
1. Januar 2025, 16:33 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Vielleicht ist es ein Neujahrsvorsatz, endlich mal zu Hause aufzuräumen. Und zwar gründlich. Doch wohin mit den alten Sachen, vor allem mit Elektrogeräten und Kabeln? Wegschmeißen sollte dabei nur die letzte Möglichkeit sein, denn es gibt viele Alternativen, wie kaputte oder ausgemusterte Geräte wiederverwendet werden können.
In jedem Haushalt gibt es sie: Die Schublade, den Karton oder die Ecke, wo alte Elektrogeräte gelagert werden, weil man nicht so recht weiß, was man sonst damit tun sollte. Einfach im Hausmüll entsorgen darf man ausgediente Kabel, Toaster, Smartphones und Co. jedenfalls nicht. Schließlich stecken in den meisten Geräten sowohl wertvolle Rohstoffe als auch potenzielle Schadstoffe. Außerdem ist nicht alles, was man selbst nicht mehr verwenden kann oder will, auch tatsächlich Schrott. Elektrogeräte wiederverwenden lautet hier das Stichwort. Reparieren, verkaufen, spenden – es gibt viele Alternativen, wie Sie den Lebenszyklus der Geräte verlängern können. TECHBOOK gibt einen Überblick über die gängigsten Methoden. Bevor man aber seine alten Geräte aus der Hand gibt, sollte man sichergehen, dass alle Daten sicher gelöscht sind.
Übersicht
Reparieren von Elektrogeräten lohnt sich
Ob Kaffeemaschine, Notebook, Toaster oder Smartphone – in Deutschland gilt eine gesetzliche Gewährleistungspflicht von zwei Jahren. Geht ein Elektrogerät innerhalb dieser Frist ohne Verschulden des Besitzers kaputt, hat man Anspruch auf eine kostenlose Reparatur oder einen Umtausch. Letzteres ist allerdings nicht besonders nachhaltig. Manche Elektronikhändler oder Hersteller bieten auch eine längere Garantie an. Bevor Sie ein kaputtes Gerät ersetzen, prüfen Sie daher, ob ein Anspruch auf eine kostenlose Reparatur besteht, damit Sie das ursprüngliche Elektrogerät wiederverwenden können.
Neben dem Hersteller bzw. Händler gibt es auch professionelle Stellen, die Smartphones, Laptops und auch Küchengeräte reparieren. Doch gerade, wenn das Gerät schon alt ist, übersteigen die Reparaturkosten oft die noch zu erwartende Nutzungsdauer. Kurz: Es lohnt sich nicht – do it yourself ist angesagt. Wer wenig Ahnung von der betroffenen Elektronik hat, kann sich leicht Hilfe holen. So wie es kostenlose Fahrradwerkstätten gibt, haben sich auch offene Werkstätten für Elektrogeräte bereits vor Jahrzehnten etabliert.
Hinzu kommt der Trend, Dinge gemeinsam im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zu reparieren. „Im Austausch mit anderen und als bewusstes Zeichen wider den Wegwerfwahn.“ So formuliert es jene Stiftung, die hinter dem Netzwerk Reparatur-Initiativen steht und beispielsweise online Termine für Reparatur-Events veröffentlicht.
Dazu gehören auch die als Repair-Cafés bekannt gewordenen Treffen, bei denen versierte Laien oder Profis schraubenden Verbrauchern zur Seite stehen. Ein Bastler-El-Dorado sind zudem Videoplattformen wie YouTube oder Seiten wie Ifixit, wo es Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Reparatur aller möglichen Schäden und Geräte gibt. Hauptsache, man kann die Elektrogeräte im Anschluss wiederverwenden.
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Treue statt Trendbewusstsein
Bleiben Sie Ihren Geräten treu. Auch wenn es schon wieder ein neues Smartphone-Topmodell gibt und im Elektronikmarkt ein noch größerer Fernseher zum Kampfpreis lockt: Verbraucher sollten sehr genau überlegen, ob sie ein neues Elektrogerät wirklich brauchen oder ob das alte nicht doch genügt. Denn schon der ökologische Fußabdruck an Rohstoffen wie Seltene Erden aber auch die Energie, die neue Geräte durch Produktion und Transport hinterlassen, ist meist enorm. Gleichzeitig bieten neue Modelle nicht zwangsläufig die neue Funktion, die das Leben der Nutzer so verändert, wie es die Werbung verspricht. Die neue Apple Watch kann jetzt den Sauerstoffgehalt im Blut messen! Aber brauchen Sie diese Funktion wirklich?
