10. September 2024, 17:34 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im September 1993 wurde im Web vieles anders. Was damals passierte, hat den Grundstein dafür gelegt, dass heute das Niveau in Internetforen oft zu wünschen übrig lässt. TECHBOOK erklärt in diesem Zusammenhang den Begriff „Eternal September“.
Wer sich im Internet, insbesondere in diversen Foren, nach Informationen zu bestimmten Themen oder gar Hilfestellungen umsieht, der muss einiges filtern, bevor er etwas Brauchbares findet. Da praktisch jeder die Möglichkeit hat, sich zu Fragen und Diskussionen zu äußern, sind fundierte und fachlich belegte Antworten nicht immer gegeben. Früher war das anders. Das schwindende Niveau bei Beiträgen in Internetforen gilt als eine Folge des sogenannten „Eternal September“. TECHBOOK erklärt das Phänomen genauer.
Was bedeutet der Begriff „Eternal September“?
Der Begriff Eternal September (übersetzt: „Ewiger September“) bezieht sich auf die Auswirkungen einer Maßnahme im September des Jahres 1993. Damals stellte der Internet-Riese AOL seine Nutzungseinstellungen um und stellte es seinen Kunden frei, sich an Diskussionen im „Usenet“ – einem Vorläufer des heutigen Internets zum Informationsaustausch – zu beteiligen.
Bis dahin konnten nur Studenten mit einer entsprechenden Qualifikation Beiträge posten bzw. auf Fragen antworten. Mehr dazu kann man unter anderem im Sachbuch „Posttraditionale Gemeinschaften: Theoretische und ethnografische Erkundungen“ nachlesen. Stets Anfang September genehmigten demnach Universitäten Neulingen den Zugang zum damals modernen Informationsnetzwerk. Die Studenten brauchten dann ein wenig Zeit, um sich mit den dort herrschenden Gepflogenheiten vertraut zu machen. Sie waren gemeinhin zum Ende des Monats weitestgehend „usenetfit“.
Doch dann kam, wie erwähnt, die Öffnung für jedermann. In deren Folge wurde es voll im Usenet, und das Ganze hatte weitreichende Folgen.
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Sinkende Qualität durch Nutzerzuströme im Netz
Mit dem ungebändigten Zustrom an neuen Nutzern wurde der Ton im Internet rauer, das Wahren einer Etikette zur Rarität. Antworten auf Beiträge mangelt es seither nicht selten an Qualität, mitunter sind sie sogar falsch. Dies zumindest befinden diejenigen, die an den Eternal September glauben.
Früher hätte es etwa dazugehört, sich über bereits erfolgte Auseinandersetzungen zu informieren, bevor man womöglich eine mehrfach sezierte Anfänger-Frage stellt. Die Diskussionen wurden insgesamt beliebiger – wirklich qualifizierten Nutzern war es bald nicht mehr möglich, einen Austausch auf hohem Niveau zu führen. Ein Problem, mit dem sich auch heute Nutzer von Foren wie Reddit und Co. konfrontiert sehen. Möchten sie anspruchsvoll konferieren, müssen sie sich zunächst durch einen unendlichen Wust aus neuen, oft unqualifizierten Wortmeldungen wühlen.
Ein Ende des Zustroms an neuen Nutzern und neuen „Experten“ ist nicht absehbar. Die Auswirkungen dieses einen, folgenschweren Septembers gelten daher als auf „ewig“ („eternal“) spürbar.