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Nach mehreren Insolvenzen

Was wurde eigentlich aus dem Computer-Händler Comtech?

Eine der ehemaligen Comtech-Filialen in Bonn.
Anfang der 2000er-Jahre prägten die Comtech-Filialen noch das Bild vieler Städte. Foto: picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten
Andreas Kötter
Freier Redakteur

23. Juli 2024, 12:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die knapp 35 Jahre währende, wechselhafte Geschichte der Comtech Computersystem GmbH schien geprägt von Resilienz. Die Marke steckte eine erste Insolvenz weg und kam zunächst stark zurück. Und dennoch musste das Unternehmen schließlich aufgeben, diesmal für immer. Doch der Reihe nach.

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Gegründet wurde Comtech 1985 in Stuttgart vom damals gerade einmal 35 Jahre alten Joachim Bäurle. Der Versandhändler für Computer, Telekommunikation und Informationstechnik konnte bereits zwei Jahre später, 1987, in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die erste Filiale eröffnen. 1990 zog das Unternehmen in die neue Zentrale im etwa zehn Kilometer nordöstlich von Stuttgart gelegenen Waiblingen um.

In den Folgejahren erwarb sich Comtech den Ruf, häufig schneller zu sein als mancher Konkurrent. Kunden, die an der jeweils neuesten Technologie interessiert waren, wurden beim Händler bestens bedient. So waren schon im Januar 1993 alle Comtech-Computer mit dem ZIF-Sockel für Prozessoren ausgestattet. Der ZIF- oder Nullkraftsockel (ZIF steht im Englischen für „Zero Insertion Force“) meint eine Fassung für elektronische Bauteile, bei der zum Einsetzen oder Entfernen des Bauteils keine Druck- oder Zugkräfte erforderlich sind. Dadurch ließ sich die Gefahr, ein Bauteil zu beschädigen, deutlich minimieren.

Im Oktober 1993 war Comtech europaweit der erste Händler, der den Vesa Local Bus (Vesa steht für Video Electronics Standards Association) einführte, ein standardisiertes System zur Datenübertragung. Und nur vier Monate später, im Februar 1994, gelang es dem Unternehmen, erneut als Erstes in Europa, den stromsparenden Green-PC anzubieten. Comtech ritt auf der Erfolgswelle, wie auch zeigte, dass man im Dezember 1995 bereits die hundertste Comtech-Filiale eröffnen konnte.

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2003 – die erste Comtech-Insolvenz

1996 erwarb Comtech die Rechte an der PC-Handelskette Escom, einem Mitkonkurrenten, der es zwischenzeitlich hinter Vobis zur Nummer zwei auf dem deutschen Markt gebracht hatte. Escom, das noch 1995 die Rechte an der Marke Amiga vom insolventen US-Hersteller Commodore erworben und die Tochterfirma Amiga Technologies GmbH gegründet hatte, war mittlerweile selbst in Schwierigkeiten geraten und hatte ebenfalls Insolvenz anmelden müssen. Comtech übernahm die 90 Escom-Filialen, die ab 1997 mit den bisherigen Filialen unter dem gemeinsamen Namen Comtech geführt wurden.

1999 wurde das Unternehmen in den Mobilcom-Konzern eingegliedert, mit dem man bereits 1998 eine sogenannte strategische Allianz eingegangen war. Doch das war gleichbedeutend mit dem Anfang vom Ende von Comtech MK I. Am 18. Juli 2002 kündigte Mobilcom an, 62 der Comtech-Filialen schließen zu wollen. Allerdings verkaufte man das Unternehmen nur knapp zwei Wochen später, am 31. Juli, an die Wolfsberger Trend-e-pak-Gruppe. Nur ein gutes halbes Jahr später, am 13. März 2003, musste Comtech Insolvenz anmelden und schien damit Geschichte.

Anfang 2004 aber erwarb Joachim Ehmann den Markennamen Comtech sowie die entsprechende Domain, Comtech.de. Ehmann gründete nun die Comtech GmbH mit Sitz im dreißig Kilometer nordöstlich von Stuttgart gelegenen Backnang. Wegen bautechnischer Probleme am alten Standort zog die Firma 2010 ins nur wenige Kilometer entfernte Aspach um. Dort waren auf einer 7000 Quadratmeter großen Fläche Verwaltung, Lager sowie ein Abholshop untergebracht.

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Erfolgreicher Neuanfang und neue Schwierigkeiten

Es folgten sehr erfolgreiche Jahre für Comtech MK II. So konnte man für 2010 eine Umsatzsteigerung von knapp 40 Prozent ausweisen, von 46,5 Millionen Euro in 2009 auf 64 Millionen in 2010. Comtech engagierte sich auch beim Bau des neuen Stadions des damaligen Fußball-Viertligisten der Regionalliga Süd, dem SG Sonnenhof Großaspach. Drei Jahre lang, von 2011 bis 2014, trug dieses Stadion entsprechend den Namen Comtech-Arena. Ein Jahr später aber, 2015, übernahm die norwegische Komplett Group die Mehrheit an der Comtech Group. Bei der Komplett Group handelt es sich um einen norwegischen Online-Versender für Elektronikprodukte. Mit 35.000 Produkten aus den Bereichen Consumer Electronics und Business Solutions gehört man heute zu den größten Anbietern auf dem Markt.

Zunächst aber blieb der Erfolg Comtech treu, und auch in den kommenden Jahren konnte man noch regelmäßig zweistellige Umsatzsteigerungen verzeichnen. So stieg der Umsatz von 2017 auf 2018 noch einmal um 20 Prozent, bei einem Gewinn von einer knappen Million Euro. Umso überraschender kam zumindest für die breite Öffentlichkeit im September 2019 die Nachricht, dass das Unternehmen einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Stuttgart gestellt hatte.

Kurz darauf, am 28. November 2019, wurde Comtech in Aspach geschlossen. „Obwohl wir sofort nach dem Insolvenzantrag eine intensive internationale Investorensuche gestartet hatten, konnten wir keinen Übernehmer finden“, hieß es in der Erklärung des Insolvenzverwalters der Acherner Kanzlei Schultze & Braun, Dietmar Haffa. Es habe „ernsthafte Interessenten“ gegeben, letztendlich aber sei es nicht zum Abschluss eines Kaufvertrags gekommen. „Somit sehen wir leider keine andere Möglichkeit, als den Geschäftsbetrieb einzustellen“, so Haffa damals. Ursächlich seien „sehr hoher Preisdruck, ein schwaches Marktwachstum und Uneinigkeiten zwischen den Gesellschaftern“ gewesen, wie es hieß. Comtech war endgültig Geschichte.

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