25. Januar 2019, 14:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Anbieter 1&1 möchte bei den 5G-Versteigerungen mitmischen und mit den etablierten Netzbetreibern konkurrieren. Unterstützung bekommt das Unternehmen dabei aus China.
Seit der Integration des E-Plus-Netzes in die Telefónica-Gruppe im Jahr 2014 gibt es in Deutschland drei Mobilfunknetze: O2, Vodafone und Telekom. Das könnte sich nun aber ändern. Der Internetanbieter United Internet, deren Tochterfirma 1&1 Drillischaus Montabaur ist, möchte ebenfalls ein Gebot bei der Auktion für den ultraschnellen Mobilfunkstandard 5G abgeben. Der neue Mobilfunkstandard ist 100 mal schneller als es die derzeitigen 4G-Netze sind. Dies sei ein Schritt „für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung der 1&1 Drillisch Gruppe als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland”, wie der Online-Konzern mitteilte.
Bereits seit mehreren Wochen wurde vermutet, dass United Internet ebenfalls ein Mobilfunknetz aufbauen will. Am 25. Januar endet die Frist bei der Bundesnetzagentur, um einen entsprechenden Antrag einzureichen. Anschließend soll der konkrete Auktionstermin bekannt gegeben werden. United Internet befeuert damit die Konkurrenz auf dem Mobilfunkmarkt, was bei der Konkurrenz für heftigen Widerstand sorgte.
Vorteil für die Verbraucher
Für die Verbraucher wäre ein viertes Mobilfunknetz von großem Vorteil. „Wir erhoffen uns, dass die Preise sinken, die Qualität der Netze aber gut bleibt“, sagt Susanne Blohm vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Im weltweiten Vergleich seien die Mobilfunktarife hierzulande sehr teuer. Auch Jens-Uwe Theumer vom Preisvergleichsportal Verivox sieht die Kunden dabei auf der Gewinnerseite: „Der Einstieg eines vierten Netzbetreibers ist aus Verbrauchersicht zu begrüßen und dürfte auch die Geschwindigkeit des Netzausbaus insgesamt vorantreiben.”
Die Unterschiede zwischen LTE, 4G und 5G
Um tatsächlich Netzbetreiber in Deutschland zu werden, muss United Internet noch einige Hürden nehmen. Zuerst muss die Bundesnetzagentur die Firma zulassen, damit sie an der 5G-Frequenzauktion im Frühjahr teilnehmen kann. Das dürfte eine Formalie sein. Danach muss sich das Unternehmen bei der Versteigerung um die etwa 20 verschiedenen Frequenzblöcke gegen die Mitbieter durchsetzen. Die Versteigerung könnte schätzungsweise fünf Milliarden Euro in die Staatskasse spülen.
Die Behörde legte für die Auktion bereits Vergaberegeln fest, mit denen Netzbetreiber zum zügigen Ausbau verpflichtet werden. Allerdings gelten für Neueinsteiger Ausnahmeregeln, um sie finanziell nicht zu überfordern. Dies wiederum ärgert die bisherigen Netzbetreiber, sie haben Klagen gegen die Vergaberegeln eingereicht.
Bau eines vierten Netzes mit ausländischer Hilfe möglich
Lange Zeit war unklar, ob der Konzern den Schritt zum Netzbetreiber machen würde, denn damit sind milliardenschwere Investitionen verbunden. Ursprünglich hatte Konzernchef und Gründer Ralph Dommermuth ein sogenanntes nationales Roaming gefordert. Hierbei würden seine Kunden in Funklöchern überall in Deutschland mit dem Netz der Konkurrenz verbunden. Dies lehnte die für die Auktion zuständige Bundesnetzagentur aber ab, stattdessen setzt sie nur auf ein sogenanntes Verhandlungsgebot: Alteingesessene Netzbetreiber müssen also mit Neueinsteigern wie United Internet über eine Mitnutzung der Netze verhandeln. Aber: Zur Öffnung ihrer Netze gezwungen werden sie nicht.
Das neue Netz würde nicht von United Internet selbst, sondern von einem Telekommunikationsausrüster mit der nötigen Erfahrung gebaut werden. Der Ausrüster wäre für den Aufbau und Unterhalt des Netzes verantwortlich, United Internet würde das Netz lediglich im Zuge eines Leasing-Vertrages nutzen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Ein solches Abkommen gibt dem Unternehmen Zugriff auf ein umfassendes Mobilfunknetz, ohne das Risiko des Ausbaus tragen zu müssen. Laut Dommermuth, seien Verhandlungen bereits mit zwei Ausrüstern abgeschlossen. Einer davon ist das chinesische Unternehmen ZTE.
ZTE hat bereits Erfahrung in Deutschland
ZTE ist kein Neuling, wenn es um den Betrieb eines Mobilfunknetzes in Deutschland geht. Das Unternehmen war mehrere Jahre für den Ausbau des E-Plus-Netzes verantwortlich, ein Vertrag mit O2 läuft dieses Jahr aus. ZTE steht damit in Deutschland ohne Großauftrag da und könnte durch eine Zusammenarbeit mit United Internet eine Möglichkeit bekommen, den Fuß in der Tür zu halten. Angesichts der schwierigen Lage des chinesischen Unternehmens, da es zum Beispiel aus den USA komplett verbannt wurde, ist ein Verleib in Deutschland ein wichtiger Faktor.
Nach dem Ende der Auktion Vorbereitungen für 5G-Netze laufen an
3,3 Gigabit pro Sekunde Motorola baut das erste 5G-Smartphone
Neu- und Bestandskunden Was das neue Mobilfunknetz für 1&1-Nutzer bedeutet
Der Konzern
Das aus Montabaur stammende Unternehmen 1&1 Drillisch hat derzeit etwa neun Millionen Mobilfunk-Kunden. Zu weiteren Marken des Konzerns gehören yourfone oder smartmobil.de. Zum Vergleich: Vodafone hat in Deutschland rund 30 Millionen Mobilfunk-Vertragskunden und die Deutsche Telekom etwa 25 Millionen. 1&1 Drillisch ist demnach zwar ein kleiner Marktteilnehmer, als Mobilfunk-Discounter ist er aber auf einem aufstrebenden Ast. Mit dem Netzausbau wolle man „einen wesentlichen Beitrag dazu […] leisten, dass Deutschland zum Leitmarkt für 5G in Europa werden kann”, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
United Internet wurde vom Unternehmer Ralph Dommermuth gegründet, dem noch 40 Prozent des Konzerns gehören. Weitere große Anteilseigner sind der Investmentarm der Allianz (rund 6 Prozent) und der Vermögensverwalter Flossbach von Storch (3 Prozent). Der Konzern hat rund 9000 Mitarbeiter, davon arbeiten circa 3000 in der Telekommunikationssparte. Auch web.de und GMX gehören zum Konzern. 2017 übernahm United Internet den Mobilfunkdiscounter Drillisch, seither hält der Konzern 73 Prozent der Anteile an der Tochterfirma 1&1 Drillisch.