10. Februar 2021, 14:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein aktueller Bericht des VPN-Anbieters „ExpressVPN“ zeigt auf, dass verbotene Daten-Tracker weiter verbreitet sind als bisher angenommen. Das Unternehmen hat 450 Apps untersucht – und in jeder davon Tracking-Software gefunden.
Datenschutz ist einer der größten wunden Punkte bei der Nutzung von Apps. Vielen Nutzer*innen ist nicht bewusst, welche Daten Sie bei der Verwendungen von Apps weitergeben. Vor allem Tracking-Software ist auch in Apps verbreitet, die im Allgemeinen als sicher gelten – und das obwohl die App Stores von Apple und Android dies untersagen!
Tracking-Software ist ein Datenschutzproblem
Die Verfolgung des Standorts ist deswegen so invasiv, weil die Daten einen direkten Einblick in das Verhalten der Nutzer*innen geben. Sie verfolgen, wann man aufsteht, wohin man zur Arbeit fährt, welche Freizeitaktivitäten, Freunde und Restaurantvorlieben man hat. Aus den Ortungsdaten lassen sich relativ einfach Verhaltensmuster erkennen, die etwa dazu dienen, gezielte Werbung auszuspielen. Unternehmen wie „Predicio“ und „X-Mode“ bieten gezielt Software zur Ortungsverfolgung an, die in vielen Apps zum Einsatz kommt. Sie geben die gesammelten Daten wohl auch an Polizeibehörden, Militär und Nachrichtendienste weiter.
Vor allem Apple, aber auch Google, versucht, die Sammlung von Nutzerdaten durch immer striktere Vorschriften zu unterbinden. Dennoch zeigen Sicherheitsanalysen, dass die Unternehmen das Problem nicht in den Griff bekommen. Schieben Sie einer Methode des Daten-Trackings den Riegel vor, finden die Hacker einen neuen Weg, Nutzer*innen zu verfolgen.
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Standort-Tracker in vielen Apps versteckt
Ein aktueller Sicherheitsbericht des VPN-Anbieters „ExpressVPN“ hat 450 Apps aus dem Apple App Store und dem Google Play Store ausgewertet. Das Unternehmen hat in jeder dieser Apps Standort-Tracker gefunden. Obwohl die Datenschutz-Probleme dieser Apps nun bekannt sind, steht ein Großteil davon immer noch zum Download bereit. Eine besonders weit verbreitete Ortungstechnologie namens „X-Mode“ wurde sowohl von Google als auch Apple verbannt. Trotzdem sind noch bis zu 90 Prozent der Apps, die X-Mode benutzen, weiterhin im jeweiligen App Store zu finden.
Die 450 Apps, die ExpressVPN untersucht hat, verzeichnen insgesamt 1,7 Milliarden Downloads. Es handelt sich dabei nicht um eine bestimmte Kategorie von Apps. Die Standort-Tracker sind in fast überall zu finden. In Restaurant-Apps, Fitness- und Gesundheits-Apps, Dating-Apps, Messenger-Apps, etc.
Datennutzung muss transparenter sein
ExpressVPN schreibt zwar, dass „Verbraucher*innen sich der Datenschutz-Gefahren durch App-Nutzung zunehmend bewusst sind.“ Räumt aber auch gleich ein, dass „sie nicht genügend Kontext haben, um informierte Entscheidungen zu treffen“. Als Beispiel nennt das Unternehmen den Wechsel von WhatsApp auf Telegram, den viele Nutzer*innen aufgrund von Datenschutzbedenken vorgenommen haben. Was viele jedoch nicht wissen: auch Telegram hat einen eingebauten Standort-Tracker. Insgesamt hat ExpressVPN Tracking-Software von Predicio und X-Mode in 42 Messenger-Apps gefunden. Die Apps wurden mindestens 187 Millionen mal geladen. Und das, obwohl Google mittlerweile Predicio und X-Mode aus dem Play Store verbannt hat.
Besonders prominent ist Verfolgungssoftware in Dating-Apps vertreten. Von den 450 untersuchten Apps gehören 64 zu dieser Kategorie. Allerdings ist das Download-Volumen mit 52 Millionen mal geringer.
Immerhin steht die Praxis der Nutzerverfolgung immer mehr in der Kritik. Nicht nur reagieren Apple und Google nun schneller, wenn investigative Berichte weitreichenden Datenmissbrauch aufdecken. Dennoch müssen die Unternehmen rigoroser durchgreifen, wenn bereits bekannt ist, dass eine ein App ihre Nutzer*innen trackt.
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Was Sie gegen Tracking-Software tun können
Um sicher zu gehen, dass Sie nicht eine der Apps mit Tracking-Software installiert haben, können Sie einen Blick auf die Liste von ExpressVPN werfen. Dort sind alle 450 untersuchten Apps aufgeführt. Generell empfiehlt TECHBOOK bei der Installation der App immer einen Blick auf die erforderlichen Berechtigungen zu werfen. Handelt es sich etwa um einen Taschenrechner oder einen Messenger, ist die Standortabfrage unangebracht. Fordert eine App diese trotzdem, sollten Sie den Zugriff ablehnen. Auch Apps, die auf Ortung angewiesen sind, etwa Kartendienste, sollten den Zugriff nur bekommen, wenn Sie sie aktiv nutzen. Denn gewährt man generell die Standortabfragen, sammeln diese Apps Daten auch im Hintergrund weiter.