10. April 2024, 15:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Internet, Smartphones, Künstliche Intelligenz – die Zukunft ist jetzt. Und dennoch: In San Francisco steuert man den öffentlichen Nahverkehr mit Floppy Disks. Das birgt erhebliche Gefahren.
Quasi um die Ecke der bekannten US-Metropole San Francisco befindet sich das Silicon Valley, in dem mehrere einflussreiche Tech-Unternehmen wie Apple, Google oder Netflix entstanden sind und/oder ihren Firmensitz haben. Die Region ist berühmt für technische Innovationen – für die Stadt mit den vielen Hügeln und ikonischen Straßenbahnen gilt das allerdings nicht zwingend. Ganz im Gegenteil: In San Francisco steuern Floppy Disks den öffentlichen Personennahverkehr.
So wichtig sind noch Floppy Disks in San Francisco
Auch in der kalifornischen Stadt ist viel modern, wie zum Beispiel selbstfahrende Taxis. Wer aber den Auswüchsen der Gegenwart noch nicht vertraut, greift auf den guten alten öffentlichen Personennahverkehr zurück – „alt“ jedoch im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wie ABC7 News berichtet, basiert dessen Steuerung nach wie vor auf betagten Floppy Disks.
Die San Francisco Municipal Transportation Agency (SFMTA), wie die örtlichen Verkehrsbetriebe heißen, haben zuletzt 1998 ihr automatisches Kontrollsystem für Züge modernisiert. „Die dafür verwendete Technologie stammt allerdings aus einer Zeit, in der es noch keine Festplatten in Computern gab“, wie Mariana Maguire von der SFMTA verrät.
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Eine tickende Zeitbombe
Deswegen musste die Software von Disketten auf die Rechner geladen werden. Auch 26 Jahre später nutzt man immer noch die altbackenen Gadgets. „Es ist, als würde man jede Nacht das Gedächtnis verlieren und jeden Morgen muss jemand dir sagen ‚dies ist, wer du bist und was dein Zweck ist und was du heute zu tun hast‘“, beschreibt Maguire den täglichen Vorgang.
Gegenwärtig sind die Disketten eine Komponente innerhalb eines Systems im Nahverkehr von San Francisco. Dieses steuert automatisch die Züge in Tunneln. Noch funktioniert alles wie am Schnürchen, doch die Zeit läuft langsam, aber sicher ab. Denn das System wurde für eine Lebensdauer zwischen 20 bis 25 Jahren entwickelt und mit jedem verstreichenden Jahr erhöht sich das Risiko für einen Datenverlust. „An einem gewissen Punkt wird es ein katastrophales Versagen geben“, so Jeffrey Tumlin der Verkehrsbetriebe.
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Geplantes Upgrade wird noch lange auf sich warten lassen
Ein Upgrade wird jedoch eine weitere Dekade in Anspruch nehmen und hunderte Millionen US-Dollar verschlingen. Für die Finalisierung der Planung sucht man noch einen geeigneten Vertragspartner zur Umsetzung. Am Ende soll dann ein einheitliches und vor allem modernes Kontrollzentrum für das gesamte Schienennetz in San Francisco existieren.
Dann wird es viel einfacher sein, die Bewegungen und Aufgaben der Züge in der gesamten Stadt nachzuverfolgen. Auch Autopiloten sollen zum Einsatz kommen und Mitarbeiter entlasten.