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Der Kreislauf der Gewalt

Sonys „The Last Of Us Part 2“ für die PS4 im Test

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TECHBOOK Redaktion

19. Juni 2020, 19:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

„The Last Of Us Part 2“ ist kein Spiel für schwache Nerven. Denn handwerklich ist es zwar ein Meisterwerk, gleichzeitig aber auch eine schwer erträgliche Gewaltorgie.

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Die Playstation 5 ist gerade angekündigt – aber die Zeit der Playstation 4 ist noch nicht vorbei. Kurz vor dem Ende der Lebenszeit seiner Konsole veröffentlicht Sony mit „The Last of Us Part 2“ noch einen echten Blockbuster. Allerdings keinen für die ganze Familie.

Mit der Fortsetzung zu einem der besten Spiele der Playstation 3 hat Entwickler Naughty Dog große Erwartungen zu erfüllen. „The Last Of Us“ überzeugte Spieler wie Kritiker 2013 vor allem mit seiner packenden Geschichte um den mürrischen Schmuggler Joel, Protagonist des Spiels, und seine Ziehtochter Ellie. Die beiden durchquerten die von lebenden Toten verwüsteten USA, um Sicherheit zu finden – und einen Funken Hoffnung für die Zukunft.

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Wie Zombies – nur schlimmer: In «The Last of Us Part 2» hat ein Pilz-Virus große Teile der Menschheit in groteske Monster verwandelt.Foto: Sony Computer Entertainment/dpa-tmn

Trügerische Sicherheit

Seit dem Ende von Teil 1 sind mehrere Jahre vergangen. In Teil 2 dreht sich nun alles um Ellie. Sie ist kein Teenager mehr, sondern eine junge, erwachsene Frau. Sie lebt mit Joel in einer kleinen Stadt, die sich gegen die Infizierten und feindlich gesinnte Menschen erfolgreich zur Wehr setzt. Dort gibt es Stabilität und Sicherheit. Doch ein traumatisches Erlebnis schickt sie auf einen Rachefeldzug in die weitgehend zerstörte und verfallene US-Metropole Seattle. In Seattle gerät Ellie zwischen die Fronten zweier verfeindeter Fraktionen. Und auch die vom Pilz-Virus infizierten Zombies sind weiter eine allgegenwärtige Gefahr.

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Der Zahn der Zeit: Seit dem ersten Teil von «The Last of Us» sind mehrere Jahre vergangen – vor allem Joel, Ellies Ziehvater, ist das deutlich anzusehen.Foto: Foto: Sony Computer Entertainment/dpa-tmn

All das räumt Ellie aus dem Weg, um ihrem Ziel nach Rache nachzukommen. Die beste Methode dafür ist das leise Ausschalten einzelner Gegner. Spieler können sich mit Ellie verstecken und Feinde dann mit einem gezielten Messerstich zu Boden ringen. Geht das schief, hat Ellie auch diverse Schusswaffen. Wer stets aggressiv und laut vorgeht, wird in den meisten Fällen aber scheitern.

Ein Spiel voller Gewalt

Gewalt ist in diesem Spiel allgegenwärtig. Doch während in Spielen wie „Doom“ Brutalität durch ungehemmte Übertreibung zum Slapstick wird, ist sie in „The Last Of Us Part 2“ realistisch, stumpf und abstoßend. So sehr, dass man Kämpfen aus dem Weg geht – nicht, weil das der leichtere Weg wäre, sondern einfach, weil man nicht noch mehr Blut sehen will. Das ist kein Unfall, sondern Absicht: „The Last of Us Part 2“ will zeigen, welche Auswirkungen die Lust nach Rache hat und dass sich der daraus resultierende Teufelskreis der Gewalt nur schwer stoppen lässt.

Technische Meisterleistung

Ob das funktioniert oder ob das Spiel mit dieser realistischen Darstellung eher zum Gewalt-Porno wird, liegt wohl im Auge der Betrachtenden. Beim Autor dieses Artikels führte es vor allem dazu, nicht weiterspielen zu wollen. Handwerklich ist „The Last of Us Part 2“ aber zweifellos ein Meisterstück. Selten sieht man so echt wirkende Gestik und Mimik in Spielen. Im Test fiel kein einziger Software-Fehler auf. Und selbst die ältere, schwächere Variante der Playstation 4 zeigt die teils atemberaubenden Bilder ohne Einbrüche in der Performance.

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Die US-Metropole Seattle ist in «The Last of Us Part 2» völlig überflutet. Manchmal geht es daher nur per Boot weiter.Foto: Foto: Sony Computer Entertainment/dpa-tmn

Echte Vielfalt – in jeder Hinsicht

Ebenfalls positiv: Während die große Mehrzahl der Charaktere in vielen anderen Spielen nach wie vor weiß, männlich und heterosexuell ist, geht es hier in jeder Hinsicht vielfältiger zu. Auch das Leveldesign ist grandios gut gemischt: Meistens geht es linear durch die Spielabschnitte, zwischendurch können die Spielenden aber einzelne Gebiete weitestgehend frei erkunden – und dabei begrenzt selbst entscheiden, wie sie ans Ziel kommen. Wichtige Entscheidungen trifft Ellie allerdings ohne Input des Spielers. Ist man mit diesen Entscheidungen nicht einverstanden, entsteht eine zunehmende Dissonanz zwischen Protagonistin und Spielenden.

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Harter Tobak in Corona-Zeiten

Das macht es teils schwer, die Geschichte zu genießen – genau wie die Rahmenbedingungen ihrer Veröffentlichung. Denn gerade im tatsächlich erlebten Kontext einer globalen Pandemie ist „The Last of Us Part 2“ harter Tobak. Denn das Spiel zeigt vor allem die dunkle Seite der Menschheit – mit einer Welt, die auch 25 Jahre nach dem Ausbruch der Pilz-Infektion immer weiter in Hass und Gewalt abdriftet. Ohne ganz dickes Nervenkostüm ist das nach Monaten der sozialen Isolation nur schwer auszuhalten. Das macht „The Last of Us Part 2“ nicht zu einem schlechten Spiel, im Gegenteil. Zu genießen ist es allerdings, vor allem jetzt, nur mit Vorsicht.

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Im ersten Teil von «The Last of Us» war Ellie noch ein Teenager – nun ist sie eine junge Erwachsene.Foto: Sony Computer Entertainment/dpa-tmn

„The Last Of Us Part 2“ erscheint am 19. Juni für die Playstation 4, ist ab 18 Jahren freigegeben und kostet rund 60 Euro. Für den Test wurde ein Muster des Spiels vom Hersteller bereitgestellt.

Themen PlayStation Sony Test Videospiele
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