1. Januar 2023, 13:15 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mit dem C64 hat Commodore 1982 den ersten massentauglichen Computer für den Heimbetrieb vorgestellt. Er hat das Leben, wie man es bis dahin kannte, revolutioniert.
Computer regieren die Welt. Unser Leben ohne Computer? Unvorstellbar! In den Anfängen sehen Computer aus wie blinkende Kühlschränke, mit Knöpfen und Kabeln. Die ersten großen Rechenmaschinen beanspruchen ganze Räume. Eingesetzt werden Computer damals meistens in der Forschung oder an Hochschulen. Im Heimgebrauch gelten Taschenrechner lange als technisches Wunderwerk. Bis eine Firma in den USA die geniale Idee hat, Computer in die Wohnstuben der Menschen zu bringen. Es handelt sich um das Unternehmen Commodore. Auf der Consumer Electronics Show im Januar 1982 in Las Vegas stellt Commodore den C64 vor. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand: Der erfolgreichste Heimcomputer aller Zeiten hat das Licht der Welt erblickt.
Übersicht
Dieser Mann hat den C64 erfunden
Der Urvater des C64 hat einen Namen: Jack Tramiel. Dieser Mann hat eine Idee. Der Geschäftsführer von Commodore möchte Computer massentauglich machen. Allerdings soll der C64 ursprünglich eine Spielekonsole werden. Denn Jack Tramiel erkennt das Potenzial der neuen Computer-Chip-Generation. Der im Jahr 1980 vorgestellte Chip CPU 6510 eignet sich hervorragend für die Programmierung von Computerspielen.
Eine massentaugliche Spielekonsole gibt es damals bereits von Atari. Commodore feiert zu dem Zeitpunkt erste Erfolge mit dem Computer VC-20. Der Vorläufer des C64 weist allerdings einige technische Mängel auf. Deswegen ändert Jack Tramiel seine Ambitionen. Von nun an verfolgt der Commodore-Chef die Idee, einen Computer auf den Markt zu bringen, mit einem 64-Kilobyte-Arbeitsspeicher – daher auch der Name C64 – sowie mehr Farben und Sound für unter 1000 US-Dollar.
So viel hat ein C64 gekostet
Die Entwicklung des ersten C64 dauert bis zum Jahr 1982. Die US-amerikanischen Technik-Journalisten sind begeistert. Damals gibt es bereits kleine Computer für Daheim, beispielsweise von Apple oder Atari. Diese kosten allerdings ein Vermögen. Außerdem bietet keiner der Wettbewerber ein so leistungsfähiges Gesamtpaket wie der C64.
Das gesamte Geheimnis des neuen Computers befindet sich in einem hellbraunen, rechteckigen Kasten. Aufgrund der abgerundeten Kanten nennen ihn seine Fans bis heute „Brotkasten“. Unter der Tastatur verbirgt sich die Hauptplatine mit allen Komponenten und Anschlüssen.
Das angestrebte Preisziel von unter 1000 US-Dollar unterschreitet Commodore deutlich. Bei der Markteinführung in den USA steht der C64 für 600 US-Dollar in den Läden. So günstig gab es Computer noch nie.
In Deutschland beginnt der Verkauf des C64 erst im Januar 1983, also erst ein Jahr später. Damals liegt der Einführungspreis noch bei 1495 D-Mark. Durch zahlreiche positive Testberichte in verschiedenen Technikmagazinen steigt die Nachfrage nach dem neuen Heimcomputer rapide in die Höhe. In der Folge sinkt der Preis im Jahresverlauf auf knapp unter 600 D-Mark. Unter dem Weihnachtsbaum 1983 liegen plötzlich ganz viele Computer. Der C64 entwickelt sich zu einem Verkaufsschlager, nicht nur in Deutschland.
Computerspiele macht den „Brotkasten“ salonfähig
Das liegt nicht nur an dem unschlagbar niedrigen Preis. Viele Hersteller von Computerspielen veröffentlichen Games für den C64. Parallel dazu entwickelt sich auch eine eifrige Hackerszene. Dadurch verteilen sich die Spiele illegal auf dem Schulhof, dafür allerdings rasend schnell. Die ursprüngliche Idee von Commodore-Boss Jack Tramiel, eine günstige und leistungsstarke Spielekonsole zu entwickeln, hat sich zumindest innerhalb der jüngeren Generation erfüllt.
