2. August 2024, 15:02 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Beim US-amerikanischen Halbleiterhersteller Intel wird es zu Massenentlassungen kommen. Das gab das Unternehmen erst kürzlich bekannt. Grund dafür sind hohe Verluste. Nun sollen mit dem Stellenabbau auch Kosten gespart werden.
Viele PC- beziehungsweise Laptop-Nutzer kennen den Intel-Aufkleber unterhalb der Tastatur. Einst war der Chiphersteller unangefochtener Weltmarktführer – doch diese Zeiten sind nun vorbei. Erst kürzlich gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt, dass 15 Prozent der Belegschaft wegfallen sollen. Das wären rund 15.000 Mitarbeiter. Auch für Deutschland kann das gravierende Folgen haben.
Vom Weltmarktführer zum Sorgenkind
Intel galt jahrelang als weltgrößter Chiphersteller. Doch in den letzten Jahren verzeichnete das Unternehmen immer schlechtere Zahlen, so auch im zweiten Quartal dieses Jahres. Rund 15.000 Mitarbeiter sollen nun entlassen werden. In der Pressemitteilung erklärte Intel: „Umfangreiche Ausgabenkürzungen, einschließlich einer Reduzierung des Personalbestands um über 15 Prozent, werden umgesetzt, um eine Größenanpassung und Neuausrichtung des Unternehmens zu erreichen.“
Intel-CEO Pat Gelsinger wandte sich zudem per Mail an die Belegschaft: „Das ist eine schmerzliche Nachricht für mich. Ich weiß, dass es für Sie noch schwerer sein wird, sie zu lesen. Dies ist ein unglaublich schwerer Tag für Intel, da wir einige der folgenreichsten Veränderungen in der Geschichte unseres Unternehmens vornehmen.“ Ein Grund für die Entscheidung sei, dass die Kostenstruktur bei Intel nicht wettbewerbsfähig sei. Doch die Massenentlassung ist nicht die erste. Bereits im vergangenen Jahr wurde massiv Personal abgebaut. Damals wurden rund 7000 Menschen entlassen.
Im zweiten Quartal meldete Intel einen Nettoverlust von 1,6 Milliarden Dollar, verglichen mit einem Gewinn von 1,5 Milliarden Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das bereinigte Ergebnis pro Aktie lag bei 2 Cent, was 8 Cent unter den Erwartungen lag. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent und erreichte 12,8 Milliarden Dollar.
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Intels Probleme könnte auch Folgen für Deutschland haben
Intel plant, in Magdeburg eine Chipfabrik zu bauen. Die Pläne wurden vor wenigen Jahren veröffentlicht, und das Areal hat der Chiphersteller bereits erworben. Die Investition in Deutschland soll rund 30 Milliarden Euro kosten, wovon der Bund etwa 10 Milliarden Euro beisteuern soll. Angesichts des Sparkurses bei Intel und der Massenentlassungen stellt sich nun die Frage, ob die Pläne überhaupt realisiert werden können.
Für Deutschland wäre solch ein Werk wichtig, um sich unabhängiger vom asiatischen Markt zu machen. Allerdings wartet Intel noch auf eine endgültige Genehmigung. Weder in der E-Mail, noch in der Pressemitteilung ging Intel-CEO Gelsinger jedoch auf das geplante Werk in Magdeburg ein.
Computerproduktion in Gefahr?
Wie bereits erwähnt, war Intel einst der größte Chiphersteller für Computer. Droht nun aufgrund der schlechten Zahlen und des Stellenabbaus auch eine Gefahr für die Computerproduktion?
Der Computermarkt an sich ist wohl weniger in Gefahr. Vielmehr wird die Position Intels in dieser Branche schwinden, denn andere Hersteller haben nicht nur aufgeholt, sondern Intel auch klar überholt. Beispielsweise setzt Apple bereits jetzt und auch künftig auf ARM-Chips bei den Mac-PCs. Dasselbe gilt für Windows, das auf Chips mit KI-Funktionen setzt. Auch Nvidia erlebt seit geraumer Zeit einen Höhenflug – dank KI.
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Intel muss zwingend auf den KI-Zug aufsteigen
Künstliche Intelligenz ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Das haben auch die Konkurrenten von Intel früh erkannt. Nvidia und AMD verzeichnen seit längerer Zeit glänzende Zahlen. Außerdem drängt auch Qualcomm, das eigentlich auf Smartphone-Chips spezialisiert ist, in den PC- und Laptop-Markt. Intel hingegen hat den Sprung verpasst und hinkt, was KI-Chips angeht, deutlich hinterher. Auch Gelsinger gab das in einem Schreiben an die Mitarbeiter zu: „Unsere Umsätze sind nicht wie erwartet gewachsen – und wir profitieren noch nicht voll von starken Trends wie KI.“