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Neuseeland will ihn an die USA ausliefern

Was wurde eigentlich aus Kim Dotcom?

Was macht Kim Dotcom heute eigentlich?
Was macht Kim Dotcom heute eigentlich? Foto: Getty Images

16. August 2024, 11:29 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Die einen sehen Kim Dotcom als eine Art Internet-Freiheitskämpfer. Für andere ist er ein krimineller Hochstapler, ein Großmaul – und geht es nach den US-Behörden, ist Kim Dotcom ein Straftäter, der aufgrund schwerer Urheberrechtsverletzungen hinter Gitter gehört. Nun droht dem 50-Jährigen die Auslieferung aus Neuseeland, seiner Wahlheimat seit nunmehr 2010, mit der Folge, dass er sich womöglich bald in den USA vor Gericht verantworten muss. Ein Rückblick darauf, was genau eigentlich dazu geführt hat, und alle Infos zu den aktuellen Entwicklungen – bei TECHBOOK.

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Kim Dotcom gehört ohne Zweifel zu den großen Namen des Internets. 1974 als Kim Schmitz in Kiel geboren, trat er bereits in den späten 80er-Jahren in die Hacker-Szene ein. Bald wurde er für die Gründung der Filesharing-Plattform Megaupload bekannt, aber auch für ein recht großspuriges Auftreten und Skandale. Seit vielen Jahren versuchen verschiedene große Hollywood-Studios und der US-amerikanische Musikindustrie-Verband RIAA, Kim Dotcom wegen mehrfacher Verletzungen von Urheberrechten zu verklagen. Kim Doctom verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Neuseeland, in vermeintliche Sicherheit vor strafrechtlicher Verfolgung. Damit könnte bald Schluss sein. Laut der Tageszeitung „The New Zealand Herald“ hat Neuseelands Justizminister Paul Goldsmith entschieden, dass der umstrittene Unternehmer in die USA ausgeliefert werden muss. Der hat aber nicht vor, zu gehen.

Kim Doctom droht Auslieferung in die USA – und dort ein Prozess

„Ich habe alle Informationen sorgfältig geprüft“, habe Goldsmith laut einem Ministeriumssprecher erklärt, „und entschieden, dass Herr Dotcom an die USA ausgeliefert werden sollte, um sich vor Gericht zu verantworten.“

Der Beschluss wurde demnach am 15. August unterzeichnet. Im nächsten Schritt bekommt Kim Doctom die Möglichkeit, sich darüber eingehend beraten zu lassen. Einer seiner Anwälte hat sich bereits auf X (ehemals Twitter) dazu geäußert. Man wolle eine gerichtliche Überprüfung vor dem High Court erwirken. Und: „Der Kampf für Gerechtigkeit geht weiter. Die Welt schaut zu.“

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Kim Doctom: Internet-Freiheitskämpfer oder Krimineller?

Die Frage, ob Kim Schmitz alias Kim Dotcom ein Hochstapler ist, spaltet. Schon immer und offensichtlich ganz bewusst bewegte sich der schillernde Internet-Pionier mit seinen Geschäftsmodellen am Rande der Legalität. Eines muss ihm dabei zugutegehalten werden: Kim Dotcom hat ein Gespür dafür, wie Menschen das Internet für sich nutzen möchten. Den Versand und den Vertrieb von Videos, Musik, Dokumenten und anderen Medien über das Internet hat Kim Dotcom in gewisser Weise mitgeprägt. Ein Rückblick.

Die Person und Geschichte von Kim Doctom

Der junge Kim Schmitz hatte wohl keine andere Möglichkeit, als sich in die Welt von Videospielen zu flüchten. Zu Hause litten er und seine Mutter unter den Wutausbrüchen des alkoholkranken Vaters. Die bunte Welt der Computerspiele boten dem Jugendlichen ein paar Stunden Flucht aus seinem von Gewalt geprägten Alltag.

