17. Mai 2024, 16:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Besonders in den 90er-Jahren war Magix mit seinem Music Maker und anderen Software-Produkten vielen ein Begriff. TECHBOOK verrät Ihnen, was aus dem Unternehmen geworden ist.
Ohne Magix wäre der Computer-Boom in Deutschland mit Sicherheit anders verlaufen. Dank der Software des Berliner Unternehmens verstauben alte Fotoalben im Regal, haben jugendliche Musikfreaks erste eigene Songs komponiert und quälen Hobbyfilmer nie wieder ihr familiäres Publikum mit ungeschnittenem Rohmaterial von Opis 80. Geburtstag. Magix zeigt Anfang der 1990er Jahre, was sich mit dem Computer alles in Sachen Foto, Musik und Video anstellen lässt.
Jeder kann kreativ sein
Die Softwareschmiede hat bereits kurz nach der Gründung im Jahr 1993 erkannt, was für ein kreatives Potenzial Computer bieten. Magix spricht daher mit seinen Programmen ganz gezielt ambitionierte Videofilmer, Fotografen und Musikfans an.
Die Software von Magix soll intuitiv funktionieren und Spaß bereiten. Das Motto: Jeder kann kreativ sein. Daher kommen die Programme anfänglich in bunt bedruckten Kartons mit knalliger Schrift in die Regale der großen Elektronik-Kaufhäuser.
Für erste größere Aufmerksamkeit sorgt der Magix Music Maker. Mit dem einfachen Programm bekommen Musikfans ein kleines, digitales Aufnahmestudio auf ihren Computer. Das gesamte System basiert auf einem Sequenzer. Dieser übernimmt die Abmischung der eigenen Songs. Damit alles harmonisch klingt, setzt der Music Maker auf vorgefertigte Soundschnipsel, sogenannte Loops. Diese Schnipsel sind genau getaktet. Dadurch gelingen kinderleicht erste eigene Songs. Selbst talentfreie Musikfreunde zaubern mit dem Magix Music Maker hitverdächtige Tracks.
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Videos und Fotos werden digital
Mit steigender Computerleistung und größeren Festplatten erweitert Magix Anfang der 2000er Jahre sein Softwareangebot auf die Bereiche Video und Foto. Videokameras werden zu dieser Zeit immer kleiner und handlicher. Fotos entstehen fast nur noch digital. Dadurch steigt allerdings auch das Volumen an Bildern auf den Speichermedien. Ordnung muss her.
Relativ zeitgleich veröffentlicht Magix seine Programme Video Deluxe und Fotos auf CD & DVD. Vor allem das Videoschnittprogramm revolutioniert das Bearbeiten von selbstgedrehten Videos. Früher haben Hobbyfilmer sich selten die Mühe gemacht, ihre Aufnahmen zu schneiden. Dank der neuen, digitalen Schnitttechnik erstrahlt auch der zwanzigste Schwenk über das kalte Buffet auf irgendeiner Geburtstagsfeier im Stile großer Hollywood-Streifen – zumindest ansatzweise.
Für Hobbyfotografen bietet das Foto-Programm von Magix ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten. Mit der Software erleben längst überwunden geglaubte Dia-Abende eine Renaissance. Im digitalen Zeitalter dient der Computer als Projektor. Die eigenen Urlaubsfotos mit schmissiger Musik unterlegt, fertig ist die Erinnerung an die schönste Zeit des Jahres.
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Magix öffnet sich für Profis
Sämtliche Programme gibt es heute noch – selbstverständlich technisch auf dem neuesten Stand. Doch Magix hat sich im Laufe der Zeit geöffnet. Lag der Fokus in den Anfängen auf Mediensoftware für den halb-professionellen Einsatz, erweitert das Unternehmen sein Angebot um Programme für Profis.
Vor allem im Musikbereich gelten Tools wie Samplitude Pro X oder ACID Pro als durchaus hitverdächtig. Damit erschaffen auch professionelle Produzenten einen Sound, der die Tanzfläche erbeben lässt.
In den 2010er Jahren erwirbt Magix die Lizenzen für bekannte Software wie Vegas Pro, Movie Studio oder Sound Forge Pro. Die Aufkäufe sind auch ein Anzeichen einer sich verändernden Marktsituation. Denn Magix lebt lange Jahre vom Vertrieb seiner Produkte über die großen Elektronik-Handelsketten. Dieser Kanal gerät allerdings ins Stocken. Immer häufiger kauft die Kundschaft online oder lädt sich die entsprechende Software direkt beim Anbieter herunter.
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Finanzielle Schieflage
Gleichzeitig schafft die zugekaufte Software technische Schwierigkeiten. Programme wie Vegas Pro sind nicht kompatibel mit dem Magix-eigenen Tools wie Video deluxe. Ärgerlich für Filmfreunde, die mit beiden Programmen schneiden. Das sichere Gespür für Trends aus der Startphase des Unternehmens scheint mehr und mehr zu verblassen.
So verwundert es nicht, als Ende des Jahres 2023 erste Gerüchte über eine finanzielle Schieflage bei Magix auftauchen – ausgerechnet im Jahr des 30. Geburtstages. Tatsächlich: Seit dem 1. März 2024 läuft das Insolvenzverfahren. Magix selbst gibt sich zuversichtlich, das Unternehmen wieder auf sichere Beine zu stellen. Die derzeit 200 Beschäftigten an den deutschen Standorten Berlin, Dresden und Lübbecke arbeiten normal weiter.
Die Zukunft von Magix erscheint aktuell eher unscharf. Ob der eingeschlagene Kurswechsel der Geschäftsführung Früchte trägt, entscheidet sich im Sommer 2024.