27. Oktober 2024, 16:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Beim Wort Tastatur denken Sie wohl direkt an das in Deutschland gängige sogenannte QWERTZ-Layout in altbekannter rechteckiger Form. Doch auf der Welt gibt es die Eingabegeräte in weiteren und vielfältigen Varianten – gar mit teilweise durchaus ungewöhnlichen, über ihren eigentlichen Zweck hinausgehenden Funktionen. TECHBOOK stellt die scheinbar verrücktesten davon vor.
Den Umgang mit einer QWERTZ-Tastatur lernen Schulkinder in Deutschland schon relativ früh. Deshalb verwundert es wohl kaum noch jemanden, dass die Buchstaben darauf nicht in alphabetischer Reihenfolge angeordnet sind. Abhängig vom Land kann sich die Tastaturbelegung unterscheiden – so weit, so bekannt. Doch es gibt neben der gewöhnlichen rechteckigen Form auch einige sehr ungewöhnlich anmutende Tastaturvarianten.
Übersicht
Datahand Professional
Es war bereits im Jahr 1990, als die Fachleute der Firma Datahand Systems dachten: Es geht besser als der Status quo. Sie entwickelten eine nach eigener Überzeugung ergonomisch optimierte Tastatur, welche der natürlichen Hand- und Fingerposition entsprechen sollte. Auf diese Weise sollte die Datahand Professional bei Nutzern ein möglichst bewegungs- und folglich belastungsarmes Tippen ermöglichen. Dagegen kann die Eingabe auf der klassischen Tastatur offenbar sogar krank machen! Forscher sprechen bei Symptomen, die durch ständige Bewegungswiederholungen entstehen können, vom Überlastungssyndrom RSI (für „Repetitive strain injuries“, übersetzt: „Verletzungen durch wiederholte Belastung“). Die Datahand Professional will derartige durchs Tippen verursachte Beschwerden verhindern können.
Die beiden Module der Tastatur sollen sich in ihrer Form an die natürlichen Positionen der einzelnen Hände anpassen. Darauf kann jeder einzelne Finger zwecks Eingabe in fünf verschiedene Richtungen bewegt werden, wodurch ein selteneres Anheben der Finger nötig ist. Dabei übernimmt speziell der Daumen eine wichtige Rolle bei der Steuerung von Funktionstasten. Trotz der scheinbaren Vorzüge hat sich das Produkt nicht durchgesetzt. So blieb die Datahand Professional ein extrem hochpreisiges Nischenprodukt. Liebhaber mit dem nötigen Kleingeld können ein Exemplar für rund 4000 Euro bei Ebay erstehen.
Maltron L90 Dual Hand
Diese durchaus ungewöhnlich gestaltete Tastatur ist ebenso speziell für eine reduzierte Belastung von Händen und Fingern beim Tippen entwickelt worden. Laut Angaben des Herstellers Maltron passt sich die L90 Dual Hand der individuellen Form der Hände und Fingerlängen ihres Nutzers an. Dadurch soll sie einer Erkrankung am geschilderten RSI-Syndroms vorbeugen, daneben etwaige bereits bestehende Beschwerden linden „und sogar bei der Genesung von RSI-Schmerzen“ unterstützen können.
Die Tasten sind gruppiert, wie man auf dem Bild erkennen kann, und in einer Art rechteckigen Matrix angeordnet. Dadurch bleiben die Hände auseinander und können bei der Eingabe jeweils entspannt aufliegen, da alle benötigten Tasten in kurzer Distanz erreichbar sind. Auf der Maltron-Website ist die L90 Dual Hand an verschiedene Anforderungen (zum Beispiel für PC oder Mac, mit integrierter Maus oder ohne) und das benötigte Layout (z. B. QWERTZ- oder Dvorak-Tastaturbelegung) anpassbar und kostet dort ab rund 520 Euro aufwärts.
Maltron Single Hand
Der Hersteller führt verschiedene Tastaturmodelle, darunter auch die ebenso ergonomisch gestaltete Maltron Single Hand. Sie richtet sich speziell an Verwender, die einhändig tippen müssen.
Touchstream ST
Auch dieses Modell, die Touchstream ST, hebt sich als ergonomische Alternative von den traditionellen mechanischen Tastaturen ab. Die Herstellerfirma mit dem passenden Namen Fingerworks ist inzwischen im Besitz des Hard- und Software-Riesen Apple.
