Browser auf Android
Deutlich interessanter als Brave erscheint der „Fulldive Browser“. Dieser ist aktuell nicht als Desktop-Version, sondern nur auf Smartphones verfügbar. Der große Vorteil ist jedoch, dass Nutzer dort beim Surfen die Möglichkeit haben, angesammeltes Guthaben direkt in Ethereum (ETH) oder Bitcoin Cash (BCH) an jede eigene Wallet auszahlen zu lassen. Beide Kryptowährungen sind extrem weit verbreitet, weshalb die Auszahlung und ein Umtausch in Euro hier kein großes Problem darstellen sollten. 100.000 gesammelte Fulldive-Münzen entsprechen etwa 10 Euro, diesen Betrag sollte man bei regulärer Nutzung in drei bis vier Wochen ansammeln können. Auf das Jahr hochgerechnet kommen also mehr als 120 Euro zusammen. Ein durchaus netter Nebenverdienst, für welchen man keine Arbeitsleistung erbringen muss.
Coins bringen „Zinsen“
Wer die gesammelte Kryptowährung nicht nur in seiner Wallet belässt, sondern damit zum Beispiel Staking oder Liquidity Mining betreibt, profitiert noch von einer Art Zinseszinseffekt. Bestimmte Anbieter, wie beispielsweise „Crypto.com“ bieten einen solchen Service an, wenn die Coins oder Token zu deren Wallets transferiert werden. Das hört sich zunächst kompliziert an, ist es aber eigentlich nicht. Die Wallets sind im Prinzip nichts anderes als eine Art Tagesgeldkonto, welches man jedoch nicht mit Euro, sondern eben Kryptowährungen befüllt. Die Zinsen können sich dabei durchaus sehen lassen: Über zehn Prozent sind keine Seltenheit. Wenn man bedenkt, dass klassische Banken mittlerweile sogar Minuszinsen für Sparguthaben erheben, kann sich das Ansparen mit Kryptowährungen selbst bei kleineren Beträgen durchaus lohnen.
Lohnen sich Krypto-Browser?
Weder mit Brave noch dem Fulldive-Browser wird man reich, schon gar nicht über Nacht. Im Endeffekt ist es aber möglich, ohne zusätzliche Arbeit einen kleinen dreistelligen Nebenverdienst im Jahr zu erwirtschaften. Es reicht lediglich, einen neuen Browser zu installieren. Brave stellte sich aktuell in unserem Test als Flop heraus. Solange das Krypto-Guthaben nicht umtauschbar ist, bleibt es im Prinzip nutzlos. Hier sollte Brave Software möglichst zügig an einer Lösung für Nutzer in Deutschland arbeiten. Anders sieht es bei Fulldive aus, der Smartphone-Browser funktionierte in unserem Test auf Android einwandfrei und sowohl der Transfer von Bitcoin Cash an eine Wallet als auch der Umtausch in Euro funktionierte tadellos. Einzig mit der zusätzlichen Werbung muss man sich letztendlich arrangieren.