1. Mai 2020, 9:00 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Apples iPhone SE bringt sich mit einer Mischung aus alter und neuer Technik und einem überraschend niedrigen Preis ins Spiel.
Für Leute, die gerne mit ihrem prunkvollen Smartphone angeben, ist die Neuauflage des iPhone SE kein guter Kauf. Äußerlich gleicht es dem iPhone 8, das bereits im Herbst 2017 erschien. Sogar die alten Hüllen des iPhone 8 passen Apples neuestem Smartphone wie angegossen.
529 Euro kostete bislang der Einstieg mit dem iPhone 8 in die bekanntermaßen teure Welt von Apple. Mit dem iPhone SE ist das schon ab 479 Euro möglich. Äußerlich ist das SE vom 8er kaum zu unterscheiden – die Neuerungen stecken vor allem im Inneren. Hier hat Apple einiges verändert. Und das beeindruckt sogar die Szene, die sich vor allem mit der Android-Konkurrenz beschäftigt.
Der A13-Bionic-Chip ist ein echtes Kraftpaket
„Das billigste iPhone hat einen leistungsfähigeren Prozessor als das teuerste Android-Handy“, titelt „Androidcentral“. Beim gepriesenen Chip handelt es sich um den A13 Bionic von Apple. Er steckt auch im mehr als doppelt so teuren Spitzenmodell iPhone 11 Pro. Der A13 macht das iPhone SE zu einem Langstreckenläufer. Die große Leistungsreserve wird auch dafür sorgen, dass das Gerät über etliche Jahre hinweg, wie bei Apple üblich, mit jeweils aktueller Systemsoftware versorgt werden kann. Es ist nicht absehbar, wann eine künftige iOS-Version das iPhone SE an seine Leistungsgrenzen bringen wird. Für gewöhnlich erhalten iPhones zwischen drei bis fünf Jahre lang aktuelle Updates.
Die Leistungsfähigkeit des A13 überzeugt auch im Praxistest. Normale Nutzer können ihn mit heute gängigen Anwendungen gar nicht ausreizen. Es gab keine einzige App im Test, die das iPhone SE aus dem Takt bringen konnte. Dass es nur drei Gigabyte Arbeitsspeicher hat – ein GB mehr als das iPhone 8 und ein GB weniger als das iPhone 11 – fällt nicht auf.
Das iPhone SE gibt es in den drei Farben Schwarz, Weiß und Rot. Leider zieren sie nur die Rückseite. Vorne sind die Modelle alle schwarz.
Mit TouchID, aber ohne 3D Touch
Das LCD ist mit seinen 4,7 Zoll (11,9 cm) Diagonale vergleichsweise klein. Auch die Bildschirmränder sind recht groß, ebenso die Ränder ober- und unterhalb des Displays. Zumindest am „Kinn“ des Smartphones muss das so sein. Hier sitzt der „TouchID“-Sensor mit Fingerabdruckerkennung – bei allen anderen Modellen setzt Apple mittlerweile auf Gesichtserkennung.
Wie bereits beim iPhone 11 kommt auch im iPhone SE die 3D-Touch-Funktion nicht zum Einsatz. Damit konnte man seit dem iPhone 6S mit einem kräftigen Fingerdruck auf ein Symbol bestimmte Funktionen einer App auswählen, etwa den Selfie-Modus der Kamera. Das iPhone SE bietet dafür nun „Haptic Touch“: Hier drückt man einfach länger auf das Display – und hat in den meisten Fällen den gleichen Effekt. Das spart den teuren Drucksensor.
