2. März 2024, 16:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit dem Jahreswechsel können Nutzer von Pornhub, YouPorn und Co. die Seiten in mehreren US-amerikanischen Bundesstaaten nicht mehr erreichen. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung, deren Inhalte sich mit den Nutzungsbedingungen der Porno-Websites nicht vereinbaren lassen. Auch in der Europäischen Union (EU) müssen Online-Portale entsprechend des EU-Digitalgesetzes künftig strengere Regeln befolgen. Die Frage drängt sich auf: Wird Pornhub auch in der EU gesperrt?
Pornhub, Xvideos und Stripchat gehören zu den beliebtesten Pornoseiten im Internet. Es hat somit nicht wenige Nutzer tangiert, als für die EU Ende vergangenen Jahres Änderungen des EU-Digitalgesetzes bekannt gegeben wurden. Auf deren Basis galten zunächst für „sehr große Online-Plattformen“ mit sofortiger Wirkung neue Regeln. Unter anderem müssen sie bei all ihren Nutzern eine Altersverifikation durchführen. Eine ganz ähnliche Gesetzesänderung trat pünktlich zum Jahreswechsel in den USA in Kraft, mit der Folge, dass in North Carolina und Montana genannte Pornhub und Co. nicht mehr empfangen werden können.
Übersicht
Pornoseiten vielerorts in den USA blockiert
Bleiben wir kurz in den USA. Es ist inzwischen bald ein Jahr her, dass Louisiana eine Welle von Gesetzen auf den Weg gebracht hat, welche auf Webseiten mit Erwachseneninhalten eine verpflichtende Altersüberprüfung vorsehen. Als Begründung werden darin das Suchtpotenzial von Pornografie und die Gefahr von Gesundheitsschäden für Zuschauer angeführt. Davon berichten aktuell u. a. die Tech-Journalisten von „404 Media“.
Pornhub wie auch die Pornoseiten Youporn und Brazzers gehören zum Medien- und IT-Unternehmen Aylo. Ihm sind die Gesetzesanpassungen natürlich bekannt, auch finde man dort die Idee einer Altersüberprüfung grundsätzlich gut. Das erklärte Aylo bereits im Juli 2023 in einer diesbezüglichen Presseveröffentlichung. Dennoch wolle man keine Vorzeigepflicht von Ausweisdokumenten einführen – aus Datenschutzgründen.
Montana und North Carolina sind nun die ersten US-Bundesstaaten, in denen Pornoseiten des Unternehmens Aylo nicht mehr empfangen werden können. Wie sieht es in der EU und speziell in Deutschland aus? Werden auch hier Pornhub und Co. bald blockiert?
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Auch in der EU bringt Digital-Gesetzesänderung Neuerungen
Im November 2022 verabschiedete die EU das „Gesetz über digitale Dienste“ (engl. Digital Services Act, kurz DSA). Es zielt auf eine strengere Aufsicht von Online-Plattformen und Suchmaschinen ab, um Kunden, Verbraucher und Nutzer besser im Internet zu schützen. Wirksam wurde das Gesetz im August 2023 zunächst „für sehr große Plattformen“ und Suchmaschinen (sprich mit monatlich mehr als 45 Millionen Nutzern). Darunter fallen – neben Pornhub, XVideos und Stripchat – auch Wikipedia, TikTok, Google, Facebook, Instagram, X (ehemals Twitter) und Zalando. Im Februar 2024 wird das Gesetz auf alle Plattformen ausgeweitet, unabhängig von den Nutzerzahlen.
In einem gesonderten Schreiben der EU-Kommission heißt es dazu: „Die EU-Mitgliedstaaten werden bis zum 17. Februar 2024 Koordinatoren für digitale Dienste benennen müssen, wenn auch Plattformen mit weniger als 45 Millionen aktiven Nutzern alle DSA-Vorschriften einhalten müssen.“ Heißt: Plattformen und Suchmaschinen mit über 45 Millionen Nutzern monatlich wurden von der EU beobachtet, für solche mit weniger Nutzern übernahm das zuständige Land die Kontrolle. Gänzlich ausgenommen sind bis auf Weiteres Kleinst- und Kleinunternehmen.
Neue Vorschriften
Das Gesetz bringt neben der Alterskontrolle weitere Verpflichtungen mit. Die EU nennt folgende Punkte:
- Plattformen und Suchmaschinen müssen alle 6 Monate Nutzerzahlen aktualisieren
- Anlaufstelle für Behörden und Nutzer einrichten
- kriminelle Straftaten melden
- mindestens einmal jährlich von einem unabhängigen Prüfer geprüft werden
- hohes Maß an Privatsphäre, Sicherheit und Schutz von Minderjährigen zu gewährleisten
- regelmäßige Risikoberichte zu verfassen
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Sperrung von Pornhub und Co. auch in der EU wahrscheinlich
Es ist denkbar, dass Pornhub und vergleichbare Dienste auch in der EU auf Dauer nicht mehr zugänglich sein werden. Zumindest wäre eine entsprechende Netzsperre im Sinne der Medienaufsicht, einer Behörde der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ). „Netzpolitik“ berichtete bereits im Oktober 2023 von Anhörungsverfahren im Auftrag der Medienaufsicht bei Telekom, 1&1, Vodafone und Telefónica. Da Pornhub, MyDirtyHobby und YouPorn die Volljährigkeit ihrer Nutzer nicht hinreichend überprüften, sollten die Provider deren Abrufbarkeit einstellen. Der Behörde ist es in der Vergangenheit bereits gelungen, eine – zumindest kurzfristige – Netzsperre gegen die damals sehr erfolgreiche Pornoseite xHamster zu erwirken.
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Bis jetzt sind Pornhub und weitere Aylo-Angebote noch in der EU verfügbar. Doch das könnte sich wohl jederzeit ändern.