26. März 2020, 14:30 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Auch in diesem Frühjahr setzt Huawei seine Flaggschiff-Reihe fort. Mit dem Huawei P40, dem P40 Pro und dem P40 Pro+ stehen dabei gleich drei Modelle zur Auswahl. Alle drei bieten nicht nur starke Leistung, sie bringen auch die neueste Kamera-Technik aus dem Hause Leica mit. Doch leider bleibt das Google-Problem.
Ab heute startet der Vorverkauf der Modelle, auf den Markt kommen sie hierzulande jedoch erst am 2. Mai. Dabei setzt Huawei sein Augenmerk vor allem auf das Huawei P40 und das Huawei P40 Pro. Das Pro+-Modell kommt später. Aus diesem Grund dürfte das Huawei P40 Pro auch das Gerät sein, was in Deutschland wohl für viele potenzielle Käufer am interessantesten ist. TECHBOOK konnte sich das Huawei P40 Pro vor dem Marktstart bereits im Detail ansehen und verrät im Kurz-Test, in welchen Punkten das neue Smartphone glänzen kann und wo Nutzer Abstriche machen müssen.
Übersicht
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Design des Huawei P40 Pro
Wie bei jeder neuen Smartphone-Generation hat Huawei auch für die P40-Reihe wieder neue Farben entwickelt. Während das P40 Pro+ ein Gehäuse aus Keramik besitzt, sind die beiden anderen Modelle aus Glas gefertigt. Sie stehen wahlweise in den Farben Ice White, Black und Deep Sea Blue zur Wahl. Später soll es auch die Varianten Silver Frost und Blush Gold geben, deren Oberfläche etwas an Milchglas erinnert und die dadurch eine besondere, eher matte Optik erhalten.
TECHBOOK hat die schwarze Ausgabe des Huawei P40 Pro zum Test erhalten, also den Klassiker unter den Smartphone-Farben. Auffallend ist hier die für Fingerabdrücke sehr anfällige Oberfläche, aber auch die gute Verarbeitung. Die Glasrückseite und das gebogene Display gehen nahezu nahtlos in den Metallrahmen über, der dem Gerät die nötige Stabilität verleiht. Das diese nicht ganz unwesentlich ist, zeigte sich in unserem Test des Huawei P40 Pro. Denn aufgrund der sehr glatten Oberfläche rutscht das Smartphone leicht vom Tisch – es fiel das ein oder andere Mal auf den Holzboden, blieb dabei aber glücklicherweise ohne Schaden. Bei einem Sturz auf einen Steinboden dürfte dies aber anders ausfallen, daher ist Obacht gefragt.
Auf der Rückseite des Huawei P40 Pro sticht vor allem die Kamera ins Auge. Die Kamerainsel ist deutlich größer als bei bisherigen Modellen und ähnelt dem Look, auf den auch Samsung bei seiner aktuellen Galaxy-S20-Reihe setzt. Die Kamerainsel nimmt fast die Hälfte der Breite der Rückseite ein und beherbergt im Falle des Huawei P40 Pro vier Sensoren sowie einen Dual-Blitz. Der Umstand, dass sie etwa 2 Millimeter von der Oberfläche hervorragt, führt dazu, dass das Smartphone nie eben auf dem Tisch liegt – und das begünstigt die erwähnte Rutschigkeit.
Ein Display, das endlos erscheint
Beim Display hat sich Huawei nicht nur für die OLED-Technologie entschieden, es ist zu den Seiten hin auch gebogen und kommt so vollkommen ohne Rand aus. Aufgrund der Biegung gibt es ab und zu kleinere Spiegelungen an den Displayrändern, die sich beim P40 Pro aber im Rahmen halten. Einzig eine ovale Punchhole-Notch stört den Infinity-Look des Displays. Da die Notch die Dual-Frontkamera und einen Infrarotsensor beherbergt, fällt sie breiter aus als vergleichbare Lösungen und ist deutlich sichtbar.
Der Screen des Huawei P40 Pro kommt auf eine Diagonale von 6,58 Zoll, löst 2640 x 1200 Pixel auf und erfreute im Test durch seine farbstarke und kontrastreiche Darstellung. Die maximale Helligkeit ist vollkommen ausreichend, könnte aber in grellem Sonnenlicht etwas höher sein.
Technische Ausstattung
In der neuen P-Reihe setzt Huawei den aktuellen Kirin-Prozessor aus eigener Fertigung ein. Dementsprechend arbeitet im Huawei P40 Pro der Kirin 990, den der Hersteller auf der IFA im vergangenen Sommer vorgestellt hat. Begleitet wird er von 8 GB Arbeitsspeicher sowie 256 GB internen Speicher, der sich mittels Huaweis NM-Card erweitern lässt.
