Kein Müll und keine Altlasten, vom Hochfahren bis zum Programmstart läuft einfach alles: Für viele Computernutzer gibt es nichts Schöneres als einen brandneuen Rechner. Doch manch ein frischgekaufter PC ist gar nicht so unberührt, wie man denken sollte.
Oft ist auf Neugeräten neben dem Betriebssystem noch andere Software installiert. Fachleute sprechen von Bloat- oder Crapware, abgeleitet von den englischen Wörtern für „aufblähen“ oder „Mist“. Glaubt man den unzähligen Klagen genervter Computerkäufer in Foren und Produktbewertungen, passt der Name.
Hersteller verteidigen vorinstallierte Software
Fragt man Computerhersteller nach vorinstallierter Software, klingt das naturgemäß anders: „Unsere Umfragen haben ergeben, dass Nutzer sich einfach zugängliche Apps wünschen, die es ihnen erlauben, produktiv zu sein und unterhalten zu werden“, heißt es zum Beispiel von Lenovo. Gleichzeitig verweist das Unternehmen darauf, dass Nutzer Testversionen zusätzlicher Programme leicht entfernen können.
Bei Asus sollen Computerkäufer über ein System namens Giftbox selbst auswählen, welche Programme sie installieren. Sogenannte Pure-Installationen ohne weitere Programme soll es bald ebenfalls geben – allerdings eher für erfahrene Nutzer. „Vorinstallierte Software ist in erster Linie dazu gedacht den Endanwender bei der Einrichtung seines Geräts zu unterstützen“, sagt Jan Schneider von Asus.
Tatsächlich ist nicht jede vorinstallierte Software automatisch schlecht: „Da gibt es schon Abstufungen“, sagt Jan Schüßler, Redakteur der Fachzeitschrift „c’t“. Manches sei sogar wichtig für den Rechner, Treiber für Hardware zum Beispiel. „Dann gibt es Tools, die direkt vom Hersteller des Rechners kommen, zum Beispiel für das Akkumanagement in einem Notebook“. Die könne man nutzen, rät der Experte – Pflicht ist es aber nicht.
Die Rechenleistung beeinträchtigt Bloatware kaum – der größte Nachteil ist die Sicherheit
Und dann ist da noch die mitgelieferte Software von Drittherstellern: Virenscanner, Office-Pakete oder PDF-Reader zum Beispiel, gerne als Testversion, die sich nur ein paar Monate kostenfrei nutzen lässt. „Das ist vor allem optischer Ballast“, sagt Schüßler – mehr Icons auf dem Desktop, mehr Symbole im Startmenü, mehr Bewegung in der Taskleiste. Die Rechenleistung beeinträchtigt die Bloatware allerdings kaum, so der Experte. Ein Virenscanner könne das System aber schon ausbremsen. „Und viele Tools, die erst geladen werden müssen, verlangsamen eventuell den Systemstart.“
Größter Nachteil von Bloatware ist aber die Sicherheit. „Das Problem mit Bloatware ist immer, dass man mehr Software hat als nötig“, erklärt Chris Wojzechowski vom Gelsenkirchener Institut für Internet-Sicherheit. „Und je mehr Software man auf einem Rechner hat, desto höher ist die Gefahr einer Sicherheitslücke.“
Und gerade vorinstallierte Tools machen immer wieder Probleme: Anfang 2015 hatte etwa Lenovo Ärger mit einer Bloatware namens Superfish, einem potenziellen Einfallstor für Hackerangriffe. Auf Dell-Rechnern wurden im gleichen Jahr unsichere Zertifikate für verschlüsselte Datenübertragung gefunden. Mitte 2016 entdeckten Experten Hintertüren in den automatischen Update-Tools mehrerer PC-Hersteller.
Die beste Methode ist, das System neu aufzusetzen
Sicherheitsexperte Wojzechowski rät deshalb beim Umgang mit Bloatware auch zur Radikallösung: „Die beste Methode ist immer, das System neu aufzusetzen“, sagt er. „Das geht im Zweifel auch schneller, als jedes Programm einzeln zu löschen.“ Am einfachsten ist die Runderneuerung unter Windows 10 mit dem sogenannten Medienerstellungstool: Mit ein paar Mausklicks erstellt es eine von allem Ballast befreite Installationskopie des Betriebssystems – etwa auf einem USB-Stick.
Wer mitgelieferte Software lieber einzeln löschen will, muss sich in die Untiefen der Windows-Systemsteuerung begeben. Unter „Software“ lassen sich dort alle installierten Programme anzeigen und entfernen. Doch welche kann man gefahrlos löschen?
Welche Programme kann man gefahrlos löschen?
Jan Schüßler nennt dafür einige Faustregeln. Erstens: Alles, was in irgendeiner Form „Microsoft“ im Namen hat, ist vermutlich wichtig für das System – also besser nicht löschen. Zweitens: „Wenn ein Programm aus der Softwareliste nicht im Startmenü auftaucht, ist das in der Regel auch ein Hinweis darauf, dass es wichtig für das System ist.“ Auch hiervon lässt man besser die Finger. Ansonsten rät er Nutzern, das fragliche Programm einfach zu starten. So erfährt man am ehesten, was sich dahinter verbirgt.
Wer auf das manuelle Aufräumen keine Lust hat, kommt vielleicht in Versuchung, spezielle Anti-Bloatware-Tools zu nutzen. Sie versprechen, den Rechner automatisch von allem Ballast zu befreien. Chris Wojzechowski mahnt da aber zur Vorsicht: „Da wissen Sie nie, ob die Tools wirklich alles löschen – oder ob sie Programme löschen, die eigentlich nicht gelöscht werden sollten.“
Reinigungs-Software hat häufig selbst Crapware im Gepäck
Wer beim Download solcher Software nicht aufpasst, kann sich außerdem eine andere Sorte Crapware einfangen: Das sind Testversionen kostenpflichtiger Software, unsinnige Tools oder nervige Erweiterungen für den Browser, die sich bei der Installation anderer Software einfach mit auf den PC schmuggeln.
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Solche Quälgeister sind oft nervig und manchmal auch gefährlich – unter anderem für die Privatsphäre. „Das kann sogenannte Adware sein, die zum Beispiel den Rechner durchleuchtet und dann regelmäßig neue Software zum Installieren vorschlägt“, erklärt Jan Schüßler. Und je nachdem, von wo der ungewollte Download stammt, kann es sich auch um echte Schadsoftware handeln – also Viren oder Trojaner. „Bei kostenloser Antiviren-Software aus zweifelhafter Quelle passiert das zum Beispiel schnell“, sagt Chris Wojzechowski.
Der Experte rät daher, neue Software immer nur aus seriöser Quelle herunterzuladen, am besten von der Webseite des Herstellers. Außerdem wichtig: Bei der Installation nicht einfach stumpf auf „Weiter“ klicken, sondern zum Beispiel auf „Benutzerdefiniert“: Dort lässt sich meistens einstellen, was genau auf dem Rechner landet.