Gemessen an der Energiebilanz für Herstellung und Betrieb müssten Waschmaschinen mindestens 17 Jahre genutzt werden, bis sich ein Neukauf aus Umweltsicht auch nur annähernd lohnt. Das ging aus einer Studie des Europäischen Umweltbüros (EEB) hervor, dem Dachverband von mehr als 140 Umweltorganisationen aus ganz Europa. Bei Notebooks sind es mindestens 20 und bei Smartphones sogar mindestens 25 Jahre. Mit Blick auf die Alltagspraxis erscheint das völlig illusorisch, allein weil nicht austauschbare Akkus schon nach wenigen Jahren zu schwächeln beginnen. Auch Sicherheitsupdates werden in der Regel nicht 25 Jahre oder gar länger bereitgestellt. In Sachen Nachhaltigkeit sind also auch Hersteller wie Apple, Samsung und Xiaomi in der Pflicht, ihre Produkte langlebiger zu gestalten.
Spenden für Bildung und Umwelt
Und wenn es doch nicht anders geht? Oder man schlicht ein neues Gerät möchte, das alte aber grundsätzlich noch funktionsfähig ist? Gerade nach Weihnachten dürfte der eine oder die andere nun ein ausgedientes Paar Kopfhörer, eine alte Konsole, einen Laptop, Controller oder PC übrig haben. Und mit Sicherheit findet sich jemand, der ein solches Elektrogerät mit Freuden wiederverwenden würde – vielleicht sogar direkt im Familien- und Freundeskreis.
„Prüfen Sie, ob Ihr ausgemustertes Gerät nicht für eine Zweitnutzung infrage kommt“, rät das Umweltbundesamt (UBA). Tablets sind etwa für ältere Menschen, die gerade mit Computer und Internet starten, eine gute Alternative zu klassischen Rechnern, können aber mit altersgerechten Apps auch für Kinder interessant sein.
Um unnötigen Elektroschrott zu vermeiden und gleichzeitig etwas Gutes zu tun, kann man ausgediente – aber funktionsfähige – Elektrogeräte weiterverschenken. Online oder in Messenger-Apps wie Telegram gibt es „Sharing ist Caring“-Gruppen, in denen Menschen alles Mögliche als „zu verschenken“ einstellen. Solche Communitys bieten eine niedrigschwellige Plattform, um Elektrogeräte weiterzugeben und wiederzuverwenden.
Es gibt aber auch professionelle Spendenannahmestellen von NGOs und Vereinen. Eine davon ist Labdoo, deren ehrenamtliche Mitarbeitende funktionstüchtige Laptops und Tablets annehmen, professionell bereinigen und mit Bildungssoftware neu aufsetzen. Die Geräte kommen dann Kindern und Jugendlichen im In- und Ausland zu gute. Spenden können Privatpersonen wie Unternehmen. Ähnliche Projekte verfolgen die Initiative PC-Spende und der Verein „Angestöpselt“. Bildung und Teilhabe an der digitalen Welt stehen dabei im Zentrum.
Auch der Naturschutzbund Deutschland unterhielt bis Ende 2023 ein Recycling-Projekt mit Telefónica, bei dem man alte Smartphones abgeben konnte. Der NABU übergab die gespendete Smartphones dann an Telefónica, die im Gegenzug eine feste Summe an den Insektenschutzfonds des NABU spendete. Das Projekt soll im zweiten Quartal 2025 neu aufgesetzt werden.
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Ein Klingeln im Geldbeutel
Wer glaubt, für ausrangierte Technik noch ein paar Münzen oder Scheinchen bekommen zu können, sollte sein Glück auf Ebay und Kleinanzeigen versuchen. Gerade bei Geräten, die weder zu alt noch die aktuellsten Modelle sind, ist die Nachfrage auf den Secondhand-Plattformen groß. Schließlich kann oder will sich nicht jeder die neueste PlayStation oder den jüngsten Bose-Kopfhörer leisten, wenn die Vorgänger-Generation ihren Zweck genauso gut erfüllt. Gleiches gilt für Spiele und sonstiges Zubehör.