Das System on Chip (SoC) aus Octa-Core-Prozessor, Grafik und Mobilfunk-Modul unterstützt auch 5G und erlaubt somit standardmäßig das Funken in den neu ausgebauten Netzen erlauben. Ebenso verfügt der Kirin 990 über eine Dual-NPU (Neural Processing Unit), die speziell für die künstliche Intelligenz des Smartphones zuständig ist. Und die hat Huawei bei der P40-Reihe durchaus sinnvoll und umfangreich erweitert. Das zeigt sich vor allem bei der Kamera, auf die wir später im Test noch näher eingehen.
Aufgrund des aktuellen-Top-Prozessors und der guten Speicherausstattung kann das Huawei P40 Pro im Test überzeugen. Selbst beim Spielen grafisch aufwendigerer Games wie „Asphalt 9“ ruckelte nichts, die Anzeige bleibt flüssig. Im normalen Betrieb zeigt sich die flüssige Performance beim schnellen Wechsel zwischen Bildschirmen und Apps – das macht Freude!
Auch der Benchmark-Test von AnTuTu belegt dem Huawei P40 Pro sehr gute Werte und bestätigt damit unsere Beobachtungen. Das Smartphone erreichte hier einen Gesamtwert von 468.572 Punkte und reiht sich so in die Top 5 der besten bislang getesteten Android-Smartphones ein.
System: Pferdefuß Android-Apps
Auf den ersten Blick kann auch das System der neuen Huawei-P40-Modelle überzeugen. Immerhin kommen sie mit dem aktuellen Android 10 sowie der neuesten Huawei-Oberfläche EMUI 10.1. Auch an Apps findet sich zum Start nur das Wesentliche auf den Smartphones – Huawei verzichtet komplett auf Bloatware.
Was sich aber nicht findet, und das ist entscheidend, sind Google-Apps. Nachdem bereits das Huawei Mate 30 Pro (vorgestellt im Oktober 2019) als erstes Huawei-Smartphone die Auswirkungen im Streit zwischen den USA und China mit aller Wucht zu spüren bekommen hat, ereilt dieses Schicksal nun auch der P40-Reihe. Denn aufgrund des US-Embargos erhält der Hersteller für neue Geräte keine Google-Lizenz und muss somit ohne wichtige Google-Apps wie den Play Store, YouTube, Gmail und Co. auskommen.
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AppGallery enorm ausgebaut
Huaweis Lösung gegen dieses Dilemma heißt AppGallery. Dabei handelt es sich um den eigenen App-Store des Herstellers. Und hier müssen wir unseren Hut ziehen, denn in kurzer Zeit ist es Huawei gelungen, einen brauchbaren App-Store auch für europäische Anwender auf die Beine zu stellen. Es kommen stetig neue Apps hinzu, doch leider fehlen eben auch essentielle Anwendungen.
Möchten Nutzer beispielsweise WhatsApp installieren, werden sie aus der AppGallery heraus auf die Downloadseite des Messengers geleitet. Diese Lösung ist zwar ungewöhnlich, erfüllt aber ihren Zweck. Ärgerlich ist hingegen, dass eben den Google-Anwendungen eben auch Apps wie Instagram fehlen und es derzeit (noch) keine schnelle Alternative zur Installation gibt. Hier müssen Nutzer somit auf alternative App-Stores zugreifen und die Apps per APK installieren – was einige vielleicht zu kompliziert finden.
Immerhin einen Trost gibt es aber: Wechseln Nutzer von einem Huawei-Smartphone auf das P40 (Pro), können sie ihre auf dem alten Gerät installierten Apps mit „Phone Clone“ umziehen – auch WhatsApp samt Chat-Verlauf. Das umständliche Installieren aller einzelnen Anwendungen auf dem Neugerät entfällt. Voraussetzung ist aber, dass die zuvor installierten Apps auch auf dem neuen Gerät – und somit mit der App Gallery – kompatibel sind.
Zudem hat Huawei eigene Lösungen für wichtige Programme entwickelt, dazu gehört zum Beispiel der eigene Video-Messenger „MeTime“, der es auch erlaubt, den Smartphone-Bildschirm mit Freunden zu teilen, oder die Streaming-Dienste für Musik und Video.
Huawei P40 Pro mit leistungsstarker Leica-Kamera
Nicht weniger als sechs Kameras bringt das Huawei P40 Pro mit – eine Dual-Kamera mit 32 Megapixel auf der Front und eine Quad-Kamera auf der Rückseite. Entwickelt wurden sie – typisch für Huawei – in Zusammenarbeit mit dem Kameraprofi Leica.