Da Computerspiele sehr teuer sind, beschäftigte er sich schon bald intensiv damit, den Kopier-Code der Spiele zu hacken. Der Szene bereits zugehörig, machte er sich Anfang der 1990er-Jahre einen Namen als Hacker. Unter dem Pseudonym „Kimble“ versorgte Kim Schmitz junge PC-Spieler mit illegalen Software-Kopien, darunter beispielsweise auch ganze Betriebssysteme wie Windows.

Damals war Windows noch nicht gratis erhältlich, sondern kostete bei freiem Erwerb mehrere Hundert Deutsche Mark. Wer dann auch noch die Office-Programme Word oder Excel auf dem Computer nutzen wollte, musste dafür mindestens 500 D-Mark auf die Ladentheke legen. Eine ganze Menge Geld. Das wusste auch Kim Schmitz. Der Internet-Pionier baute mithilfe eines technischen Verfahrens ein illegales Vertriebsnetz für geknackte Software auf.

Schon damals zeigten sich die zwei Gesichter von Kim Schmitz. Er verfügte über ein enormes technisches Verständnis und erkannte gleichzeitig das unternehmerische Potenzial. Allerdings überschritt der Hacker immer wieder juristische Grenzen und galt in der Hacker-Szene deswegen eher als schwarzes Schaf. Die unzähligen Nutzer seiner Raubkopien hingegen sahen in Kim Schmitz eine Art Freiheitskämpfer, weil er teure Software für eine breite Masse verfügbar machte.

Berater bei der Deutschen Telekom

Letztlich hatte Kim Schmitz damals eine erste Diskussion über Preise und Vertriebsmodelle von Medien jeglicher Art angestoßen. Ob der Hacker aus diesem Antrieb heraus gehandelt hat, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls dauerte es nur noch wenige Jahre, bis sämtliche Medien digital und legal über das Internet verbreitet wurden.

1994 – mit gerade einmal 20 Jahren – wurde Kim Schmitz unter anderem wegen Betrugs und Bandenhehlerei zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Er kam um eine Inhaftierung herum, weil er sein Szene-Wissen kooperativ mit den Behörden teilte.

Es schien fast so, als habe der junge Mann seine Lehren daraus gezogen. In der Folge mutierte er zum Jungunternehmer und gründete eine Firma, die sich um die Themen Daten- und Kopierschutz kümmert. Kim Schmitz erhielt Ende der 1990er-Jahre sogar einen Beratervertrag bei der Deutschen Telekom. Dieser kann allerdings auch als Stillschweige-Abkommen interpretiert werden. Denn Kim Schmitz ist durch einen Tipp aus der Hacker-Szene im D1-Mobilfunknetz damals auf erhebliche Sicherheitsmängel gestoßen. Durch die Hinweise half „Berater“ Kim Schmitz der Telekom, diese Mängel zu beseitigen.

Gründung des Unternehmens Megaupload

Im Jahr 2002 geriet Kim Schmitz kurz in die Schlagzeilen, weil er im Zusammenhang mit Aktien zu einer Bewährungs- und Geldstrafe wegen Insiderhandels verurteilt wurde. Anschließend zog der Unternehmer nach Hongkong. Dort gründete Kim Schmitz die Filesharing-Plattform Megaupload, die ab dem Jahr 2005 ein weltweites Netz betrieb. Über das Netzwerk wurden unter anderem Kopien der neusten Kinofilme in heimische Wohnzimmer transferiert. Schon deswegen haftete dem Geschäftsmodell ein gewisser Zweifel an.

Das Unternehmen expandierte immer schneller, bot Premium-Zugänge und finanzierte sich ansonsten über Werbung. Für den Nutzer von Megaupload schien der Service professionell und auch grundsätzlich nicht illegal. Dennoch musste den meisten Anwendern klar gewesen sein: Der Download eines Filmes, der gerade erst im Kino angelaufen ist, kann nicht mit rechten Dingen zugehen.

Filesharing an sich ist nicht illegal. Nur die Weitergabe urheberrechtlich geschützter Inhalte ist es. Genau diese Inhalte ließen sich allerdings nahezu perfekt über Megaupload von Rechner zu Rechner senden, was auch den meisten Traffic ausmachte. In Spitzenzeiten war Megaupload für vier Prozent des gesamten Internetverkehrs verantwortlich. Deswegen wurden die Behörden schon bald auf das Unternehmen aufmerksam.