Umgekehrt kann man anschließend mit einem Gebraucht- statt Neukauf viel für die Umwelt tun – und die eigene Haushaltskasse. Denn: „Wenn es nicht das neuste Gerät sein muss, können Sie mit einem gebrauchten Smartphone viel Geld sparen“, gibt das UBA zu bedenken. Das gilt natürlich auch für andere Geräte vom Rasenmäher über den Fernseher bis hin zum Rechner. Allerdings sollten Sie gerade bei Smartphones und ähnlichen Elektrogeräten im Blick behalten, wie lange die Hersteller noch Sicherheits- und Systemupdates für das jeweilige Modell bereitstellen.
Elektrogeräte wiederverwenden? Seien Sie kreativ!
Stellt man fest, dass Handy, Computer oder Notebook nicht mehr die persönlichen Anforderungen an die ursprüngliche Nutzung erfüllen, ist ein kreatives Um- und Weiternutzen gefragt. Ein alter Rechner – egal ob PC oder Notebook – kann so als Zweitgerät, Netzwerkspeicher oder Medienserver wiederverwendet werden.
Ein ausgemustertes Smartphone kann eine ältere Anlage mit Streaming-Musik aus dem Internet versorgen oder mithilfe von Apps als Babyfon oder Webcam fungieren. Und ein alter Router lässt sich vielleicht noch zum ohnehin dringend benötigten WLAN-Repeater umfunktionieren. Bei all diesen Weiternutzungen gehört zwar ein wenig technisches Know-how dazu, doch auch hier können offene Werkstätten und YouTube-Tutorials den entscheidenden Hinweis geben.
Haben Sie dagegen funktionstüchtige Geräte im Schrank, die Sie aber nur alle Jubeljahre nutzen, können Sie einfach den Nutzerkreis erweitern. Eine Bohrmaschine nimmt beispielsweise Platz im Schrank weg und enthält auch keine sensiblen Daten. Sie ist also ideal für eine kollektive Nutzung geeignet, etwa indem Sie sie verleihen oder derartige Anschaffungen grundsätzlich gemeinsam mit anderen tätigen. Nach Schätzungen des NABU ist so ein Gerät während seiner Lebenszeit nur 45 Stunden in Gebrauch, obwohl 300 Stunden durchaus möglich wären. Auch Elektrogeräte wie Rasenmäher, Schneefräsen, Spielkonsolen oder Drohnen können gemeinsam genutzt und somit öfter verwendet werden als bei einem einzelnen Besitzer.

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Elektroschrott fachgerecht entsorgen
Können ausgediente Elektrogeräte partout nicht wiederverwendet werden, muss man sie fachgerecht entsorgen. Allgemein gilt: Alles mit Kabel, Akkus oder Batterien hat im Hausmüll nichts verloren. Elektroschrott kann bei kommunalen Sammelstellen wie auf Wertstoffhöfen oder beim Schadstoffmobil kostenlos abgegeben werden. An manchen Sammelplätzen finden sich auch spezielle Elektroschrott-Container. Die Seite Elektroschrott.de bietet eine Sammelstellen-Übersicht.
Aber auch große Händler, egal ob stationär oder im Netz tätig, müssen kleine Geräte bis 25 cm Kantenlänge annehmen, selbst wenn Sie sie nicht bei ihnen gekauft haben, erklärt das UBA die gesetzliche Regelung. Im Prinzip wie beim Flaschenpfand. Ist ein Elektrogerät größer als 25 cm, sind Händler außerdem verpflichtet, dieses beim Neukauf eines gleichartigen Gerätes kostenlos zurückzunehmen. Wer sein Altgerät bei Lieferung eines Neugerätes mitnehmen lassen möchte, muss dies dem Händler allerdings bereits bei Abschluss des Kaufvertrags mitteilen. Die Kampagnenseite „Drop it like E-Schrott“ versucht sich darin, Entsorgungsfragen etwas bunter zu beantworten.
Manche Altgeräte sind sogar noch eine kleine Geldquelle, da sie wertvolle Stoffe und Edelmetalle, darunter auch Gold, Silber und Platin, enthalten. Besonders Leiterplatten sind begehrt. Da diese Rohstoffe aus Elektrogeräten wiederverwendet werden können, ist der Handel mit E-Schrott sehr lukrativ. Allerdings läuft der Ankauf meist in Kilo- bis Tonnen-Dimensionen ab. Wer ein einzelnes Smartphone loswerden will, muss sich bemühen, überhaupt einen Schrotthändler zu finden, der zu zahlen bereit ist. Doch es gibt ja genug Alternativen.