Um es vorweg zu nehmen: Die Quad-Kamera des Huawei P40 Pro macht hervorragende Bilder. Grund ist die sehr gute Kamera-Technik gepaart mit einer verbesserten künstlichen Intelligenz (KI). Letztere ist nun beispielsweise in der Lage, Personen, die durchs Bild laufen, automatisch herauszurechnen. Das gleiche gilt für Spiegelungen, wenn Nutzer beispielsweise durch Glas fotografieren.
Die Kamera-Ausstattung des Huawei P40 Pro setzt sich wie folgt zusammen: Der Hersteller hat insgesamt vier Sensoren integriert, wobei es sich beim Hauptsensor um ein Ultra-Vision-Objektiv mit 50 Megapixel handelt. Er ist mit 1/1.28 deutlich größer als der 1/1.7-Sensor der P30-Reihe und somit wesentlich lichtempfindlicher. Die Farberkennung in Form von RYYB hat Huawei indes beibehalten. Beim zweiten Sensor handelt es sich um ein Teleobjektiv mit 12 Megapixel, 5-fachem Periskop-Zoom und OIS (optischer Bildstabilisator). Es folgt als dritter Sensor ein Cinelens-Ultra-Weitwinkel mit 40 Megapixel und Autofokus sowie zu guter Letzt ein ToF-Tiefensensor für ein besseres Bokeh.
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Mit dieser Kamera-Ausstattung gelingen nicht nur Nahaufnahmen gut, dank verbessertem und bildstabilisiertem Zoom lassen sich Objekte auch nah heranholen. Selbst bei wenig Licht schafft der größere Sensor eine gute Ausleuchtung – davon profitieren auch Nachtaufnahmen.
Lediglich beim Beauty-Modus innerhalb von Portrait-Aufnahmen waren uns die Anpassungen der KI im Test des Huawei P40 Pro etwas zu stark. Die Gesichter wirkten dadurch fremd. Hier werden wir in den kommenden Tagen aber weiter testen und die Kamera intensiver ausprobieren, um alle Neuheiten, die Huawei verspricht, zu entdecken.
Akku des Huawei P40 Pro im Test
Einen Punkt, der ebenfalls noch etwas Zeit zum Testen erfordert, ist der Akku. Wie lange er im Alltag durchhält, werden wir daher noch nachreichen.
Nur soviel sei gesagt: Der Akku des Huawei P40 Pro hat eine Kapazität von 4200 mAh, was für die Größe und Ausstattung des Smartphones in Ordnung ist. Etwa eineinhalb Arbeitstage sollten Nutzer damit auf jeden Fall über die Runden kommen. Geladen wird die fest verbaute Batterie entweder per USB-C-Verbindung und dank 40 Watt besonders schnell, oder kabellos mit bis zu 25 Watt. Das Huawei P40 Pro dient dank Reverse Wireless Charging auch als Ladematte für andere Geräte, die kabelloses Laden unterstützen.
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Preise und Verfügbarkeit
Beide neuen Huawei-Smartphones lassen sich ab heute vorbestellen. Die frühen Vogel erhalten die True-Wireless-Kopfhörer Huawei FreeBuds 3 und die Smartwatch Watch GT2e als kostenlose Zugaben. Die Smartphones selbst gibt es ab dem 2. Mai im Handel. Dabei kostet das Huawei P40 799 Euro und das Huawei P40 Pro 999 Euro zum Start.
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Ohne Frage ist das Huawei P40 Pro eines der leistungsstärksten Smartphones, das Nutzer derzeit bekommen können. Der Prozessor sorgt für eine flotte Performance, die dazu animiert, das Gerät an seine Grenzen zu bringen. Internet und Telefonie funktionieren einwandfrei und auch das Display kann durch seine Größe und seine gute Darstellung begeistern. Lediglich bei starkem Sonnenlicht hätten wir uns etwas mehr Helligkeit gewünscht.
Das Hauptaugenmerk legt Huawei auf die Kamera – zu Recht. Denn die Quad-Kamera mit Leica-Branding macht grandiose Bilder in unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Der nun optimierte Bildstabilisator erlaubt es, besonders nah an ein Motiv in der Ferne zu zoomen und hält Verwacklungen dabei im Rahmen. Auch Makro-Aufnahmen schafft die Kamera problemlos. Es gibt eine neue KI und so viele Funktionen, dass wir sie uns in den kommenden Tagen noch ausführlicher ansehen müssen.
Pferdefuß der Huawei-P40-Reihe bleibt aber die fehlende Google-Anbindung. Zwar hat es Huawei geschafft, seinen App-Store brauchbar und umfangreich auszubauen, er kommt aber noch lange nicht an den Play Store von Google heran. Es fehlen leider noch immer grundlegende Apps – allen voran Instagram. Käufer der neuen Huawei-Smartphones müssen sich daher auf das Experiment eines alternativen App-Stores einlassen – und ob sie dafür bei Gerätepreisen zwischen 800 und 1000 Euro bereit sind, wird sich zeigen.