11. März 2024, 8:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf der Tourismusmesse ITB ist Künstliche Intelligenz eines der wichtigsten Themen. Denn so wie überall, wird KI auch im Reisesektor immer relevanter – und wird künftig beeinflussen, wie und wo wir Urlaub machen.
Die Airline Eurowings vermeldete für ihre Event-Marke Eurowings Holidays kürzlich die Ankunft von Holly. Holly, das ist ein KI-gestützter Online-Reiseberater, der nicht nur Ideen nach individuellen Vorlieben geben soll, sondern auch Pauschalreisen sofort buchen kann. Die Trips sollen perfekt zugeschnitten sein, Extrawünsche wie Essensvorlieben oder körperliche Beeinträchtigungen berücksichtigt die KI ebenfalls.
Übersicht
Mehr Reiselust statt Planungsfrust dank KI
Diese praktische Unterstützung dürfte vielerorts gern gesehen sein. Denn jeder, der daheim schonmal einen Urlaub über ein Online-Portal planen wollte, kennt das: Man hat zahlreiche Filter zur Wahl, in denen man Schlagwörter eingibt oder wo man Häkchen setzt, um etwas Passendes zu finden. Doch am Ende ist in den Ergebnissen nicht die richtige Flugzeit dabei, nicht die ideale Zimmerbelegung, oder es scheitert an anderen Faktoren.
Nicht selten verzweifeln Reiselustige daran und landen am Ende im Reisebüro, weil die Fachleute dort mit mehr Wissen durch die großen Angebotsdatenbanken pflügen.
Mehr Chancen als Risiken für Reisebranche
Doch wenn man immer öfter KI-Chatbots im Netz mit den eigenen Vorlieben füttern kann und diese dann passende Reisen finden, stellt sich auch die Frage: Warum überhaupt noch ins Reisebüro gehen?
Der Deutsche Reiseverband (DRV), der auch die Reisebüros vertritt, sieht in Künstlicher Intelligenz jedenfalls weniger eine Bedrohung, sondern einen Gewinn. Bei den Standardaufgaben könnte sie entlasten, den Mitarbeitern bliebe dann mehr Zeit für die persönliche Beratung, sagte unlängst Hauptgeschäftsführer Dirk Inger. Klingt ganz so, als würden diese Jobs noch nicht zur Liste der von KI bedrohten Berufe zählen. Die Nutzung von KI sei bei vielen Reiseveranstaltern schon gängig, etwa auch für die Erstellung persönlicher Angebote.
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Vielfältigere Angebote möglich
Beim Verband Internet Reisevertrieb (VIR) beobachtet man das Thema KI genau. Laut VIR-Vorstand Michael Buller wird KI verändern, wie Reisen in Zukunft verkauft werden. „Sie ermöglicht uns, dass wir dem Kunden eine bessere Bandbreite an Angeboten geben“, sagt er.
Heute läuft eine Reiseplanung seiner Ansicht nach oftmals wie folgt ab. Man muss erst das Reiseziel kennen und dann bekommt man Angebote, etwa für einen Strandurlaub auf Mallorca. Künftig könnte man aber eingeben, was bei der Reise besonders wichtig ist und wie viel Geld man dafür ausgeben möchte. Die KI spuckt daraufhin passende Angebote aus, die Reisende sonst vielleicht nicht entdeckt hätten. Urlaubsorte zum Beispiel, an die man bislang nicht gedacht hatte, oder Reiseformen wie Kreuzfahrten oder Camping, die man bislang nicht in Erwägung gezogen hatte.
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Gästeaufkommen lenken und Informationen bündeln
Der Tourismusforscher Martin Lohmann sieht in der KI ein wichtiges Thema, das überall in der Reisebranche eine Rolle spielen wird. Nicht nur beim Finden und Vorschlagen geeigneter Reisen, worin die gut trainierte Maschine viel schneller ist als der Mensch.
Großes Potenzial sieht Lohmann auch bei der gebündelten Aufbereitung von Daten einzelner Webseiten: „Damit der Reisende auf einen Blick sieht, was in einer Region geboten wird an Unterkünften und Freizeitangeboten.“
Und bei der Steuerung von Gästeströmen könne KI ebenfalls helfen. Wenn etwa ein Ausflugsziel an einem schönen Sommertag stark besucht ist, könne die Künstliche Intelligenz den Reisenden direkt alternative Ziele heraussuchen, die weniger frequentiert sind.
Mit Material der dpa