Bewährte Kamera – aber besser
Im iPhone SE steckt der gleiche 12-Megapixel-Sensor, den Apple bereits vor drei Jahren im iPhone 8 verbaut hat. Dennoch sehen die Fotos beim neuen Modell besser aus, weil der vielgepriesene A13-Chip mit seinem besseren ISP (Image Signal Processor) der Kamera unter die Arme greift. Gegenlichtaufnahmen fallen heller und schärfer aus als beim iPhone 8. Unterschiede zu den Spitzenmodellen bemerkt man in einer hellen Umgebung kaum. Nur in der Dämmerung kann dann das SE nicht mehr mithalten, weil es keinen Nachtmodus hat wie die iPhone-11-Modelle. Unterschiede gibt es auch im Porträt-Modus, der den Hintergrund schön unscharf erscheinen lässt und so einen Bokeh-Effekt erzeugt. Weil das SE nur eine Linse besitzt, wird die Tiefenunschärfe per Software simuliert und lässt sich nur auf Menschen anwenden – iPhone 11 und 11 Pro können das auch mit Gegenständen. Der Bokeh-Effekt funktioniert jedoch recht gut. Manchmal kann man aber auch Freistellungsfehler erkennen, wenn beispielsweise ein Brillenrand oder ein auffällig großer Ohrring über das Gesicht hinausragt.
Die Selfie-Kamera verfügt zwar nur über 7 Megapixel, produziert dabei aber überraschend gute Porträtaufnahmen. Die Slow-Motion- und Gruppen-Selfies mit erweitertem Bildausschnitt bleiben aber weiterhin den deutlich teueren Spitzenmodellen vorbehalten. Kaum einen Unterschied zum iPhone 11 gibt es dagegen bei den Videoaufnahmen. Hier unterstützt das SE 4K-Auflösung (3840 zu 2160 Pixeln) bei 60 Bildern pro Sekunde ohne jegliches Ruckeln. Die Ultraweitwinkelaufnahmen der Spitzenmodelle sind aber nicht möglich.
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Kein 5G, dafür besseres LTE und WLAN
Wie beim iPhone 11 und 11 Pro ist die fünfte Mobilfunk-Generation (5G) für Apple auch bei iPhone SE kein Thema. Ein erstes 5G-taugliches iPhone wird voraussichtlich erst im Herbst kommen. Immerhin hat Apple bei den Geschwindigkeiten von LTE und WLAN nachgelegt. Wie die Top-Modelle unterstützt das iPhone SE nun Gigabit-LTE, 2×2 MIMO und 802.11ax WLAN 6 – vorausgesetzt man befindet sich in einem entsprechend aufgerüsteten Netz.
Das iPhone SE ist nach IP67 staub- und spritzwassergeschützt. Damit kann das Gerät 30 Minuten in einem Meter Wassertiefe unbeschadet überstehen. Die Glasrückseite ermöglicht das drahtlose Aufladen per Induktion nach dem Qi-Standard. Apple limitiert dabei den Stromfluss auf 7,5 Watt, was den Ladeprozess deutlich verlangsamt. Wer in Eile ist, kann das iPhone SE deutlich schneller mit einem zertifizierten USB-C-zu-Lightning-Kabel und einem passenden 18-Watt-Netzteil aufladen. Es wird jedoch nur ein schwachbrüstiges 5-Watt-Ladegerät mitgeliefert.
Beim Akku hat sich im Vergleich zum iPhone 8 nichts geändert. Der Energiespeicher hat weiterhin eine Kapazität von 6,96 Wattstunden. Beim iPhone 11, das größer und dicker ist, spendiert Apple dagegen eine Kapazität von 11,9 Wh. Entsprechend fallen die Laufzeiten aus. Das iPhone SE spielt hier in der Liga des iPhone 8 und muss bei einer durchschnittlichen Nutzung jeden Abend an die Ladestation. Die größeren Modelle schaffen da deutlich mehr.
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Stärkstes Feature – der Preis
Nun ist Apple für vieles bekannt, aber nicht für seine günstigen Preise. Das neue iPhone SE sticht vor allem deswegen aus der Masse hervor, denn mit 479 Euro ist es spürbar billiger als das bisherige Einstiegsmodell iPhone 8 – und dabei viel leistungsfähiger. Und auch die Versionen mit größerem Speicher haben einen vergleichsweise moderaten Aufpreis. Die 128-GB-Variante kostet 529 Euro und für die größte Version mit 256 GB verlangt Apple 649 Euro. Das ist eine Kampfansage an die versammelte Android-Konkurrenz, die bisher gerne darauf verwies, nutzerfreundlichere Preispolitik zu betreiben.