Streaming-Dienste spielten in den späten 2000er-Jahren wegen zu geringer Bandbreite noch keine Rolle. Das befeuerte den Erfolg der Plattform Megaupload, die Kim Schmitz endgültig berühmt und auch reich gemacht hat. Er genoss sein Leben in vollen Zügen. Auf seinem YouTube-Kanal protze er mit überschwänglichen Partys auf Luxusyachten und in Villen oder stellte seine zahllosen Reisen – beispielsweise nach Monaco – zur Schau.

Seit Jahren im Visier der Justizbehören

Die Justizbehörden hingen dem Unternehmen damals schon an den Fersen. Im Jahr 2012 kam es zum Megaknall. Kim Schmitz, der seinen Wohnsitz zwei Jahre zuvor nach Neuseeland verlegt hatte und inzwischen als Kim Dotcom auftrat, wurde kurz vor seinem 38. Geburtstag zusammen mit anderen Megaupload-Drahtziehern festgenommen. Bei einer Razzia auf seinem Anwesen wurden zahlreiche Beweise sichergestellt. Die Behörden froren auch sein Vermögen ein, beschlagnahmten seine Fahrzeuge und stellten seine Internetseite nach Ermittlungen des FBI ab. Die Meldung sorgte auf allen Nachrichtenkanälen weltweit für Schlagzeilen. Gegen Kaution kam der Internet-Pionier aber bald wieder auf freien Fuß.

Seit 2012 versuchen die USA eine Auslieferung von Kim Dotcom gerichtlich durchzusetzen. Sollte der Antrag erfolgreich sein, drohen Kim Dotcom ein Strafverfahren und eine langjährige Haftstrafe. 2017 schließlich entschied ein Gericht in Neuseeland aufgrund eines Betrugsvorwurfs, dass Kim Dotcom an die USA ausgeliefert werden darf. Das Urteil wurde später von zwei weiteren Gerichten bestätigt.

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Der Unternehmer ging gegen seine drohende Auslieferung vor – erfolgreich. Mit dem Hinweis auf Rechtsfehler zog er bis vor den Obersten Gerichtshof und konnte eine Überprüfung der vorherigen Verfahren erwirken. Die Razzia auf dem Grundstück von Kim Dotcom wurde daraufhin für rechtswidrig erklärt. Der damalige Premierminister von Neuseeland, John Key, musste sich aufgrund der illegalen Abhörung und der Überwachung seiner Rechner sogar öffentlich bei Kim Dotcom entschuldigen.

Übrigens waren 2012 zusammen mit Kim Dotcom noch drei seiner Mitstreiter verhaftet worden. Einer von ihnen ist mittlerweile verstorben. Zwei weitere – Mathias Ortmann (Technikchef bei Megaupload) und Bram van der Kolk (für die Programmierung der Software verantwortlich) – umgingen eine Auslieferung an die USA, da sie sich bereit erklärten, sich einem Gerichtsverfahren in Neuseeland zu stellen. Im Sommer 2023 wurde das Urteil gefällt, die beiden Männer sind wegen Betrugs und weiterer Delikte zu zwei Jahren und sieben Monaten beziehungsweise zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Damit blieb das Gericht unter den anvisierten 10 Jahren, da sich beide offenbar bereit erklärten, gegen Kim Dotcom auszusagen.

Wie es mit Kim Dotcoms Verfahren weitergehen würde, blieb zunächst offen, und so auch das Thema Auslieferung. Das ist nun aktueller denn je. Doch der 50-Jährige zeigt sich noch unbeeindruckt. „Ich liebe Neuseeland“, schrieb er am Donnerstag auf X. „Ich werde nicht gehen.“

Während er sich über die Plattform vor allem politisch äußert, liefert Kim Doctoms Instagram-Accout mehr private Einblicke in sein Leben. Seit 2018 ist er in dritter Ehe mit der Anwältin Elizabeth Donnely verheiratet, insgesamt hat er sechs Kinder.

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