
28. April 2025, 17:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Aktuell üben Verbraucherschützer deutliche Kritik an Doctolib und Jameda. Der Vorwurf: Die Plattformen für die Arztterminbuchung seien nicht nutzerfreundlich.
Wer heutzutage bei gesundheitlichen Beschwerden einen Termin beim Arzt benötigt, kann zwar immer noch zum Telefon greifen. Oftmals bieten Praxen aber mittlerweile auch die Terminbuchung im Internet an – und nicht selten wird dies auch bevorzugt. Dafür haben sich verschiedene Portale etabliert. Doch jetzt hagelt es Kritik an Doctolib und Jameda vonseiten der Verbraucherzentrale.
Kritik an Doctolib und Jameda wegen Nutzbarkeit
In einer neuen Mitteilung übt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen scharfe Kritik an Doctolib und Jameda. Beide Online-Portale ermöglichen die Suche und Buchung nach Terminen bei der gewünschten Arztpraxis und bieten darüber hinaus weitere Funktionen. Soweit die Theorie. Will man dem aber tatsächlich nachgehen, wird es den Verbraucherschützern zufolge problematisch.
So bezeichnet man beide Anbieter nicht weniger als „nicht nutzerfreundlich“. Dabei spricht man auch von „gravierenden Mängeln“. Beanstandet werden etwa unpassende oder unbuchbare Termine aufgrund falscher Terminarten oder weil es versteckte Kosten geben soll. Auch die Transparenz würde zu wünschen übrig lassen.
Terminarten-Dschungel überfordert
Die Kritik an Doctolib und Jameda setzt bereits früh an. Schon die Auswahl des Besuchsgrundes sei bei Jameda nur schwer zu bewerkstelligen. Verbraucher müssten nämlich aus mehr als 70 verschiedenen Terminarten wählen, die bisweilen sehr spezifisch ausfallen. Bei Doctolib wiederum würden Such- und Filteroptionen fehlen.
Bei 15 von 80 Suchen konnte man noch nicht einmal einen Termin finden. Ferner kam es zur Anzeige von Arztpraxen, die aber über keine freien Termine verfügten. Oder die angezeigten Optionen passten gar nicht zum Grund, zum Beispiel weil nur Vorsorgeuntersuchungen oder Reiseimpfungen buchbar waren.
Auch ärgerlich: Obwohl man diese Möglichkeiten vorher ausgeschlossen hatte, wurden dennoch mitunter nur Sprechstunden für Selbstzahler oder Privatversicherte angezeigt. Und grundsätzlich, so die Kritik an Doctolib und Jameda, käme man ohne eine Registrierung beim jeweiligen Portal ohnehin nicht weit. Speziell für Doctolib führt man außerdem einen problematischen Datenschutz an, da man mit Nutzerdaten KI-Systeme trainieren möchte.
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Verbraucherzentrale mit klaren Forderungen
Deshalb fordert die Verbraucherzentrale mehr Transparenz für kostenpflichtige Leistungen sowie die Möglichkeit, Termine auch ohne Konto buchen zu können. Arztpraxen sollten außerdem möglichst weiterhin telefonisch erreichbar sein und es gebrauche mehr und bessere öffentliche Angebote. Das Angebot der Kassenärztlichen Vereinigungen müsse man ausbauen als unabhängige und nicht kommerzielle Alternative.
Verbraucher sollten indes darauf achten, was sie genau buchen und ob es sich um eine Privatsprechstunde handelt oder nicht. Filter sollten mit Bedacht genutzt werden und man solle sich nicht scheuen, einfach in der Praxis anzurufen.

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So reagiert Doctolib
TECHBOOK hat Doctolib um ein Statement gebeten, um zu den aktuellen Vorwürfen Stellung zu beziehen. Beim Portal nehme man die Ausführungen der Verbraucherzentrale sehr ernst und verspricht entsprechende Weiterentwicklungen. Nachfolgend die Stellungnahme im Wortlaut:
„Wir wissen, wie herausfordernd die Terminsuche sein kann. Deshalb unterstützt Doctolib Patient:innen dabei, schnell die benötigte medizinische Versorgung basierend auf örtlicher Distanz und Verfügbarkeit zu erhalten – zwei Faktoren, die sowohl in Städten als auch in ländlichen Gebieten entscheidend sind. Ist ein Privattermin schneller verfügbar oder näher gelegen, wird er ebenfalls angezeigt, weil diese Option grundsätzlich auch gesetzlich Versicherten zur Verfügung steht.
Unser Buchungssystem respektiert das gesetzliche Wahlrecht aller Versicherten zwischen Kassen- und Privatbehandlung und stellt alle relevanten Informationen transparent dar. Die Patient:innen behalten jederzeit die volle Entscheidungsfreiheit, wobei Privatsprechstunden als solche klar gekennzeichnet sind – einschließlich möglicherweise damit verbundenen, privat zu tragenden Kosten. Sowohl unsere Suchmaske als auch die Filterfunktion entsprechen den Vorgaben des SGB V.
Transparenz und Benutzerfreundlichkeit sind unsere Grundprinzipien. Als führendes Healthtech-Unternehmen Europas entwickeln wir digitale Lösungen für beide Seiten des Gesundheitssystems: Leistungsfähige Software für Praxen und medizinische Einrichtungen sowie eine intuitive App, der bereits über 25 Millionen Patient:innen in Deutschland vertrauen. Diese Technologien erleichtern den Zugang zur Gesundheitsversorgung – wobei die Praxen stets über ihre Terminvergabekriterien entscheiden.
Wir nehmen die aktuellen Bedenken zur Darstellung von Terminen sehr ernst und arbeiten kontinuierlich daran, unsere App für Patientinnen und Patienten im Sinne aller Beteiligten weiterzuentwickeln. Der offene Dialog mit Institutionen ist dabei ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit.“
Doctolib-Pressesprecher
Jameda hat sich bislang auf eine redaktionelle Anfrage nicht geäußert.