17. April 2020, 3:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Cybergrooming, also wenn sich Erwachsene als Kinder ausgeben, um mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen, ist ein großes TikTok-Problem. Um Kinder und Jugendliche besser vor Nutzern mit bösen Absichten zu schützen, gibt es bald ein Mindestalter für Direktnachrichten. Doch die Sache hat einen Haken.
Die aus China kommende App TikTok startete 2018 auf dem Markt und zählt mittlerweile über eine Milliarde aktiver Nutzer aus 150 Ländern. Konzipiert wurde die App für iOS und Android für die Aufnahme von kurzen Videoclips. Aufgrund eines mangelnden Jugend- und Datenschutzes sowie zu weniger Kontrolle beim Cybermobbing und -grooming geriet TikTok in der Vergangenheit aber immer mal wieder in die Kritik.
Direktnachrichten nur noch für TikTok-Nutzer ab 16 Jahren
Nun möchte der Videodienst dagegen vorgehen und ein Mindestalter für den Versand privater Nachrichten einführen. TikTok-Nutzer unter 16 Jahren sollen bald keine Direktnachrichten mehr senden und empfangen können. Die neue Regelung gilt vom 30. April an, wie die Videoplattform mitteilt. Wer von der Änderung betroffen ist, erhält in der App eine Benachrichtigung und sollte seine Chat-Daten exportieren, weil vom Stichtag an auch kein Zugriff auf das Nachrichtenarchiv mehr möglich sein wird.
Aus Jugendschutzsicht funktioniert die neue Regelung allerdings nur, wenn Jugendliche ihr Alter bei der Anmeldung ehrlich angegeben haben. TikTok hat in den Nutzungsbedingungen als Mindestalter 13 Jahre festgelegt. Das Alter wird aber nur abgefragt, nicht überprüft, so dass selbst Kinder auf der Plattform unterwegs sein können, wenn sie bei der Anmeldung geschummelt haben.
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Cyber-Grooming Ist TikTok eine Gefahr für Kinder?
Eltern können sich mit App ihrer Kinder verbinden
Eltern, die das wissen oder vermuten, können dann nur noch im sogenannten begleiteten Modus verhindern, dass ihr Kind Direktnachrichten schreibt oder empfängt – oder zumindest festlegen, das Nachrichten nur noch mit befreundeten Nutzerinnen und Nutzern ausgetauscht werden dürfen.
Dazu müssen Eltern sich TikTok aber erst einmal selbst installieren. Um besagten Modus zu aktivieren ruft man dann in den Einstellungen „Digital Wellbeing/Privatsphäre“ und „Einstellungen/Begleiteter Modus“ auf.
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Anschließend wird ein QR-Code angezeigt, den das Kind mit seinem Smartphone scannen muss. So werden die Apps verbunden und das Kind willigt ein, dass die TikTok-Nutzung reglementiert werden darf. Eltern können aber nicht sehen, welche Inhalte ihr Kind anschaut oder welche Nachrichten und Kommentare es erhält oder sendet.