Denn Zocken macht auf dem C64 erstmalig richtig Spaß. Trotz der für heute unvorstellbar geringen Rechnerkapazität holen die Spiele-Entwickler das Maximum aus dem C64 heraus. Deswegen verbringen junge Leute auf einmal mehrere Stunden mit dem Computer, sehr zum Ärger der Eltern. Da der C64 an den Fernseher angeschlossen werden kann, muss nicht einmal ein Monitor gekauft werden.
Ganz ohne Zusatzgeräte geht es allerdings nicht. Um die Spiele laden zu können, müssen eine Datasette für knapp 200 D-Mark oder ein Disketten-Laufwerk für etwa 900 D-Mark gekauft werden. Viele C64-Besitzer wählen die günstigere und langsamere Datasette. Hier laden die Spiele und Programme über eine normale Kompaktkassette.
Deutlich schneller geht das mit dem Laufwerk. Als Medium dienen flexible 5 ¼-Zoll-Disketten. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Daten auf so eine Diskette passen: Jede Seite verfügt über eine Speicherkapazität von 175 Kilobyte. Um darauf ein einzelnes Smartphone-Foto zu speichern, wären zehn solcher Disketten notwendig.
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Programmieren ist Kult
Der C64 dient allerdings nicht nur als Spielecomputer. Als Betriebssystem setzt der Commodore-Computer auf die Programmiersprache BASIC. Auch ohne IT-Studium entstehen daher in heimischen Kinderzimmern unzählige kleine Programme, die das Arbeiten mit dem C64 noch komfortabler machen.
Die kleinen, technischen Wunderwerke werden teilweise kostenlos vertrieben. Viele bekannte Programmierer finden über BASIC und den C64 ihre berufliche Bestimmung. Das Programmieren ist ab Mitte der 1980er Jahre plötzlich Kult.
Auch viele Freiberufler nutzen den C64 für die Arbeit. Laptops oder ähnliches gibt es noch nicht. Auf dem günstigen Heimcomputer können auch Texte geschrieben oder Tabellen erstellt werden. Später folgen spezielle Musik- und Malprogramme, um Lieder zu komponieren oder digitale Kunstwerke auf dem Computer zu erstellen.
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Commodore verpasst den Anschluss
Der C64 erscheint bis zum Jahr 1994 in leicht abgewandelten Varianten. Die Kompatibilität leidet darunter nicht. Auch auf den neuen C64-Generationen laufen alle Programme der vorherigen Rechnervarianten. 2018 kam der Computer sogar als Neuauflage C64 Mini zurück.
Jack Tramiel ist da allerdings schon lange Geschichte. Der Urvater des C64 hat Commodore bereits 1984 im Streit verlassen. Er wechselt später zum großen Konkurrenten Atari.
Commodore verlässt sich lange Zeit auf den Erfolg des C64. Weltweit sind von dem Modell 12 bis 30 Millionen Exemplare verkauft worden. Eine genaue Zahl gibt es nicht. Der C64 gilt damit als der erfolgreichste Heimcomputer.
Es folgen noch weitere Commodore-Computer, beispielsweise der C128 oder der wesentlich leistungsstärkere Amiga. Dieser steht ausgerechnet mit dem Atari ST in unmittelbarer Konkurrenz, wo inzwischen Jack Tramiel die Fäden in der Hand hält.
Beide Computer müssen allerdings mit Beginn der 1990er Jahre das Feld räumen. Inzwischen liefert die Konkurrenz in Form von IBM deutlich modernere und leistungsfähigere Heimcomputer. Am 29. April 1994 meldet Commodore Insolvenz an.
Der C64 bleibt dennoch unvergessen. Bis heute pflegt eine starke Fangemeinde im Internet den Mythos um den ersten kommerziellen Heimcomputer der Welt weiter. C64 Games stellt auf der Webseite Spiele von damals kostenlos zur Verfügung. Dort gibt es auch Tools, mit denen sich heutige Computer in einen C64 zurückverwandeln. Probieren Sie es aus.