29. Juli 2021, 20:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer Windows 10 nutzt, hat auch automatisch den Defender als Antivirus-Programm installiert. Doch reicht das Programm aus? Experten zufolge ist der Schutz gut – aber auch etwas lückenhaft.
Die Online-Zeit steigt unaufhörlich an, immer mehr Dinge des täglichen Lebens werden über Geräte abgewickelt, die mit dem Internet vernetzt sind. Damit wächst auch die Gefahr, dass schadhafte Software via E-Mail oder auf anderem Wege auf dem Rechner landet. Ein zuverlässiges Antivirus-Programm ist daher äußerst wichtig. Microsoft bietet für Windows 10 ab Werk den Defender an.
Schadsoftware sorgt jedes Jahr für hohen Schaden
Allein bis Ende Juni 2021 hat das AV-TEST Institut, ein Forschungsinstitut für IT-Sicherheit aus Magdeburg, 1242 Millionen Malware registriert, täglich kämen rund 350.000 neue Schadprogramme dazu. Dabei werde die „Qualität“ etwa von Spam-Mails immer professioneller.
„Wenn Cyber-Kriminelle einen ganzen Rechner kapern, können sie auch die Kontrolle über das Mailsystem übernehmen. Dann erkennt man unerwünschte Mails oft nur an fehlerhaften Formulierungen“, erklärt Andreas Marx von AV-TEST. Insgesamt könne man sagen, dass sich die Zahl an Schadprogrammen auf einem hohen Niveau eingependelt hat, gleichzeitig aber steige die Zahl von Erpressungen.
Windows Defender: Guter Schutz, aber wenig Extras
Schutz vor Trojanern, Spyware und anderen Bedrohungen aus dem Netz sollen Antivirus-Programmen bieten. Wer das Betriebssystem Windows 10 nutzt, hat hierzu automatisch den Windows Defender mit an Bord. Dem allerdings eilt der Ruf voraus, nicht die beste Sicherheit zu bieten. Zu Unrecht, sagt Jan Schüßler von der c’t: „Der Defender von Windows ist im Laufe der Jahre immer besser geworden und vom Schutzniveau her sicherlich auf einem Level mit anderen Antivirus-Programmen wie Norton oder Kaspersky“. Im Vergleich mit anderen Anwendungen müsse zudem beachtet werden, dass der Defender nichts extra koste.
Auch die Computer BILD bescheinigt dem Defender im Vergleichstest einen guten Schutz, sieht aber noch Luft nach oben. „Komplett mithalten kann der mitgelieferte Schutz von Microsoft nicht, denn es gibt nur wenige Extras. Zudem sind die Einstellungen sehr versteckt, weswegen das Programm für Laien nicht empfehlenswert ist“, meint Andy Voß von der Computer BILD. So biete der Windows Defender beispielsweise keine VPN-Funktion, die für anonymes Surfen benötigt wird.
Auch Zusatzfunktionen wie einen Schwachstellen-Scanner und einen Update-Checker gebe es nicht. Ein Passwortmanager gehört ebenfalls nicht zum Leistungsumfang. Daneben schützt der Windows Defender nicht vor Spam-Mails. „Der Defender bietet insgesamt einen guten, aber doch eher rudimentären Schutz, denn er wehrt ausschließlich Schadsoftware wie Viren ab“, sagt Marx.
Starke Verbreitung lockt Angreifer an
Die starke Verbreitung des Microsoft Defender könnte zudem dazu führen, dass sich die Zahl gezielter Hackerangriffe erhöht. „Je mehr User ihn nutzen, desto interessanter wird er auch für Angriffe“, sagt Schüßler. Aufgrund des eingeschränkten Schutzschirms rät AV-Test dazu, ein umfassenderes Virenschutzpaket eines anderen Herstellers zu installieren. „Das kostet vielleicht drei bis fünf Euro pro Monat, bietet dann aber einen sehr guten Rundumschutz“, sagt Marx.
„Es gibt natürlich die Möglichkeit, das auch mit Programmen unterschiedlicher Hersteller zu machen. Da aber fast alle Hersteller Schutzpakete mit Lizenzen für verschiedene Geräte anbieten, lohnt es sich vor allem finanziell, hier auf einen Anbieter zu setzen“, sagt Voß. Den Schutz des Windows Defender durch ein zweites Antiviren-Programm zu erweitern, funktioniert nicht. „Installiert man ein anderes Schutzprogramm, deaktiviert sich der Windows Defender automatisch“, erklärt Voß. Gleichzeitig aber springt der Defender auch automatisch ein, wenn etwa die Lizenz des anderen Antivirus-Programms abgelaufen ist.
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Windows Defender als Ergänzung nutzen
Möglich ist aber die Ergänzung eines anderen Schutzprogramms durch den Defender. Dadurch würden sich Schüßler zufolge auch keine Leistungseinschränkungen ergeben. „Es gibt dann beispielsweise die Möglichkeit, mit dem neu installierten Antivirus-Programm den Live-Scan durchführen zu lassen und mit dem Defender bestimmte Ordner zu überprüfen“, sagt Schüßler. Was die Aktualität betrifft, haben User sowohl mit dem Windows Defender als auch mit allen anderen Antivirus-Programmen einen guten Schutz.