Nutzer konnten wie gewöhnlich tippen, denn der Touchstream ST war mit Buchstaben in der bekannten Anordnung ausgestattet. Dazwischen fanden sie ein Touchpad vor, welches – das kennt man von modernen Eingabesystemen mit integrierter Cursorsteuerung – über seine berührungsempfindliche Oberfläche auf verschiedene Gesten reagierte; z. B. Wischen, Ziehen und Scrollen. In den anfänglichen 2000er-Jahren war die Tastatur für rund 314 Euro im Handel. Mit der Übernahme durch Apple wurde die Produktion dann eingestellt, was den Preis für die letzten verfügbaren und ungeöffneten Modelle in den vierstelligen Bereich trieb.
Orbitouch
Die Orbitouch-Tastatur hat auf den ersten Blick unter allen vorgestellten ungewöhnlichen Tastaturen wohl am wenigsten mit einer klassischen gemeinsam. Denn sie besitzt keine Tasten – stattdessen besteht sie aus zwei ründlichen, touch-sensitiven Pads. Durch Auflegen der Handflächen können Nutzer Aufgaben erteilen, und so auch tatsächlich Worte bilden.
Um das rechte Pad herum sind ringförmig farblich unterlegte Buchstaben angeordnet. Der Ring um das linke ist in Farbfelder unterteilt. Möchte man beispielsweise ein M eingeben – dieses befindet sich senkrecht oberhalb des rechten Pads vor einem grünen Hintergrund –, schiebt man das rechte Pad in diese Richtung. Das linke Pad muss gleichzeitig in Richtung des linken Felds bewegt werden.
Zugegeben, es erscheint etwas kompliziert. Dabei will die Tastatur aber auch gar nicht die altbewährte ersetzen, sondern ist speziell für Menschen mit körperlichen Einschränkungen entwickelt worden. Bis heute findet sie Anwendung im Bereich der rehabilitierenden Medizin und in der Ergotherapie.
Das Keyboard 4 Ultimate
Sie sieht im Vergleich mit den anderen vorgestellten ungewöhnlichen Tastaturen vielleicht nicht allzu auffallend aus. Wobei ein entscheidendes Detail dann doch relativ rasch ins Auge sticht: Den Tasten der „Das Keyboard 4 Ultimate“ fehlen die Beschriftungen. Sie eignet sich also etwa dazu, blindes Eingeben zu erlernen – oder wie der Hersteller es beschreibt: „für ultimative Tipper und Gaming-Enthusiasten“.
Die Produktreihe der gleichnamigen Firma Das Keyboard ist in verschiedenen Modellvarianten erhältlich, von denen einige über für Tastaturen ungewöhnliche Funktionen verfügen. Abhängig vom Produkt können Nutzer darauf die Tasten für individuelle Bedürfnisse konfigurieren. Das Keyboard 4 Professional etwa versteht sich dank zusätzlicher Funktion wie Mediensteuerelementen als das „ultimative Produktivitätswerkzeug“. Allen Tastaturen von Das Keyboard gemein sei ihre Ausstattung mit „leistungsstarken, vergoldeten mechanischen Tastenschaltern, die bis zu 50 Millionen Anschläge aushalten“, heißt es auf der Website.
QWERTZ-Tastatur Darum sind die Tasten auf der Tastatur nicht in alphabetischer Reihenfolge
Schneller tippen Kennen Sie die versteckten Zeichen auf Smartphone-Tastaturen?
Kaufratgeber 9 Bluetooth-Tastaturen im Vergleich – das sind die besten Modelle
Double-Sided Gboard
Das kürzlich von Google Japan vorgestellte Double-Sided Gboard setzt dem Ganzen die Krone auf. Es handelt sich hierbei sozusagen um eine 360-Grad-Tastatur im Möbiusschleifen-Format – sie hat keine Enden und keine Vor- oder Rückseite.
Zu verrückt, um wahr zu sein? Zumindest im Handel existiert sie nicht. Doch Google hat einen Bauplan veröffentlicht, mit dem man den unbestrittenen Platz 1 der hier vorgestellten ungewöhnlichen Tastaturen nachbilden kann.